Fast 30 Jahre ist es her, als 1983 der „Baby-Benz“ als 190 E 2.3-16 angetreten ist, um die auf dem schnellsten Automobilrundkurs der Welt, der Pista di Nardò, neue Rekorde zu erzielen. Indes sind einige Generationen der C-KIasse schon Geschichte und die aktuell fünfte Generation ist in die Fußstapfen der einst sehr kompakten Fahrzeuggeneration gestiegen. Die Antriebe sind inzwischen auf die neuen Anforderungen an Reduzierungen der Emissionswerte mit Mildhybridmotoren und jetzt auch als Plug-in-Hybrid bestellbar. Wir haben die neue C-Klasse mit dem 150 kW (204 PS) starken 2-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor kombiniert mit einem 95 kW (129 PS) Elektromotor intensiv getestet.
Die aktuelle C-Klasse basiert auf einer modifizierten Variante der MRA II-Plattform (Modular Rear Architecture). Bei dem laut Mercedes „dynamisch ausgelegten“ Fahrwerk sind die Achsen noch einmal optimiert worden. Mit einer neuen Vierlenkerachse vorne und einer Raumlenker-Hinterachse soll das Fahrwerk noch besser auf alle Anforderungen reagieren. Wer noch Wert auf weitere Optimierungen legt, hat die Wahl zwischen Adaptiv- und Sportfahrwerk. Ein Schmankerl als Extra ist die optionale Hinterachslenkung mit 2,5 Grad Lenkwinkel.

Auch im Bereich Scheinwerfertechnik gibt es neben den LED-Scheinwerfern eine optionale Aufrüstung auf das Digital Light mit einer Auflösung von 2,6 Millionen Pixel. Es kann zusätzlich Warnsymbole oder Hilfsmarkierungen auf die Fahrbahn einblenden. Abschied nehmen muss der Kunde vom Sechszylinder oder V8-Motor. Und mit dem eher rauh klingenden Vierzylinder, der entsprechend höher dreht, sind die Motorengeräusche leider wahrnehmbar im Innenraum. Intelligenter gelöst wurde die Anordnung der Fahrakkus, das macht sich vor allem im Gepäckraum mit glatter Durchlademöglichkeit positiv bemerkbar.
Fahrmodi
Bei Mercedes wird bei den traditionellen Modellen der C-, E- und S-Klassen auf behutsame Digitalisierung gesetzt, damit sowohl die Stammkundschaft als auch die neue Generation Geschmack an traditionellen Werten erleben.Entsprechend wird beim kraftvollen Plug-in-Hybrid auf einen größeren Akku gesetzt und ein effektiveres Ladesystem. Das Wechselstrom-Laden (AC) wird mit einem 11-kW-Bordladegerät realisiert, schnelleres Laden wird beim Gleichstrom-Laden (DC) mit bis zu 55 kW im Idealfall unterstützt, der Aufpreis hierfür beträgt 595 Euro. Das kann sich zeitlich lohnen, wenn man es für eine Pause am Supercharger zum Beispiel an der Autobahnraststätte häufiger nutzt.
Aufgewertet dagegen die streckenbasierte Betriebsstrategie für den optimalen Einsatz des elektrischen Fahrmodus. Einmal komplett aufgeladen konnten wir im kühlen norddeutschen Frühjahr immerhin noch 70 Kilometer rein elektrisch bewältigen. Sobald ein Ziel in den Routenplaner eingetragen wurde, werden Navigationsdaten, Streckentopografie und Geschwindigkeitsvorschriften sowie die aktuellen Verkehrssituationen für den niedrigsten Energieverbrauch in die Berechnungen einbezogen. Wer dann noch den Rekuperationsgrad individuell einstellen möchte, kann zusätzlich über die Lenkradwippen dieses Niveau regulieren bis hin zum One-Pedal-Feeling. Sobald der Fuß vom Gaspedal genommen wird, startet die automatische Verzögerung.
Detaillösungen
Doch nicht nur die elektrische Reichweite, die für Pendler interessant ist, beeindruckt beim Fahren. Es sind vor allem die vielen Detaillösungen, die die neue Generation aufwerten. Die tradierten Kernkompetenzen von Mercedes wie die Komfortmerkmale, die vorbildlichen Sitzeigenschaften und Sicherheit spiegeln sich im Innenraum wider. Im aktuellen Modell gesellt sich dazu noch eine ganze Armada an zeitgemäßen Fahr- und Sicherheitsassistenten. Bevor die ersten Fahrten angetreten werden, kann sich jeder Fahrer über die Einstellungen erst einmal seine eigenen Assistenten ganz individuell konfigurieren. Das fängt bei Lichteinstellungen im Innenraum an, führt über die Fahrbahnkontrolle bis hin zur Auswahl des Fahrmodus. Wer auf Bequemlichkeit bei seinen Fahrten setzt, kann hier viele Entlastungsmomente feinjustieren.

Wer häufig auf Langstrecken unterwegs ist und auf die Technik vertraut, kann mit der adaptiven Geschwindigkeitsregelung das Schmankerl der C-Klasse erfahren. Wer sich schon mal mit dem neuen Bußgeldkatalog auseinandergesetzt hat, wird die automatische Anpassung an die Geschwindigkeitsregelungen in Echtzeit schätzen lernen. Auch die Agilität aufgrund des Drehmoments von bis zu 440 Nm bei den Überholvorgängen nach dem Ausscheren auf die Überholspur auf der Autobahn bringt Spaß bei längeren Touren. Das Fahrwerk ist mit den oben genannten Anpassungen im Federungsverhalten sehr feinfühlig und es dringen kaum Fahrbahngeräusche in den Innenraum.
Dazu gesellt sich ein Head-up-Display mit einer erfahrbaren Dynamik, die alle fahrrelevanten Details in hoher Auflösung und interaktiv passend zur aktuellen Fahrsituation einblendet. Heureka, hier wurde wirklich viel Fahrpraxis in eine digitale Lösung geführt. Neben den klassischen Anzeigen wie die aktuelle Geschwindigkeit und die Höchstgeschwindigkeit werden die Elemente der adaptiven Geschwindigkeitsregelegung und alle relevanten Navigationselemente just in time direkt auf der Frontscheibe abgebildet. Eine wirklich gelungene Lösung, denn jetzt muss der Blick während der Fahrt nicht mehr auf weitere Displays im Auto abschweifen.
Erweiterte MBUX-Funktionen
Für die Sprachsteuerung über den Befehl „Hey Mercedes“ lassen sich inzwischen fast alle Einstellungen und natürlich auch das Navigationssystem und das Telefon steuern. Wer sich auf die Frage- und Antwortstruktur einlässt, kann die meisten Steuerungsbefehle direkt per Spracheingabe regeln. Mit der Integration neuer Funktionen lassen sich auch alle im Haushalt verbundenen Geräte vom Auto aus regulieren und überwachen. Alle wesentlichen Informationen werden auf das Display im Auto gesendet, zum Beispiel wenn ein Bewegungssensor eine verdächtige Aktivität registriert.

Reduzierte Verbrauchswerte
Mit der Integration des größeren Fahrakkus ab dem Modelljahr 2022 lassen sich gerade angesichts steigender Benzinpreise mit der Aufladung des Akkus wesentlich höhere Reichweiten erzielen. Unter optimalen Bedingungen im Sommer können noch einmal zusätzlich bis zu 100 Kilometer erzielt werden. Auch die Verbrauchswerte für den Benzinmotor sind bei leerem Akku bei bis zu 8 Litern Super im kühlen nordischen Frühjahr 2022 noch akzeptabel.
Fazit
Mercedes setzt mit dem neuen C 300 e gleich einmal ein paar neue Statements für Reiselimousinen mit Plug-in-Hybrid-Antrieben. Die großzügige elektrische Reichweite, kombiniert mit dem Schnellladeanschluss, bringt vor allem Zeitvorteile für einen Zwischenstopp am Supercharger. Wer mehr Wert legt auf Komfort als auf Tempobolzen auf der Langstrecke, nimmt dank serienmäßiger Luftfederung und optimierten Fahrwerk kombiniert mit einer Armada an ausgereiften Fahr- und Sicherheitsassistenten Platz in einer ausgereiften C-Klasse.
Addendum
Test aus dem Frühjahr 2022
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