Mal kurz mit dem Auto zur Arbeit und nach Feierabend wieder nach Hause: Der Nutzungszeitraum des eigenen Fahrzeuges ist gering. Bis zu 23 Stunden am Tag steht das eigene Fahrzeug nur herum und wird nicht gefahren – während andere Personen dringend auf der Suche nach einer Fahrmöglichkeit sind. Die privaten Carsharing-Portale werden daher immer beliebter. Denn hier wird das eigene Auto an fremde Personen vermietet, sodass sich das Fahrzeug selbst in seinem Unterhalt finanzieren kann. Sozusagen eine Win-win-Situation.
Ganz klar: Das eigene Auto an fremde Personen zu übergeben, ist nicht für jedermann, denn es gibt viele Fragen, die sich ein Fahrzeughalter stellt.„Bekomme ich mein Auto in dem Zustand wieder, wie ich es abgeben habe?“, „Was passiert, wenn der Mieter einen Unfall verursacht?“. Diese Fragen sind mehr als verständlich, können aber beruhigend geklärt werden. Über die verschiedenen Portale sind die Mieter und auch Vermieter ausreichend versichert – ob bei Unfällen, Pannen oder Schäden am Fahrzeug. Eine Hochstufung bei seiner Versicherung bleibt dem Vermieter erspart, eine Selbstbeteiligung für den Mieter ist bei Schäden aber trotzdem fällig. Dennoch sollte der Fahrzeughalter seine Versicherung informieren, dass er sein Auto bei einem privaten Carsharing-Portal anmelden möchte.
Carsharing als Einnahmequelle
Schöner Nebeneffekt ist, dass es sich mit dem privaten Carsharing ganz einfach nebenbei Geld verdienen lässt. Die Kosten für den Unterhalt des Fahrzeuges können gemindert werden – das Auto erfährt sich seinen Unterhalt quasi von selbst. Kleiner Tipp: Besser ist es, sich den Rat vom Steuerberater einzuholen, denn die Einkünfte aus der Vermietung müssen über die Steuererklärung angegeben werden.
Ein weiterer Pluspunkt, mit welchem auch die Carsharing-Plattformen werben, ist folgender: Für ein Auto, welches mit mehreren Personen geteilt wird, werden keine Neufahrzeuge angemeldet. Dies kommt besonders der Umwelt zugute und kann in den Städten ein großer Vorteil sein. Hier liegt auch der Schwerpunkt der Portale, denn die meisten angemeldeten Mietautos sind in den Städten zu finden. Ländliche Regionen werden von den Carsharing-Portalen spärlich bedient. Wir werfen einen Blick auf die größten und vielversprechendsten privaten Carsharing-Portale in Deutschland.
Carsharing mit Getaround
Getaround, ehemals Drivy, ist die weltweit führende Carsharing-Plattform. Von Europa bis in die USA setzt sich Getaround für eine bessere Mobilität rund um den Globus ein: weniger verschwenderische Autos, weniger Umweltverschmutzung, mehr Teilen, mehr Bewegungsfreiheit. In mehr als 300 Städten in Europa und den USA, mit Tausenden von geteilten Autos, die mit dem Smartphone geöffnet werden, und mehr als 400 Mitarbeitern, kann man sich in Bewegung setzen.
Ein Auto in der Nähe finden und sofort losfahren, egal ob eine Stunde, ein Tag oder eine Woche, das ist ganz egal. Am einfachsten ist dies mit der Getaround-Connect-App: Man kann nach einem Autotyp, Preis und anderen nützlichen Eigenschaften filtern und anschließend für die erste Nutzung ein Foto von dem Führerschein und Personalausweis hochladen. Dann kann es auch schon losgehen. Ist das passende Auto gefunden, lässt es sich mit der Getaround-Connect-App öffnen, der Schlüssel liegt im Auto. Natürlich kann man sich aber auch ohne der Connect-App ein Auto herausfiltern und mit dem Autobesitzer in Kontakt treten, um alle Details zu besprechen und/oder um das Fahrzeug abzuholen. In der ersten Preisstaffel sind 20 bis 200 km/Stunde inklusive. Danach sind 200 km/Tag inklusive und auch ein Zweitfahrer ist in diesem Angebot dabei. Die Fahrt ist vollumfassend durch die Allianz versichert: bei Haftpflicht, Personenschäden, Diebstahl, Feuer und Fahrzeugschäden ist die Kostenübernahme auf bis zu 50.000€ abgesichert, die Selbstbeteiligung ist vom Mieter zu tragen. Des Weiteren beinhaltet die Versicherung einen 24/7 Pannendienst.
Das Fahrzeug wird nach der Fahrt wieder an den vereinbarten Ort abgestellt und entweder an den Halter übergeben oder mit Hilfe der Connect-App abgeschlossen. Um die Buchung zu beenden, muss die Getaround-App benutzt werden.
Der Preis für die Nutzung des Fahrzeuges legt der Halter selbst fest, von denen er 79% der Einnahmen erhält. Der Mieter muss eine zusätzliche Servicegebühr (0,50 bis 3,00 €) und die Versicherung der Anmietung bezahlen.
Getaway
Getaway möchte das Carsharing unter Privatpersonen aus seinem Nischendasein befreien und setzt dabei als erster Anbieter konsequent auf innovative Technologien und einfachste Abläufe für Autobesitzer und deren Mieter. Einmalig und nur bei Getaway sind die Fahrzeuge mit dem Getaway-AutoKit ausgerüstet. Damit können Besitzer ihren Wunschpreis pro Kilometer festlegen und ihr Auto direkt beim Parken über die Getaway-App mit einem Klick freigeben. Auch hier finden versicherte Automieter verfügbare Autos in der Nähe, die zu ihren Vorstellungen und ihrem Budget passen und öffnen diese über ihr Handy und können sofort losfahren. Eine Tankkarte des Partners Aral liegt bei jeder Fahrt bereit und sorgt für eine transparente Tankabrechnung. Jedes Auto ist über Getaway rundum versichert und kann im Ernstfall auch geortet werden. Ganz selbstständig finanziert sich das Fahrzeug und seinen Unterhalt von selbst und man tut auch noch was Gutes: Denn die Mission von Getaway lautet: Gemeinsam demokratisieren wir den Zugang zu Mobilität – Für eine wirtschaftliche und ökologische Lösung für den Individualverkehr.
Bezahlt wird nur das, was auch verbraucht wird. Es fallen keine Anmeldegebühren an, keine laufenden Mitgliedsbeiträge, eine klare Kostenübersicht ist immer aktuell in der Getaway-App einzusehen. Die Abrechnung erfolgt immer kilometergenau aus der Summe, die der Autobesitzer festgelegt hat (0,20 € bis 0,50 € sind üblich, plus die Gebühren für Versicherung). Das Auto ist umfangreich (Haftpflicht, Vollkasko, Teilkasko, Schutzbrief, Gap-Versicherung) bei dem Versicherungspartner Gothaer versichert. Zusätzlich ist ein 24/7 Pannendienst verfügbar.
Damit das eigene Fahrzeug vermietet werden kann, müssen die Daten des Autos anhand des Kfz-Scheins von Getaway geprüft werden. Ist alles soweit klar, muss ein Techniker kommen und das Auto mit dem Safety Kit ausstatten, welches auch wieder rückstandslos ausbaubar ist. Dies ermöglicht dem Fahrzeughalter in Standzeit spontan und sicher, das Auto über das Handy zum Vermieten freizugeben.
SnappCar
Durch die private Autovermietung stellt SnappCar sicher, dass die Ressourcen, die wir haben, sinnvoll genutzt werden. Das Ziel von SnappCar ist es, bis 2022 fünf Millionen Autos weniger auf den Straßen Europas zu haben. Der CO2-Ausstoß soll verringert werden und auch die Straßen sollen wieder freier werden. Je mehr Autos geteilt werden, desto weniger Autos werden benötigt!
Ein privates Auto mieten, ist meist günstiger als die traditionelle Autovermietung. Auf der Plattform SnappCar wird eine breite Auswahl an verschiedenen Fahrzeugtypen und Modellen angeboten. Wer sein Fahrzeug über SnappCar anbieten möchte, wählt selbst den Tagespreis für das Auto aus und bestimmt somit, wie viel ein Mieter für das Fahrzeug bezahlen muss. Mit Hilfe eines Kalenders kann die Verfügbarkeit des Fahrzeuges festgelegt und geplant werden. Bevor man sich auf die Vermietung einlässt, kann der Fahrzeughalter die Angaben und die Bewertungen des Mieterprofils prüfen.
Das Fahrzeug ist durch die Allianz Vollkasko versichert, welche die Schäden bis maximal 90.000 € deckt. Dazu gibt es noch eine 24/7 Pannenhilfe. Mit dem Sorglos-Paket kann der Mieter seine Selbstbeteiligung auf 250 € herabsetzen. Kommt es zu einem Unfall bei der Vermietung, greift die SnappCar-Allianz-Versicherung. In der eigenen Versicherung ist man weiterhin schadenfrei versichert und wird nicht hochgestuft.
Möchte man sein eigenes Fahrzeug vermieten, kann man den Tagespreis und Kilometerpreis selbst festlegen, SnappCar empfiehlt lediglich einen Preis für das Auto. Standardmäßig sind die Mieter dafür verantwortlich, dass das Auto mit der gleichen Kraftstoffmenge zurückgebracht wird, wie er es entgegengenommen hat. Die Versicherungsgebühr und die SnappCar-Gebühr werden von dem Tagesverdienst abgezogen. Die Snappcar-Gebühr wird unter anderem dazu verwendet, um die Plattform zu verbessern, Kundensupport zu bieten, Sicherheit bei der Nutzung von SnappCar zu gewährleisten und eine sichere Möglichkeit zur Zahlungsabwicklung zu schaffen. Der Beitrag variiert von Fahrzeug zu Fahrzeug und gestaltet sich daher eher undurchsichtig.
Mit der SnappCar-Keyless-App erspart man sich die Schlüsselübergabe und verdoppelt im Schnitt die monatlichen Einnahmen. Leider ist diese Funktion noch nicht in Deutschland verfügbar.
Fazit
Ein Fahrzeug, das 23 Stunden am Tag nur sinnlos auf dem Parkplatz steht, nützt niemanden etwas, sondern kostet nur Geld. Um nebenbei etwas Geld zu verdienen und das Auto für sich arbeiten zu lassen, ist privates Carsharing eine gute Idee – und mit den Versicherungspaketen sind die Beteiligten auch gut genug geschützt. Ein weiterer Vorteil: Für einen kurzen Zeitraum können so auch Autos gefahren werden, die man sonst nicht fährt. Oldtimer, Sonderfahrzeuge oder auch Elektrofahrzeuge sind bei vielen Portalen verfügbar. Gerade bei Elektrofahrzeugen bietet sich so eventuell die Gelegenheit, mit dem Autobesitzer über die Vorzüge des emissionsfreien Fahrens zu plaudern. Wer sich als PKW-Eigentümer für das private Carsharing entschließt, sollte sich anhand der Übersichten über die genauen Bedingungen der Anbieter informieren.
Addendum
Artikel aus dem green car magazine.
Titelbild: Privates Carsharing 2020 – Copyright ©Minerva Studio – stock.adobe.com
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