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Ford Mustang Mach-E GT

Ford Mustang Mach-E GT im Europatest

Der Ford Mustang hat eine lange und erfolgreiche Tradition in der Motorsportgeschichte. Legendär sind die getunten Sportversionen Mustang Shelby. Er war Bestandteil zur Serie von Ford Mustangs in den Sechzigern, die von Carroll Shelbys Firma im Stile des Shelby Cobra speziell umgebaut und als Serie verkauft wurden. Die neue elektrische Generation des Mustangs als Mach E hat inzwischen auch die sportlich ambitionierten Fahrer ins Visier genommen und tritt als Konkurrent im viel umkämpften Markt der Sport Coupes mit Allradantrieb auf. Wir haben ihn umfangreich auf über 3.000 Kilometern Langstrecke ausführlich getestet.

Der Mustang konnte von uns schon im letzten Jahr als Extended Range Version ausführlich getestet werden. Die noch sportlichere GT-Version ist aktuell die sportlichste und leistungsstärkste Version. Bei unserem Test im Fokus standen nicht nur die Spurtstärken und der Allradtest, sondern auch die Ladefähigkeiten im Langstreckentest nach Italien. Wer eine Langstreckenreise unternimmt, hatte in den vergangenen Jahren häufiger mal Probleme mit der Ladeinfrastruktur. Die Sorgen sind zumindest beim Trip über die A7 vom Norden bis nach Bayern inzwischen unbegründet. Wir konnten uns im Vorfeld schon mal darüber informieren, dass inzwischen spätestens alle 50 Kilometer entlang der Autobahn Schnellladestationen mit mindestens 150 kW Ladeleistung zur Verfügung stehen. Die Fragen, die im Vordergrund stehen, sind dann eher wie lange muss ein Ladestopp eingelegt werden und wie ist die Reichweite auf den Autobahnabschnitten.

Ford Mustang Mach-E GT am Supercharger vonT ank und Rast
Ford Mustang Mach-E GT am Supercharger vonT ank und Rast

Der Supersportler Mach-E GT

Das Kofferraumvolumen des Mustang Mach E reicht entspannt für bis zu 4 große Flugkoffer und kann entsprechend mit genügend Gepäck für die Reise beladen werden. Wir sind mit 2 Personen plus Hund in den Süden aufgebrochen. Der Mach-E GT ist aktuell die höchste Sportvariante mit Allradantrieb und einem großen Akku mit 98,7 kWh brutto Ladekapazität. Mit einem maximalen Drehmoment von 870 N und einer Systemleistung von 358 kW (487 PS) ist es leistungsstark im Sprint von 0 auf 100 km/h innerhalb von 3,7 Sekunden beschleunigt. Die Abriegelung der Höchstgeschwindigkeit erfolgt erst bei gut 200 km/h. Damit ist er auch auf den frei gegebenen Autobahnabschnitten sehr sportlich unterwegs.

Auch optisch gibt es bei unserem Testwagen einige optische Kniffe, um den Sportwagencharakter hervorzuheben. Da ist zum Beispiel das feiste Cyber-Orange als Metallic-Lackierung, bei unseren Fahrten und Ladestopps stach es schon ins Auge der Betrachter. Ein typisches V8-Verbrennergeräusch gibt es natürlich nicht, aber immerhin gibt es ein digitales Soundpaket, das beim Fahrmodus „Temperamentvoll“ einen entsprechenden Soundeffekt über die Lautsprecher erzeugt.

Sportlich ambitioniert sind ebenfalls die Sport Performance Sitze mit einem sehr guten Seitenhalt und elektrischer Konfiguration, die umfangreichen Assistenzsysteme oder die großen 20 Zoll Leichtmetallräder. Im Interieur glänzt die ansprechende Polsterung in Lederoptik und gut angesetzten Ziernähten. Ford setzt ähnlich wie Tesla auf einen großen zentralen 15,5 Zoll großen Infotainment-Monitor. Den Kontrast bildet das bescheiden ausfallende Instrumenten- und Fahrinfo-Display hinter dem Lenkrad. Hier beschränkt man sich auf die laufend wichtigen Informationen zur Fahrgeschwindigkeit und den eingeschalteten Fahrassistenten. Der Preis für den komplett ausgestatteten Mach-E GT gibt es ab 77.200 Euro UVP (September 2023).

Ford Mustang Mach-E GT Lenkrad und Display
Ford Mustang Mach-E GT Lenkrad und Display

Die Reichweiten im Sommerbetrieb

Ford gibt für den Mach-E GT einen Verbrauch laut WLTP-Zyklus von 21,2 kWh für 100 Kilometer Reichweite an. Das ist unter den „Laborbedingungen“ des WLTP gültig, doch schon beim ersten Laden vor dem Reisestart auf 100% werden auf dem Display bei sommerlichen Temperaturen von über 20 Grad Außentemperatur nur 390 Kilometer prognostiziert. Von der Bruttoakkukapazität bleiben 88 kWh aktiv nutzbar. Daraus lassen sich dann für die Reise schon mal eher 300 bis 350 Kilometer bis zum Ladestopp realistisch erscheinen.

Das bestätigt sich dann auch während der gesamten Reisedauer auf den Autobahnfahrten. Wie bei allen Elektroautos sind die tatsächlich erzielbaren Reichweiten von vielen Faktoren wie Klimatisierung, gewähltem Fahrmodus, Fahrgeschwindigkeit und Außentemperaturen abhängig. Bei unserem ausführlichen Trip fast ausschließlich mit Autobahnbetrieb sind die Belastungen höher als beim normalen Drittelmix im Alltag. Der angezeigte Verbrauch bei unserem Sommertest lag im Mittel bei 24 kWh über die gesamte Strecke auf den Autobahnen.

Ford Mustang Mach-E GT  - Übersichtliche Anzeige der nächsten Ladestationen.
Ford Mustang Mach-E GT – Übersichtliche Anzeige der nächsten Ladestationen.

Für die Ladevorgänge haben wir verschiedene Anbieter genutzt, um ein Bild von den praktischen Ladezeiten zu gewinnen. Dazu gehörten unter anderem ENBW, Ionity oder Fastned. Genutzt wurden Ladesäulen mit mindestens 150 kW Ladeleistung. Für das Suchen der Ladesäulen haben wir uns direkt beim integrierten Navigationssystem bedient. Per Touch lassen sich übersichtlich alle Schnellladestationen in der Nähe mit Entfernungsanzeige und Ansicht auf der Karte anzeigen. Bis auf eine gesperrte Ladestationen funktionierten alle Stationen auf Anhieb mit einer Shell-Ladekarte.

Die Preise bei den Anbietern variieren stark bei den Anbietern der Ladekarten oder Lade-Apps. Daher kann man sich hier nur fortlaufend bei verschiedenen Portalen über die Preisentwicklungen informieren.

Den ersten Zwischenstopp haben wir nach gut 300 Kilometern in Niedersachsen vorgenommen. Die Ladevorgänge haben wir bei einer Restkapazität von 15 bis 20% vorgenommen. An den Schnellladesäulen haben wir auf dem Trip jeweils circa 40 Minuten für die Ladung auf 80% Kapazität einplanen müssen und hatten auch bei den unterschiedlichen Anbietern keine Probleme mit den Ladvorgängen. Aufgefallen sind wir schon aufgrund er auffälligen Lackierung, der Mustang Mach-E GT ist momentan noch selten anzutreffen an den Ladeparks.

JahrVerkaufszahlen in Europa Ford Mach E
2020185
202123,054
202225,217
Quelle goodcarbadcar

Sensoren und Assistenten

Bis zum ersten Zwischenstopp auf dem Weg nach Italien in Heidenheim an der Brenz mussten wir zweimal laden. Zeit für eine ausgiebige Pause und einen Kaffee zwischendurch hatten wir schon eingeplant. So richtig einfahren und individuell konfigurieren nach eigenem Gusto lässt sich der Mustang Mach-E auf diesen langen Touren. Die Sensoren für den Spurhalteassistenten reagieren sehr sensibel und so ganz ohne Meldungen im Display fährt es sich nur bei sehr gut gekennzeichneten Strecken. Sobald die eindeutigen Kennzeichnungen wegfallen oder es in die Autobahnbaustellen geht gelangt das System an seine natürlichen Grenzen.

Eindeutig entspannter fällt die adaptive Geschwindigkeitsregelung aus, einmal per linken Daumen aktiviert kann zügig per Wippe die Geschwindigkeit eingestellt werden und das Einhalten der Abstände zum vorausfahrenden Fahrzeug funktionierte bei unseren Autobahnstrecken ohne Probleme. Selbst bei einscherenden Fahrzeugen oder Notbremssituationen griffen die Bremsen zügig und beherzt zu und verhinderten Kollisionen. Man kann wirklich entspannt und vorausschauend fahren. Ein großer Pluspunkt. Die automatische Erkennung der Höchstgeschwindigkeit funktioniert überwiegend, optimal wäre für die Zukunft die von einigen Anbietern schon durchführbare automatisierte Anpassung der eingestellten Geschwindigkeit.

Ford Mustang Mach-E GT - Konfigurationsmenü
Ford Mustang Mach-E GT – Konfigurationsmenü

Ebenfalls gut gelöst sind bei den höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn die Einblendung von aktuellen Gefahrenwarnungen bei Unfall, liegengebliebenen Fahrzeugen oder erwartbaren Baustellen. Allerdings müssen auch viele Warnungen jeweils mit Druck auf den OK-Knopf am Lenkrad quittiert werden zur Bestätigung.

Langstreckenqualitäten

Auf Langstrecken zu empfehlen ist auf gut gereinigte Sensoren zu achten, denn sobald Verschmutzungen die Sensoren beeinträchtigen, wird auch eine entsprechende Warnmeldung eingeblendet und die Funktionen treten dann außer Kraft.

Ansonsten steht gerade bei Langstrecken mit dem Sport Coupe der Fahrspaß im Vordergrund, die Überholvorgänge sind alle durchgehend zügig zu bewältigen und die kraftvolle Beschleunigung aus allen Fahrsituationen sind schon beeindruckend. Dazu gesellt sich die großartige Ruhe und das entspannte Fahren selbst bei hohen Geschwindigkeiten. Der Allradantrieb bietet einen sehr guten Grip bei Kurvenfahrten und bei schlechtem Wetter auf nassen Fahrbahnen.

Für die Zukunft ist für noch kürzere Ladzeiten wohl die Umstellung auf ein 800V Bordnetz die optimale Ergänzung. Damit sind nicht nur sportliche Ambitionen beim Fahren, sondern auch beim Laden an der Tagesordnung.

Ford Mustang Mach-E GT. Übersichtlicher Ladeanschluss mit Anzeige und Entriegelung.
Ford Mustang Mach-E GT. Übersichtlicher Ladeanschluss mit Anzeige und Entriegelung.

Fazit

Auf fast 3.000 Kilometern durch Europa hat der Mustang E-Mach GT einen grundsoliden und sehr agilen Eindruck hinterlassen. Das 400V Bordnetz hat sämtliche Ladevorgänge in der versprochenen Ladezeit an den Schnellladesäulen unterschiedlicher Anbieter absolviert. Zu dem Fahrspaß gesellt sich ein sehr ausgereiftes adaptives Fahrverhalten und mit dem Allradantrieb eine hohe Fahrsicherheit in Kurven und widrigen Wetterverhältnissen.

N. Hagedorn