Der Kia Niro wird seit 2016 in Hwaesong in Südkorea hergestellt. Schon im letzten Jahr wurde die zweite Generation des kompakten SUV vorgestellt. In diesem Jahr nimmt der Niro seinen zweiten Anlauf in Europa mit gleich drei Motorisierungen. Seit Juni 2022 wird er sowohl als Vollhybrid und Plug-in-Hybrid sowie als reines Elektroauto angeboten. Nachdem wir das Vorgängermodell bereits im Vorjahr ausführlich im Reisetest unter die Lupe genommen haben, sind wir in diesem Jahr mit dem Plug-in-Hybrid ausgiebig auf über 3.000 Testkilometern in Europa unterwegs gewesen. Dabei haben wir unser Augenmerk auf alle technischen Assistenzsysteme gelegt. Hier findet Ihr unsere umfangreichen Testeindrücke.
Die zweite Generation
Die zweite Generation setzt neue Akzente beim Design des Kühlergrills, der Motorhaube und der Überarbeitung der Scheinwerfer und Rückleuchten. Die markanteren und tiefer sitzenden Scheinwerfer bieten eine sehr gute Fahrbahnausleuchtung. In der Seitenansicht erfolgt eine farbliche Akzentuierung der C-Säule und die jetzt vertikal angesetzten und oben angesetzten Rückleuchten, lassen den Niro noch einmal höher erscheinen.
Im Innenraum wirkt die Aufteilung in den Instrumententeil hinter dem Lenkrad und dem integrierten Infodisplay noch einmal deutlich aufgeräumter als im Vorgängermodell. Die vorderen Sitze bieten einen guten Seitenhalt und lassen sich elektrisch auf die eigenen Bedürfnisse zügig einstellen. Die verstellbare Lordosenstütze lässt sich auf die eigenen Bedürfnisse fixieren. Anstelle eines Wählhebels setzt Kia auf den Drehregler bei der Automatikwahl mit optischer Rückmeldung. Das Head-up-Display umfasst neben der eingestellten Höchstgeschwindigkeit aus der adaptiven Regelung die aktuelle Geschwindigkeit und die zulässige Höchstgeschwindigkeit. Ein angenehmes Schmankerl ist bei Langstrecken die navigationsbasierte Geschwindigkeitsregelanlage mit Stop-and-go-Funktion. Daneben werden laufend die toten Winkel überwacht und Fahrzeuge, die sich in ihnen befinden, auffällig angezeigt.

Wer Wert legt auf hohe Reisetauglichkeit, kann gleich mehrere Aspekte beim Reisetest vergleichen. Bevor es auf die große Tour geht in Richtung Italien, ist zunächst einmal Koffer packen und verstauen angesagt. Im Plug-in-Hybrid macht sich der kleinere Kofferraum mit 348 Liter Stauraum bemerkbar. Gut verstauen lassen sich die Standardkoffer für Flugreisen im Handgepäck, hier lassen sich bis zu vier Koffer unterbringen. Schwieriger wird es dagegen für die großen Koffer für die Gepäckaufgabe. Dafür ist der Kofferraum dann schlicht zu klein und kann nur bis zu zwei schwere Koffern problemlos aufnehmen. Es gibt noch einen kleinen Zwischenboden, der aber für das Ladekabel reserviert ist.
Detaillierte Feineinstellungen
Wer sich auf Reisen begibt und seine Fahrvorlieben kennt, kann sich vor Fahrtantritt erst einmal mit allen detaillierten Einstellungen sein eigenes Fahrfeeling vertraut machen. Im kontrastreichen zentralen Infodisplay lassen sich über den Menüpunkt Fahrzeug-Einstellungen alle relevanten Fahrfunktionen feinjustieren. Angefangen von den Energiespareinstellungen über das Head-up-Display bis hin zu den nutzbaren Fahrassistenzsystemen kann man sich die individuelle Konfiguration erstellen. Alle gewählten Einstellungen werden dauerhaft gespeichert und stehen damit laufend auch nach dem Neustart des Fahrzeugs zur Verfügung.

A 7 Autobahn-Dauertest
Die ersten 800 Kilometer führen uns komplett über die A7 von Kiel bis nach Stuttgart. Dabei stellen wir zunächst einmal auf den ECO-Modus und die angezeigte Reichweite nach dem Tanken und der kompletten Aufladung des Akkus wird uns mit 760 Kilometer angezeigt. Das sind ambitionierte Ziele für den ersten Streckenabschnitt bei trockenem Herbstwetter. Ich persönlich setze bei diesen Touren immer komplett auf die adaptive Geschwindigkeitsregelung. Hier gibt es auch gleich die ersten positiven Überraschungen, denn sobald man einmal mit dem linken Daumen die Schaltwippe auf die fahrbare Höchstgeschwindigkeit eingestellt hat, wechselt die Anzeige auf Grün und ein kurzer Quittungston ist hörbar. Danach schaltet sich die Geschwindigkeit automatisch bei jedem Wechsel der Höchstgeschwindigkeit um. Das erfolgt aber immer etwas zeitversetzt, sodass gerade bei den aufgebauten Blitzeranlagen in den Baustellenbereichen etwas auf Sicht gefahren werden muss.
Bei über 50 Baustellen auf dieser Strecke und gefühlt 3 sichtbaren Blitzanlagen ist die adaptive Regelung eine deutliche Erleichterung. Auch bei den kurzen Stausituationen ist die Stop-and-go-Funktion bei den Bremsmanövern entspannend, nach einem Stopp muss nur kurz das Gaspedal angetippt werden und die Geschwindigkeitsregelung arbeitet wieder. Selbst nach einem kurzfristigen manuellen Bremsmanöver arbeitet die adaptive Regelung nach einem Tipp mit dem Daumen auf die Geschwindigkeitsregelung.

Die Assistenzsysteme für die Langstrecke
Im zweiten Abschnitt über 600 Kilometer Fahrstrecke zwischen Stuttgart und Brescia in Italien liegt der Fokus auf den umfangreichen Assistenzsystemen. In unserem Testwagen integriert ist das P1 Paket, es umfasst den adaptiven Tempomat einschließlich des Geschwindigkeitsbegrenzers sowie die Stop & Go-Funktion und den Linksabbiegeassistenten. Mittels der Radarsensoren sorgt der Autobahnassistent für den einstellbaren Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und unterstützt das Lenken, indem das Fahrzeug mittig in der Fahrspur gehalten wird. Mit dem Spurwechselassistenten wird nach dem Blinken zum Ausscheren das Lenkrad für den Fahrbahnwechsel freigegeben.
Zuverlässig arbeiten in diesem Umfeld zwei weitere Assistenten. Der aktive Totwinkelassistent mit Lenk- und Bremseingriff signalisiert im Spiegel und im Head-up-Display Fahrzeuge im toten Winkel. Eine Rückmeldung erfolgt auch immer beim Versuch, die Spur zu wechseln direkt am Lenkrad. Wird beim Linksabbiegen der Blinker aktiviert, warnt das System vor entgegenfahrenden Fahrzeugen und löst bei Gefahr eine Notbremsung aus.

Angekommen nach gut 6 Stunden Fahrzeit mit einer einzigen Tankfüllung und einem Durchschnittsverbrauch von 5 Litern Superbenzin E5 haben wir immer noch eine Restreichweite von gut 150 Kilometern auf dem Display. Und aus dieser Erfahrung heraus kann ich nur bestätigen, dass die Langstreckenfahrten mit den oben aktivierten Systemen eine deutliche Erleichterung auf den großen Touren sind und man entspannt nach der Fahrt aus dem Niro steigt.
Fein dosierbare Klimatisierung
In den wärmeren Regionen in Südeuropa sind die Klimatisierungseinstellungen ein wichtiger Aspekt bei den Fahrten. Entgegen dem Trend der vollständigen Digitalisierung und Einbindung der Funktionen in das Infodisplay setzt Kia im Niro noch auf ein vollständig analog bedienbares Klimaboard. Damit lassen sich alle wichtigen Funktionen wie Temperaturregulierung, Lüftungssteuerung und die Feindosierung der automatisierten Lüftungsregelung direkt während der Fahrt übersichtlich vornehmen. Das ist ein klarer Pluspunkt im Bereich Bedienung.
Im Rahmen unserer Testfahrten haben wir insgesamt gut 3.000 Kilometer innerhalb von 10 Tagen mit diversen Zwischenstopps abgespult. Herauszuheben ist, dass alle eingestellten Funktionen nicht automatisch nach dem Ende der Fahrt wieder zurückgestellt werden. Somit bleiben alle Fahreinstellungen, die auf den persönlichen Vorstellungen basieren, für den Fahrantritt bei der nächsten Fahrt erhalten.
Fazit
Nach über 3.000 Autobahnkilometer mit dem neuen Kia Niro durch Europa kann man noch einmal ein paar deutliche Verbesserungen bei den Assistenzsystemen gegenüber dem Vorgängermodell erfahren. Der neue Niro ist flexibel einsetzbar Freizeit-, Sport- und Familienaktivitäten und ist interessant für Nutzer mit längeren Fahrtstrecken.
Addendum
Praxistest im Herbst 2022.
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