Alle internationalen Automobilhersteller drängen auf den europäischen Markt, um sich hier in der Publikumsgunst zu messen mit den traditionellen europäischen Marken. Dazu zählt auch Xpeng Motors, ein 2014 in China gegründetes Automobilunternehmen. Das Unternehmen setzt als selbsternannter „Erforscher der Zukunftsmobilität“ andere Akzente im Automobilbau als die Europäer. Ein spannender Trip mit dem viertürigen Coupe P7 in neue Sphären im Automobilbau und zukünftige Trends.
Mit der Markteinführung des P7 in Europa setzt der Hersteller auf ein in China bereits bewährtes Auto. Es wurde gleich nach der Markteinführung 2021 bereits mit dem Titel „Auto des Jahres 2021“ zusammen mit dem Hongqi H9 im Heimatland ausgezeichnet. Auf den ersten Blick erinnert er mit der sehr schlichten und akzentuierten Linienführung an den legendären Kit aus der amerikanischen Sciencefiction Serie „Knight Rider“. Die durchaus geschickt gewählte Reminiszenz passt auch zum digitalen Interieur.
Der Außerirdische?
Also erst einmal Platz nehmen im „Außerirdischen“ und einen neuen Blick auf hohe Funktionalität nehmen. Hier zeichnen sich schon deutliche Konturen gegenüber der europäischen Konkurrenz ab. Anstelle von Schaltern, Kipphebeln oder Knöpfen am Armaturenbrett treten hier sehr gut ablesbare Displays in den Mittelpunkt. Alle FahrerInnen, die ihr Smartphone seit Jahren begleitet, werden sich hier sehr zügig zurecht finden. Wie bei den Einstellungen im Phone sind auch hier schnell alle notwendigen Funktionen nach eigenem Gusto schnell einstellbar, die Smartphoneanbindung inklusive praktisch platzierter Ladeschale ist vorbildlich integriert und auch die Navigationsziele lassen sich schnell per Sprachbefehl finden.
Ein paar Details lassen einen dann doch Schmunzeln und erinnern an tradierte europäische Fertigungskunst. Gleich beim Start erscheint die Platzierung und Bedienung des an der rechten Seite hinter dem Lenkrad platzierte Automatikwahlhebel als eine perfekte Kopie des bewährten Konzeptes von Mercedes-Benz inklusive des Tipps auf den Kopf des Hebels für die Parkstellung. Auch das in der Mittelkonsole große schließbare Staufach hat sich schon bei BMW oder Mercedes bewährt. Die Verarbeitungsqualität ist gegenüber früheren Modellen chinesischer Hersteller den europäischen Ansprüchen angepasst und überzeugt.
Funktionalität
Im Preissegment und von der Anmutung kann sich der P7 messen lassen mit Konkurrenz von Audi, BMW oder Mercedes-Benz. Und doch spricht er ein neues Klientel an und der Hersteller Xiaopeng Motors bezeichnet es bewusst als „Smart Electric Coupé“. Es ist eine deutliche Abkehr vom vollständigen Komfort europäischer Modelle hin zu einer hohen Funktionalität für den Nutzer und einer ansprechenden Reichweite. Der Xpeng P7 ist entstanden aus der engen Kooperation mit den beteiligten Technologieriesen Alibaba und Xiaomi.
Die Basis bildet die In-Car Mini APP-Plattform. Hierbei steht die Bereitstellung intelligenter Dienste für das Auto im Vordergrund. Das ist spürbar und erlebbar während der Fahrt für die Dienste Navigation, Verkehr, Fahrerüberwachung und Reiseassistenz. Auch wenn die Durchsage „Schulzentrum voraus“ einen Kilometer vor jedem erwarteten Schulbau etwas nervt, zeigt es doch die Möglichkeiten einer voraus schauenden Navigation mit der Reduzierung von Unfallpotentialen deutlich an.
Der P7 transportiert äußerlich ansprechende und innerlich technisch ausgeklügelte Assistenzsysteme mit sich, die sich in der Fahrzeugsicherheit durchaus wahrnehmen lassen. Ein Beispiel sind die Brembo Bremsen kombiniert mit dem Bosch iBooster Bremssystem, das mit einer über 90% Energierückgewinnung bei Bremsvorgängen punkten kann und den Bremsweg aus 100 km/h auf gut 35 Meter reduziert. Das kann dann auch mal ganz zügig für die nachfolgenden Fahrzeuge zum Desaster werden. Bei einer Fahrt über die Landstraße wurde vom autonomen Notbremssystem ein tatsächlich nicht vorhandenes Hindernis falsch eingestuft und urplötzlich eine Notbremsung ausgelöst. Zum Glück befand sich hinter uns in diesem Moment kein Auto. Das ist halt Fluch und Segen der autonom agierenden Notbremssysteme.
Interieur
Im Innenraum wird Wert gelegt auf die Reduzierung auf die wesentlichen Elemente wie Sitze mit einem guten Seitenhalt, ein ergonomisches Lenkrad und ein ausgereiftes Audiosystem. Schon beim Start fallen die beiden auf Kopfhöhe eingebauten Dynaudio-Hochtöner hinter der Vorderscheibe auf. Der Schwerpunkt wird auf die digitalen Erlebniswelten im Fahrinfo-Display hinter dem Lenkrad und dem zentralen großformatigen Infodisplay über der Mittelkonsole gelenkt. Die Orientierung der User auf das Display gehört für Hightech-Unternehmen zur Philosophie. Das autonome Auto wird wohl schon in wenigen Jahren zum Alltag gehören, das kann man spätestens beim Fahren des P7 in Teilen erleben.
Reichweiten
Das Thema Reichweitenangst rückt seit Jahren immer weiter in den Hintergrund. Beim P7 lässt die sehr gute Rekuperationsleistung und das große Akkupaket Reichweiten im Sommertest von bis zu 500 Kilometern im Praxistest im ECO-Modus zu. Damit liegt der P7 im oberen Segment der E-Sportcoupes und bestätigt auch an den Schnellladestationen mit Ladespitzen bis zu 160 kW bei verschiedenen Anbietern ein praxisgerechte Ladeleistung. In einer halben Stunde sind so wieder über 400 Kilometer reale Reichweite erzielbar.
Der zentrale Bildschirm mit 14,96 Zoll hat eine 2K-Auflösung. Darunter befinden sich kabelloses Laden, zwei Getränkehalter und eine zentrale Box, die sich wie bei einem BMW oder Mercedes öffnen lässt. Die Box bietet ausreichend Platz; sie enthält zwei USB-Anschlüsse und eine Buchse. Unter der Ladeschale gibt es zusätzlich einen offenen Stauraum, der gut erreichbar ist.
Fazit
Im Test überzeugt beim P7 vor allem die funktionale Ausrichtung und ist eine Alternative zu den Sportcoupes europäischer Produktion. Mit der sehr guten Reichweite und dem überzeugenden Rekuperationsverfahren ist er ideal für den Langstreckenbereich. Gekoppelt mit dem stylischen Design hat der P7 das Potential schon in ein paar Jahrzehnten zum gesuchten Youngtimer zu werden.
Addendum
Test aus dem Sommer 2024
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