Carsharing, Ridepooling, Ridehailing: In den USA und anderen Ländern sind diese Begriffe für die meisten schon lange keine Fremdwörter mehr. Und auch in Deutschland finden diese Praktiken immer mehr Anklang. Ein steigendes Umweltbewusstsein ist dabei wohl auch ein Gedankenanstoß, kann man mit Carsharing oder Ridepooling doch einiges an Abgasen und Emissionen einsparen.
Moderne Mobilitätsdienstleister wie Uber, door2door oder MOIA bieten ihre Dienste dementsprechend auch schon in Deutschland an. Meist sind es erst die Großstädte, für die dieser Service nutzbar ist – doch die Entwicklung geht mittlerweile immer weiter. Und auch die Autobauer müssen mit dem Trend gehen. Automobilhersteller wie BMW, Mercedes und Volkswagen haben mit ihren Carsharing- oder Ridepoolingdiensten mittlerweile auch ihre Finger im Spiel.
Wir stellen drei große Mobilitätsdienstleister vor, die ihren Service nicht nur in Deutschland schon weit vorangetrieben haben.
Uber
Der amerikanische Fahrdienstvermittler Uber vermittelt über Apps eine Personenbeförderung. Die Firma wurde im März 2009 als Uber Technologies Inc. gegründet und startete den Service im Jahr 2011 erstmals in den USA. Anfangs bot Uber einen Chauffeur-Service an: Für einen etwas höheren Preis als die üblichen Taxis konnten Limousinen zur Personenbeförderung bestellt werden. Nachdem das Unternehmen immer weiter expandierte, erweiterte es seine Dienste und ist auch in Europa erfolgreich.
Uber bietet verschiedene Dienste an: UberBlack vermittelt luxuriöse Fahrzeuge für gehobene Ansprüche, sprich: Limousinen mit professionellen Fahrern. Der Service kann über die App gebucht werden. So muss nur die Abhol- und Zieladresse eingegeben werden und ein passender Fahrer kann gewählt werden. Die Bezahlung des Services erfolgt einfach über die App.
UberX beauftragt ein Beförderungsunternehmen damit, registrierte Fahrgäste, die den Service über die App gebucht haben, zu befördern. Uber agiert bei diesem Service als reiner Vermittler. Die Fahrten werden von einem lokal ansässigen Beförderungsunternehmen durchgeführt. In Berlin beispielsweise arbeitet Uber mit dem Beförderungsunternehmen ROCVIN Dienste GmbH zusammen. Fahrer sowie Fahrgast sind über den Zeitraum der Fahrt versichert und die Fahrzeuge sind als Mietwagen zugelassen.
Das neue Konzept UberPool soll als Carpooling-Service funktionieren und mehrere Fahrten kombinieren, die das gleiche Ziel oder die gleiche Fahrtrichtung besitzen. Die Fahrgäste können sich so den Fahrpreis teilen und die Fahrer selbst können pro Mitfahrer mehr verdienen. So soll der Service auch die Verkehrs- und Parkplatzsituation in den Großstädten – vorerst in Berlin – verbessern. In seinem Heimatland USA ist der Service bereits sehr erfolgreich unterwegs.
Der kontrovers diskutierte Service UberPop vermittelt private Fahrer mit ihrem eigenen Kraftfahrzeug an beförderungswillige Kunden. Die Privatleute benötigen dafür keinen Beförderungsschein. Auch hier werden die Fahrten über die App gebucht.
Für den europäischen Markt muss Uber nun allerdings ein anderes Geschäftsmodell planen. Nachdem ein spanisches Taxiunternehmen gegen UberPop vorging, entschied der Europäische Gerichtshof im letzten Jahr, dass das Unternehmen Verkehrsdienstleistungen erbringt und entsprechend reguliert werden muss – rechtlich wurde der Service von Uber mit klassischen Taxidiensten gleichgestellt. Das Urteil gilt für alle Mitgliedstaaten der EU. Zurzeit liegen auch noch Fälle beim Europäischen Gerichtshof, die sich um den Service UberBlack drehen. Auch wegen der rechtlichen Verfahren hat Uber die Vermittlung von privaten Fahrern in Europa eingestellt und arbeitet nur noch mit Taxibetrieben oder mit Fahrern, die einen Beförderungsschein besitzen.
door2door
door2door ist ein Mobilitäts-Start-up aus Deutschland. Gegründet 2012 von Maxim Nohroudi und Tom Kirschbaum hat Door2Door den Plan, einen Großteil der Autos, welche sich durch die Stadtgebiete drängeln, überflüssig zu machen. Funktionieren soll das mit einem Shuttleservice, der Fahrgäste an ihr Ziel bringt und dabei teilweise weitere Fahrgäste auf dem Weg abholt – Ridesharing. So verringern sich nicht nur die Kosten für die einzelnen Nutzer, sondern auch die Wege, die mit dem Auto zurückgelegt werden. Das Unternehmen bietet Städten und öffentlichen Verkehrsbetrieben eine Technologieplattform an, die es ermöglicht, Shuttle-Dienste auf Abruf im ÖPNV zu betreiben.
Auf der Consumers Electronic Show in Las Vegas im Januar 2018 gab door2door seine Zusammenarbeit mit dem weltweit größten Softwarehersteller Microsoft und dem Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen AG bekannt. Durch die Zusammenarbeit soll eine Lösung für autonom fahrende Flotten entstehen, die im urbanen Raum einsetzbar und koordinierbar ist.
Da die Flotten nicht nur Passagiere, sondern auch Waren ans Ziel bringen können, könnten die Straßen somit auf Dauer entlastet werden.
Das Projekt „Allygator shuttle“ von door2door begann als Testphase und ist ebenfalls in Berlin zu finden. Mit einer kostenlosen App können die Nutzer einen Start- und Zielpunkt angeben und die Fahrt buchen. Die Shuttles fahren momentan nur freitags von 17.00 bis 01.00 Uhr in einem begrenzten Gebiet. Dank Ridesharing sind die Fahrten aber enorm günstig: Nur 5 Cent pro Kilometer kostet die Fahrt – günstiger wäre es wohl nur per pedes oder mit dem Fahrrad.
Die App von door2door ist für die Nutzer online oder im jeweiligen Play-Store kostenlos zum Download erhältlich.
MOIA
Der Mobilitätsservice MOIA ist das jüngste Unternehmen im Volkswagen-Konzern und startete im Dezember 2016. Das Ziel des Unternehmens ist es, bis zum Jahr 2025 einer der weltweit führenden Mobilitätsanbieter zu werden. Das Service-Spektrum von MOIA umfasst die Bereiche Ridepooling- und Ridehailing-Service mit einer Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel.
Im Jahr 2017 stellte das junge Unternehmen im Rahmen der TechCrunch in Berlin seine Mission „One Million Cars off the Road“ (deutsch: Ein Million weniger Autos auf der Straße) und gleichzeitig auch das eigens konzipierte MOIA-Fahrzeug vor, welches vollelektrisch fährt und für Pooling-Services optimiert ist. Das Ziel der Mission ist es, bis zum Jahr 2025 die Städte Europas und der USA um eine Million Fahrzeuge zu entlasten. Das Projekt wird inklusive Fahrzeug Ende 2018 erstmals in Hamburg starten.
Der Shuttle-on-Demand-Service wird – wie bei anderen Dienstleistern üblich – per Smartphone-App gebucht: Standort und Ziel werden von den Nutzern eingegeben; der MOIA-Shuttle bedient Fahrtanfragen von Personen, die in ähnliche Richtungen unterwegs sind. Dabei wird der Service eigens von MOIA-Fahrzeugen und MOIA-Fahrern betrieben.
Das MOIA-Fahrzeug ist ein vollelektrisches Fahrzeug, welches bis zu sechs Fahrgästen Platz bietet. Ein angenehmer und großzügiger Innenraum mit freistehenden Sitzen und genügend Platz ist exklusiv für Ride-Pooling-Dienste ausgelegt. Komfortfunktionen wie dimmbare Leselampen oder USB-Ports zum Laden des Smartphones sowie WLAN für die Fahrgäste sollen die Fahrt so angenehm wie möglich gestalten. Das weltweit einzige elektrische Ride-Pooling mit einem Sechs-Sitzer wurde in Zusammenarbeit von Volkswagen Nutzfahrzeuge und Volkswagen Osnabrück in einer Rekordzeit von zehn Monaten geplant, entwickelt und gebaut. Eine Reichweite von über 300 Kilometer nach dem neuen WLTP-Standard und einer Ladezeit von nur 30 Minuten für eine Ladekapazität von 80 Prozent sind wegweisend für den Einsatz von Elektrofahrzeugen im Ride-Pooling-Bereich. Laut Hersteller sollen die Fahrer mit einer Batterieladung eine komplette Schicht fahren können.
Seit Oktober 2017 testet MOIA seinen Service in Hannover und konnte so einzelne Komponenten im Realbetrieb weiterentwickeln. Mit rund 200 Elektro-Shuttle-Fahrzeugen will MOIA 2018 in Hamburg starten. Ein Jahr später soll die Fahrzeugflotte ausgebaut und das Angebot auf weitere Städte erweitert werden.
Addendum
Artikel aus dem green car magazine II / 2018
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