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Ulrich Zimmermann (Vorsitzender des Vorstands der EMA eMobilität für alle eG)

Elektromobilität für Arbeitnehmer via Gehaltsumwandlung

In einem Kurzinterview gibt uns Ulrich Zimmermann (Vorsitzender des Vorstands der EMA eMobilität für alle eG) einen Einblick zur Möglichkeit für Arbeitnehmer, ein Elektroauto via Gehaltsumwandlung zu fahren.

GCM: In welchen Schritten kam es zur Gründung der EMA eMobilität für alle eG und welche Ziele werden verfolgt?

Ulrich Zimmermann: Seit Jahren bin ich deutschlandweit als Trainer in Genossenschaftsbanken tätig und fahre pro Jahr rund 50.000 Kilometer. Das bedeutet: Bevor ich mir vor 2 Jahren einen Tesla gekauft habe, habe ich zwischen 5 und 10 Tonnen CO2 pro Jahr in die Luft geblasen. Luft, die wir alle atmen und die uns immer häufiger krank macht. Es gibt also viele gute Gründe, nicht mehr zu warten, sondern sofort zu starten – und wenigstens mit dem Zweitwagen auf Elektromobilität umzusteigen. Um das den Menschen in Deutschland zu ermöglichen, haben wir vor einem Jahr die Genossenschaft „EMA eMobilität für Alle“ kurz EMA gegründet. Ganz bewusst eine Genossenschaft, da für uns nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund steht, sondern der Nutzen für unsere Mitglieder. Wir wollen möglichst vielen Menschen den Zugang zu CO2-neutraler eMobilität ermöglichen. Unser Ziel ist es, in den nächsten 5 Jahren 100.000 eAutos kostenneutral auf die Straße zu bringen und so einen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz zu leisten.

GCM: Per Gehaltsumwandlung soll der Weg zur Durchsetzung der Elektromobilität bei Angestellten führen. Welche Anreize für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gibt es, um diesen Weg zu beschreiten?

Ulrich Zimmermann: Für mich geht es hier nicht um eine Durchsetzung der Elektromobilität, sondern darum, die Menschen zu überzeugen: sowohl mit finanziellen Anreizen als auch mit dem Appell an den gesunden Menschenverstand. Angestellte zahlen die Kosten für ihre Autos immer aus versteuertem Gehalt. In der Regel geben sie dafür 300 bis 400 Euro pro Monat aus. Dafür kann man sich ältere gute Verbrenner-Gebrauchtwagen kaufen. Machen wir es vereinfacht an einem Rechenbeispiel fest. Lassen wir jemand mal 4.000 Euro im Monat brutto verdienen. Nach allen Abzügen hat er rund 2.000 in der Tasche. Davon zahlt er nun noch ca. 400 Euro Kfz-Kosten. Zum Leben bleiben dann noch 1.600 Euro.
Jetzt kommt unser EMA-Gehaltskonzept ins Spiel. Wir bauen das Gehalt um und bauen die Kosten für ein neues eAuto mit ein. Der Arbeitgeber least ein eAuto und überlässt es dem Arbeitnehmer. Durch ein paar Umgestaltungen beim Gehalt haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer weniger Abzüge. Am Ende hat der Arbeitnehmer ein neues eAuto und in der Regel sogar noch 100 bis 200 Euro mehr zum Leben in der Tasche als vorher. Er fährt CO2 neutral eAuto und tut etwas aktiv für die Umwelt.

GCM: Welche infrastrukturellen Maßnahmen verhelfen aus Ihrer Sicht der Elektromobilität zu mehr Akzeptanz bei den Teilnehmern?

Ulrich Zimmermann: Aus unserer Sicht sollten eAutos dann laden, wenn sie ohnehin gerade stehen. Der wichtigste Ansatz: Pendler Autos stehen über Nacht zu Hause und sind tagsüber bei der Arbeit. Pendler mit eigenem Haus könnten über Nacht zu Hause laden. Wir sprechen allein in Deutschland von ungefähr 8 bis 10 Millionen Zweitwagen. Das würde ohne weitere Ladeinfrastruktur sofort funktionieren.
Zweitwichtigster Ansatz: Für alle Angestellten, die daheim keine Lademöglichkeiten haben, aber trotzdem gerne kostenneutral ein neues eAuto fahren wollen, wäre eine Ladestation beim Arbeitgeber wichtig. Hier könnten viele Firmen mit Ladesäulen auf ihren Parkplätzen gute Impulse für ein nachhaltiges Wirtschaften setzen.
Dritter Ansatz: Es gibt ja nicht nur Pendler – die meisten fahren im Durchschnitt nicht mehr als 60 Kilometer pro Tag –, sondern auch Vielfahrer wie mich. Das Thema Reichweite ist aus meiner Sicht kein wirkliches Problem mehr, denn wer heimfährt, kann daheim wieder laden. Wer unterwegs übernachtet, braucht Hotels und Restaurants mit Lademöglichkeit. Deswegen sind wir von der EMA eine Kooperation eingegangen und wir bieten über unsere eigene Plattform über 600 Hotels allein in Deutschland an, bei denen man über Nacht aufladen kann. Natürlich kommen auch bei den Vielfahrern die Lademöglichkeiten bei den Unternehmen selbst wieder ins Spiel. Dann wäre ein Aufladen während des Kundentermins oder den Montagearbeiten möglich. Für die wirklichen Fernstrecken entstehen ja bereits immer neue Ladestellen an den Autobahn-Raststätten und Autohöfen.

Mehr Informationen zu der Genossenschaft unter EMA eMobilität für alle eG.

Addendum:

Interview aus dem green car magazine Ausgabe IV / 2017.

Titelbild Copyright Ulrich Zimmermann.

N. Hagedorn
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