Elektrofahrzeuge wurden lange sowohl von den Herstellern als auch von den Autofahrern belächelt. Zu gering wäre deren Reichweite, zu teuer das Laden und überhaupt würde man gefühlte Ewigkeiten darauf warten müssen, bis das E-Auto geladen sei. Solange sogar, dass man nicht nur einen Kaffee trinken, sondern einen150% Casino Bonus in Anspruch nehmen könne.
Nun, diese Zeiten sind bekanntlich vorbei. Immer mehr Hersteller fokussieren sich auf die Produktion von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen. Immer neue Batterietechnologien ermöglichen größere Reichweiten und die Ladezeiten wurden ebenfalls drastisch reduziert. Auch in Deutschland machen sich die Auswirkungen dieser Umstellung immer mehr bemerkbar und insbesondere der Infrastruktur der Ladestationen kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu.
Die Zahl der in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge nimmt zu, auch die der elektrisch angetriebenen
Deutschland ist eine Autofahrernation, das ist unbestritten. Der ADAC gab am 08. Mai 2023 interessante Zahlen zum Kraftfahrzeugbestand in Deutschland bekannt. So halten die Bundesbürger immer länger an ihren Fahrzeugen fest. Im Schnitt sind diese nämlich mittlerweile 10 Jahre alt. Ca. 20% der deutschen Autos sind sogar über 15 und bis zu 29 Jahre alt. Noch sind mit Diesel und Benzin angetriebene Fahrzeuge in der Mehrheit, aber das Kräfteverhältnis verschiebt sich langsam, aber stetig, wie der aktuelle Trend bei den Neuwagen bestätigt, denn demnach betragen die Anteile nach Antriebsarten:
- Benzin: 32,6% (2018 noch 62,4%)
- Diesel: 17,8% (2018 noch 48%)
- Plug-in-Hybrid 13,7%
- E-Auto 17,7%
Der Ausbau der Ladestationen schreitet voran
Wie wichtig ein gut ausgebautes Netz an Ladestationen ist, zeigen die gestiegenen Marktanteile von E-Autos seit Juli 2021 bis heute. Waren damals noch rund 440.000 E-Autos auf deutschen Straßen zugelassen, sind es heute bereits mehr als 1 Million. Aber kann die Anzahl der Ladestationen mit dieser rasanten Entwicklung auf dem Neuwagenmarkt weg vom Verbrenner und hin zum E-Auto mithalten? Dies darf mit Recht angezweifelt werden, denn die Dynamik wird bereits in der nahen Zukunft noch weiter zunehmen.
Der aktuelle Stand des Ladenetzes in Deutschland
Sucht man im Internet nach einer Ladestation, dann wird einem das Dilemma erst einmal so richtig bewusst. Dabei ist dieses Dilemma kein neues, denn auch in der Debatte um den öffentlichen Nahverkehr kommt es immer wieder auf den Tisch. Lademöglichkeiten findet man zwar häufig in den Städten und Ballungsgebieten Deutschlands, auf dem Land herrscht mitunter jedoch gähnende Leere. Angesichts von lediglich 70.000 Lademöglichkeiten greifen Bewohner von ländlichen Teilen Deutschlands verständlicherweise eben immer noch zum Diesel oder Benziner statt zum E-Wagen.
Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland noch hinterher
Deutschland wird häufig zu Recht für seine Umsetzung neuer Technologien kritisiert. Diese schreitet nämlich für gewöhnlich viel zu langsam voran und das Beispiel Digitalisierung ist hierfür nur eines von vielen. Selbst in Städten, wo es deutlich mehr Lademöglichkeiten gibt, sind diese häufig belegt und eine Live-Anzeige aller im Umkreis verfügbaren Ladestationen sucht man hierzulande ebenfalls vergebens. Ganz anders sieht es hingegen bei unseren europäischen Partnern und Nachbarn aus, wie diese beiden Tabellen belegen:
Anzahl an Schnellladestationen pro 100 Autobahnkilometer | |
Norwegen | 789 |
Großbritannien | 218 |
Schweden | 78 |
Schweiz | 70 |
Österreich | 68 |
Niederlande | 61 |
Deutschland | 52 |
Anzahl öffentlicher Lademöglichkeiten pro 1.000 Einwohner | |
Niederlande | 3,53 |
Norwegen | 3,4 |
Luxemburg | 1,54 |
Schweden | 0,92 |
Österreich | 0,91 |
Deutschland | 0,53 |
Das große Ziel der Bundesregierung: Bis 2030 sollen eine Million Ladepunkte entstehen
Mit Übernahme der Amtsgeschäfte setzte sich die im Jahre 2021 noch neue Ampelregierung gleich ambitionierte Ziele. So gab der neue Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) bekannt, bis 2030 das Ruder herumreißen zu wollen. Die Bundesregierung beabsichtige, bis zu diesem Datum 6,3 Milliarden Euro in den Ausbau des Ladenetzes Deutschlands zu stecken. Dass es tatsächlich dieser gewaltigen finanziellen Brechstange bedarf, wird anhand des zweiten Ziels des Verkehrsministers deutlich. Bis 2030 möchte man nämlich ganze 15 Millionen E-Autos auf den Straßen Deutschlands sehen.
Die private Wallbox ist bei den Besitzern von E-Autos eine beliebte Lademöglichkeit
Ladesäule ist jedoch nicht gleich Ladesäule. Der Schnellladesäule fällt bei der von der Bundesregierung anvisierten Verkehrswende eine Schlüsselrolle zu. E-Autos sind für die Menschen aus dem einfachen Grund ziemlich unattraktiv, da die Ladezeiten etwa zu Hause oder beim Arbeitgeber bis zu sieben Stunden betragen können. Nutzt man hingegen eine Schnellladestation, dann muss man sich lediglich 30 Minuten gedulden. Aus diesem Grund laden die meisten E-Autobesitzer auch ihre Fahrzeuge zu Hause und über Nacht an ihrer Wallbox. Die Ampelregierung hat jedoch Besserung versprochen, denn der Großteil der neu entstehenden Ladestationen werden laut Koalitionsvertrag tatsächlich Schnellladestationen sein.
Dem E-Auto gehört insbesondere in Deutschland die Zukunft, aber nur dann, wenn die Frage der Lademöglichkeiten geklärt wird
Eines ist allerdings Gewissheit, das ehrgeizige Ziel der Verkehrswende kann nur dann gelingen, wenn die Ladestationen die Hauptrolle erhalten. Dies ist nicht zuletzt auch eine Kostenfrage, denn wer gezwungen ist, zu Hause zu laden, muss seinen Wagen nicht nur deutlich länger an der Steckdose lassen, sondern bezahlt mit 8-10 Euro auch nahezu das Doppelte pro 100 km im Vergleich zum Laden an einer öffentlichen Schnellladestation.
Gastartikel von K. West
Titelbild – Ladestationen – Copyright Karin & Uwe Annas – stock.adobe.com