Noch muss man sich noch den Weg durch ein großes Neubaugebiet in Roskilde zum innovativen Rockmuseum Ragnarock bahnen. Doch dann wandelt man auf einem langen roten Teppich wie ein Rockstar dem goldfarbenen Kubus entgegen, der goldenen Box und dem Eingang. Und hier wartet schon am Eingang ein mobiler Lautsprecher mit den Klängen verschiedener bekannter Rocksongs zum Empfang. Das Gebäude selbst ist die Verkörperung von Rock ’n‘ Roll in Form eines massiven Einschlags in das neu entstehende Wohngebiet. Geplant und gebaut wurde das Ragnarock von den Architekturbüros MVRDV (Rotterdam) und COBE (Kopenhagen), deren Gestaltungsvorschlag sich in einem Wettbewerb 2011 durchsetzen konnte.
Das Konzept versetzt Dich komplett in das Leben eines Rockstars. Durchdacht sind wichtige Details wie der oben beschriebene rote Teppich im Eingangsbereich, der neonfarbene Fahrstuhl, der Dich in die Welt des Rock ’n‘ Roll hievt, bis hin zu der Bar mit den Drinks im Erdgeschoss zum Abschluss. Nach der Ausstattung mit dem Backstage-Pass taucht man in die interaktive Ausstellungsinseln ein, die sich thematisch mit allen Facetten der Rockmusik seit den Fünfzigerjahren aufwärts beschäftigen. Die Besucher sind in das Konzept ständig eingebunden, als Zuhörer, als Konsumenten, als Taktgeber oder Kreative, wenn sie selbst singen oder zur Gitarre greifen können.
Roskilde Rockmuseum Ragnarock
Die grellen Kontraste aus der Pop- und Rockwelt spiegeln sich in der Gestaltung der Räume wider. Der Gebäudekorpus lockt mit der goldfarbenen Stachel-Ummantelung schon von Weitem die Besucher an. Beim Betreten des in Rot ausgekleideten Foyers fühlt man sich, wie in einem Gitarrenkoffer eingebettet. Das dahinter liegende Ensemble aus Auditorium und Bar ist dunkler und mystischer gestaltet.
Eingebettet und ummantelt wird das Museum von den Fragmenten einer Lagerhalle einer ehemaligen Zementfabrik, aus der sich der Korpus geradezu explosiv zu befreien scheint. Auf den ersten Blick wirkt es klein und grazil zwischen den massiven Hallenpfeilern und leeren Hallenresten. Doch mit gut 3.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche öffnen sich die wahren Dimensionen erst beim Eintritt in die heiligen Hallen.
Wer zurzeit das Gelände rund um den Ragnarock betritt, wird einer Vielzahl von Baustellen und Bauarbeitern begegnen. Das gesamte Gelände um das Museum ist einem übergeordneten Projekt gewidmet. Das Umfeld wird in mehreren Schritten in einen neu gestalteten kreativen Stadtteil umgewandelt. Die ersten Studios und Kreativen haben schon angefangen, hier Fuß zu fassen. Auch aus diesem Grund lohnt sich in den kommenden Jahren ein Besuch in Roskilde.
Wer noch ein bisschen Zeit mitbringt, kann Eintauchen in die Geschichte der Stadt und in die Besiedelung durch die Wikinger. Wir haben einige Kostbarkeiten entdeckt.
Auf den Spuren von Harald Blauzahn
Der Namensgeber der „Bluetooth“-Verbindungen Harald Blauzahn und seine Wikinger waren berühmte Jäger nach Edelmetallen. Fast auf dem gesamten europäischen Kontinent finden sich Reste der Schätze. Unter dem berühmten Wikingerkönig zum Ende des 1. Jahrtausends vollzieht Dänemark einen Wandel von der Heimat der Wikinger zur Führungsmacht in Skandinavien. Die Menschen aus dem Land, den Inseln, Wäldern, Seen, Marschen, fruchtbaren Äckern und sandigen Böden lebten heidnische Bräuche und glaubten noch an Elfen und Riesen. Das Christentum wurde verachtet und der Dänenherrscher Harthaknut, Vorfahre und Großvater von Harald Blauzahn, ließ angeblich Geistliche verfolgen und foltern.
Harald war ein Sohn Gorms des Alten und dessen Frau Thyra Danebod. Der um das Jahr 910 geborene Harald bewährte sich schon früh als Führer der Wikinger in kriegerischen Auseinandersetzungen mit der Normandie. Schon 948 erkannte er die Oberhoheit des späteren deutsch-römischen Kaisers Otto I. an. Mit der Gründung der Bistümer Aarhus, Ripen und Schleswig setzte er sich für die Christianisierung der Dänen ein. Laut überlieferten Quellen soll Harald Blauzahn die erste Kirche auf dem Hügel von Roskilde errichtet haben und dort auch bestattet worden sein. Hiervon gibt es bisher keine eindeutigen Nachweise.
UNESCO-Weltkulturerbe Domkirche
Jedoch ließ Estrid an gleicher Stelle eine steinerne Kirche erbauen, die über die letzten Jahrhunderte durch Umbauten und Erweiterungen heute zu den bedeutendsten Bauwerken Dänemarks zählt. Die imposante Domkirche in Roskilde gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe, es war die erste gotische Kathedrale in Skandinavien, die aus Ziegelsteinen entstand. Am Anfang wurden die Kapellen des Domes zur Ehrung von Heiligen errichtet, später wurden sie zu Grablegungen dänischer Könige umfunktioniert. Bisher wurden im Dom 40 dänische Königinnen und Könige beigesetzt. Neben den prachtvoll gestalteten Mausoleen und Särgen beherbergt der Dom weitere wertvolle Ausstattungsstücke. Zu ihnen gehört das vergoldete Antwerpener Retabel mit Darstellungen aus der Kindheit und Passion Jesus und die „Königssäule“ mit den eingetragenen Körpergrößen europäischer Herrscher, von denen der Oldenburger König Christian I. mit eingetragenen 2,19 m als stattlichster König verzeichnet ist.
Der Hafen und das Wikingerschiffmuseum
Vom Dom aus mit dem Ausblick auf den Hafen lässt sich innerhalb weniger Minuten per Pedes der weitläufige Yachthafen erreichen. Das Hafengelände ist aufgeteilt in einen großzügigen Anleger für Yachten, ein großformatiges und begehbares Hafengelände und in das Museum für Wikingerschiffe. Hier kann man die gesamte Handwerkskunst, die Erlebnisse und Geschichten, die Atmosphäre und schließlich auch die Fahrten auf rekonstruierten Wikingerschiffen nacherleben.
Filme und direkte Vorführungen vor Ort vermitteln tiefe Einblicke in das Leben und den Alltag der Wikingerzeit. Die Filme dokumentieren die Geschichte der Wikingerschiffe und die Fahrt der „Havhingsten“ nach Dublin. Kostenlose Führungen finden auf Dänisch oder Englisch statt. In der Hochsaison täglich, im Mai, Juni und September an Wochenenden und Feiertagen.
Die fünf Schiffe in der Wikinger-Schiffshalle stammen aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Sie dienten als Sperre gegen feindliche Flottenangriffe auf Roskilde, zu der Zeit noch Hauptstadt von Dänemark. In der Halle erhält man Einblicke in den Bau und die durchgeführte Versuchsreise, die die Havhingsten von Glendalough in den Jahren 2007 bis 2008 nach Dublin und zurück führte. Auf einem Großbildschirm wird der Film dazu gezeigt.
Zusätzlich gibt es ein breitgefächertes Programm mit kulturellen und kulinarischen Eindrücken aus der Wikingerzeit. Das Ausstellungskonzept bietet für alle Altersstufen einen nachhaltigen Einblick in das Leben der Vorfahren.
Fazit
Roskilde bietet ein breites Spektrum an verschiedenen Blickwinkeln, es reicht von jahrhundertelangen Traditionen bis hin zum Aufbruch in das 21. Jahrhundert. Die einmalige Lage am Wasser und die vielfältigen Stadtteile mit vielfältigen kulturellen Angeboten sind auf jeden Fall eine Entdeckungstour wert.
Addendum
Thema Reisen aus dem green car magazin.
Titelbild – Roskilde Blick auf das Wikingermuseum – Copyrightrpbmedia – stock.adobe.com
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