Der Volkswagen-Konzern baut neben dem Ausbau der Elektromobilität auf neue Modell mit Erdgasantrieb. In der Vergangenheit hat Volkswagen bivalente Lösungen mit Erdgas und Benzin aufgrund der spärlichen CNG-Tankstellen angeboten. Die neuen Generationen vom Polo und Golf werden mit drei Erdgastanks ausgeliefert. Beim neuen Golf TGI erhöht sich die Reichweite gegenüber dem Vorgängermodell um gut 80 km. Der kleine Benzintank dient dagegen nur als Reserve. Der langfristige Vorteil liegt in einer besseren CO2-Bilanz durch den möglichen Einsatz mit Biomethan oder e-Gas. Biomethan wird aus pflanzlichen Reststoffen gewonnen, e-Gas aus überschüssigem Grünstrom (Power-to-Gas) , die den Kraftstoffen beigemischt werden. Wie bewährt sich der monovalente Golf im Alltag?
Im Golf TGI wird ein 1.5 Liter TGI-Vierzylindermotor mit 96 kW / 130 PS als neues Triebwerk eingesetzt. Bei den Motoren handelt es sich um mit Turboladern ausgestattete Direkteinspritzer. Die beiden verbauten Nockenwellen werden über einen Zahnriemen angetrieben; die Welle ist auf der Einlassseite phasenverstellbar. Der Vorteil liegt bei einem maximalen von 200 Nm über ein relativ breites Drehzahlband zwischen 1.400 und 4.000 U/min. Als Vierzylinder ist der Motor drehfreudig und bewegt den Golf agil im Alltag. Beim Golf in der TGI-Version wird momentan das Sechsgang-Schaltgetriebe oder das 7-Gang-DSG-Getriebe angeboten.
TGI – Die inneren Werte
Momentan ist noch unklar, ob sich Erdgas als Alternative zum Diesel durchsetzen wird. Ein Vorteil beim neuen Golf für die Kunden, die auf Erdgas setzen, ist die Tatsache, dass er mit drei Erdgastanks mit einem Fassungsvermögen von 17,3 kg Erdgas bestückt ist. Vermehrt wird an den Tankstellen inzwischen Biogas angeboten. Im Betrieb fährt der TGI damit zumindest CO2-neutral. Der größte Vorteil ergibt sich aus wirtschaftlicher Sicht an der Tankstelle. In Deutschland liegt der Kostenvorteil aufgrund der steuerlichen Vorteile gegenüber Diesel bei circa 20 Prozent, gegenüber dem Benziner bei circa 40 Prozent. Die Betankung erfolgt zur Zeit für weniger als 20 Euro für eine Reichweite von circa 400 Kilometern ( nach WLTP 422 Kilometern).
Die siebte Generation vom VW Golf ist von den Abmessungen ausreichend und ist von den Platzverhältnissen für bis zu 5 erwachsenen Personen ausgelegt. In der Länge ist der Golf inzwischen auf 4,26 Meter gewachsen. Das sind Dimensionen, die selbst den Urahn Golf der ersten Serie weit hinter sich lassen. Der Raumzuwachs ist gerade für die Plätze auf der Rücksitzbank deutlich wahrnehmbar. Erwachsene finden ausreichend Beinfreiheit – selbst bei nach hinten geschobenen Vordersitzen. Seit dem Debüt des Golfs sind die Abmessungen kontinuierlich gewachsen.
Die Inneneinrichtung spricht mehrere Generation an. Die Smartphone-Anbindung für Apple- oder Android-Geräte und eine weitgehend digitalisierte Instrumentierung trägt den Zeitgeist der jungen Generation. Je nach Ausführung ist ein hochauflösender Touchscreen als Multimediadisplay in der Mittelkonsole platziert.
Verbrauchskosten und Praxiseinsatz
In der von uns getesteten Version erfüllt der TGI die Abgasnorm Euro 6d-TEMP-EVAP (WLTP). Interessant sind die Verbrauchsdaten im Erdgasbetrieb. In unserem Testzeitraum hatten wir optimale Bedingungen bei sommerlichen 15 bis 25 °C Tagestemperaturen. Bei diesen Temperaturen und bei überwiegender Nutzung im Kurzstrecken- und Landstraßenbereich kamen wir im Schnitt auf Verbrauchswerte zwischen 3,5 bis 4,5 kg Erdgas bei im Schnitt bei diversen Streckenprofilen. Auf dieser Basis lässt sich mit den vorhandenen Tanks eine Reichweite im Sommer zwischen 350 und 400 km erzielen. Bei höchster Beanspruchung sind circa 300 km im Erdgasmodus realisierbar.
Den meisten Kunden des Autos wird es wohl um die wirtschaftlichen Vorteile im Verbrauch gehen um den höheren Anschaffungspreis auszugleichen . Für 100 km Strecke waren im Sommer circa 4,50 Euro für Erdgas zu bezahlen und circa 8 Euro für Benzin. Der Erdgaspreis lag bei 1,05 bis 1,15 Euro und der Benzinpreis zwischen 1,35 bis 1,45 Euro.
Das höhere Fassungsvermögens der Erdgastanks macht sich deutlich bemerkbar, auf den Benzintank ist man in dieser Version nur noch in Ausnahmesituationen angewiesen. Das ist für die Kunden ein entscheidender Kauffaktor, da die Tankstellendichte in Deutschland für Erdgas sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Wer sich vorab umfassender informieren will, kann die Übersichtskarten von „Gas24“ oder „Erdgas.info“ im Internet nutzen oder eine Smartphone-App von „Erdgastankstellen in Deutschland“. Das umfassende Navigationssystem in der von uns getesteten Comfortline zeigt die nächstgelegenen Erdgastankstellen direkt an und navigiert entsprechend direkt zur Tanksäule.
Sollte man mit dem Erdgas nicht auskommen, gibt es noch eine kleine „Reserve“ mit einem 9-Liter-Benzintank für die Wegstrecke. Letztendlich ist eine monovalente Auslegung auf den Erdgasantrieb wohl der einzige vernünftige Weg in die Zukunft. Erdgas hat eine Oktanzahl von 130 und damit ist auch eine höhere Verdichtung mit einer sehr viel besseren Effizienz als beim Benzinantrieb realisierbar.
Ein Kompaktwagen wie der VW Golf wird als der klassischer PKW im Privathaushalt genutzt. Das Fahrprofil ist in erster Linie geprägt von vielen Kurz- und Miittelstrecken mit einer relativ hohen Jahres-Kilometerleistung geprägt. In diesem Nutzerumfeld wird der Diesel mit den angedrohten Fahrverboten in Zukunft weniger genutzt werden. Und hier ergibt sich ein mögliches Einsatzfeld für den monovalenten Golf TGI.
Die monovalente Lösung für die Zukunft
Mit der bivalenten Lösung ist natürlich auch der Kofferraum etwas kleiner ausgelegt, er verliert fast 100 Liter Volumen gegenüber den Diesel- und Benzinversionen. Das ist schon mal ein kompletter Koffer weniger Platz im Alltag. Der Preisaufschlag gegenüber dem 130-PS-Benziner, den es auch mit dem DSG gibt, beträgt zur Zeit 3.000 Euro. Betrachtet man die reinen Einsparungen beim Verbrauch und den guten Wiederverkaufswert aufgrund der besseren Abgaswerte sind die Mehrkosten beim Neukauf innerhalb von drei bis fünf Jahren Nutzungsdauer wieder ausgeglichen.
Fazit
Der Golf TGI als bivalente Lösung mit dem Schwerpunkt Erdgas ist eine wirtschaftliche Lösung und von den CO2-Werten eine Alternative zum Benziner. Der Golf in seiner aktuellen Fassung ist von hoher Funktionalität und einem ausgereiftem ergonomischen Cockpit geprägt. Wer mit etwas weniger Kofferraum auskommt und damit leben kann, dass nicht an jeder Straßenecke eine Erdgastankstelle vorhanden ist, wird sich schnell mit einem Auto wie dem Golf TGI als monovalente Lösung anfreunden können.
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Addendum
Test aus dem Sommer 2019
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