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Rivian R1T - Copyright Rivian

Rivian muss Produktionskosten für Elektro Pick-up senken


Kein normales Automobil in den USA erreicht die Beliebtheitswerte eines SUV- oder Pick-up. In der amerikanischen TOP-TEN-Liste für Neuzulassungen teilen sich laut der Statistik von „Focus2Move“ die drei großen amerikanischen Autos Ford F-Serie, Ram Pickup und der Chevrolet Silverado im ersten Halbjahr 2021 die Spitzenplätze der Zulassungsstatistik. Fast schon ungläubig mussten die Hersteller zusehen, wie im September 2021 ausgerechnet ein Start-up den ersten US-Pick-up mit reinem Elektroantrieb in die Serienproduktion ging. Trotz aller Spekulationen über neue Modelle von Tesla, Lordstown oder Atlis wurde mit dem Rivian R1T ein Meilenstein für emissionsfreie Pickups gesetzt. Dieses Signal hatte massive Auswirkungen auf die Kursentwicklung von Rivian.

Verluste durch zu hohe Produktionskosten

Bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis von 80.000 Dollar werden momentan circa 33.000 Dollar Verluste laut einer Analyse des Wall Street Journal pro Pick-up Rivian R1T erzielt.  Die Ursachen sind vielfältig und sind ursächlich in den Faktoren Facharbeitern, Lieferketten, Materialkosten und Energiekosten zu suchen. Diese Kostenfaktoren treiben die Produktionskosten in die Höhe.

Vergleichbar sind die Anlaufschwierigkeiten mit den Anfangsjahren bei Tesla. Hier wurden mit deutlich höheren Produktionszahlen in den Giga-Fabriken massiv entgegengesteuert. Damit können die Fixkosten besser verteilt werden auf die produzierten Einheiten. Auch bei Rivian muss über deutliche Kostensenkungen nachgedacht werden. Neben den Ursachen bei den Produktionskosten können bei diesem Modell im Luxussegment auch noch Preiserhöhungen in Betracht gezogen werden.

Es wird wohl an diesen beiden Stellschrauben in den nächsten Monaten gedreht werden. Mittelfristig wird sich wohl der Verkaufspreis im sechsstelligen Bereich für den Luxus-Pickup einpendeln.


.:. Rückblick auf die Jahre 2021/2022
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Entwicklung verschlafen


Die ersten Elektro-Pick-ups der marktführenden US-Hersteller sind noch im Vorlauf und werden erst Ende 2021 mit dem GMC Hummer EV, im Frühjahr 2021 mit dem Ford F-150 Lightning oder erst 2024 mit dem Ram 1500 BEV nachziehen. Derweil hat sich seit dem Börsengang von Rivian der Aktienkurs innerhalb weniger Tage von 78 auf 172 US-Dollar mehr als verdoppelt. Der Wert der Automarke lag damit am 16.11.2021 damit schon bei 151 Milliarden US-Dollar. Dieses Start-up liegt damit bereits nach wenigen Tagen im weltweiten Ranking schon vor Volkswagen (140 Milliarden US-Dollar), Ford (79,37 Milliarden Dollar) oder General Motors (91,42 Milliarden Dollar).


Um einen Vergleich zu Volkswagen zu ziehen, reicht allein schon die Absatzzahl von Volkswagen aus dem Jahr 2020 mit 8,9 Millionen Fahrzeugen weltweit. Dagegen wirken die bisher gut 300 zugelassenen Fahrzeuge des Pick-up-Trucks R1T wie ein Mikrokosmos. Die Produktion befindet sich wie bei allen globalen Herstellern derzeit in der Warteschleife. Es lagen schon über 50.000 Vorbestellungen laut Rivian für Ihr Werk in Normal, Illinois, vor. Entgegen allen Widrigkeiten surfte der Börsenkurs auf einer riesigen Erwartungswelle, schließlich wird an der Börse bekanntlich auf die Zukunft gehandelt.


Rivian Wachstumskurve


Einige neue Investitionsprogramme beflügelten das Kursfeuerwerk zusätzlich. US-Präsident Joe Biden hat ein Infrastrukturgesetz auf den Weg gebracht, das Billionen US-Dollar in die Erneuerung von Straßen und Brücken, Schienen und Flughäfen befördert. 7,5 Milliarden US-Dollar sind für den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos bestimmt.

Von den 12 Milliarden US-Dollar Emissionserlösen werden weitere Fabriken geplant. Ab 2023 werden die elektrischen Lieferwagen genauso auf dem freien Markt erhältlich sein. Auch hier wird für Rivian noch einmal ein großes Absatzpotenzial vermutet.
Um das Potenzial auszuschöpfen, ist wie bei Konkurrent Tesla ein landesweites Netz von Ladestationen einkalkuliert. Dabei sind 3.500 Schnellladesäulen an 600 Standorten geplant und zusätzlich 10.000 Wechselstrom-Ladesäulen. Refinanziert werden sollen die Stationen über eine kostenpflichtige Club-Mitgliedschaft für die Nutzung der Ladestationen und einer LTE-Datenverbindung.

Kursdellen und neue Projekte


Auch wenn der Wert vom 16.11.21 übertrieben erscheint, erwächst für die weitere Entwicklung des jungen Start-ups viel Potenzial.

Trotz zahlreicher Widrigkeiten in den Lieferketten hat Rivian die Produktionszahlen in Normal, Illinois, konstant gesteigert und im 3. Quartal 2022 mit 7.363 Fahrzeugen einen Höchststand in der Herstellung erreicht. Eine beachtliche Delle erhielt der Kurs des Start-ups im Oktober, weil 13.000 Autos wegen Problemen bei der Befestigung des Achsschenkels in eine Rückrufaktion gebracht werden mussten. Der Kurs stürzte daraufhin am 18. Oktober kurzfristig ab.

Inzwischen sind aber auch diese Turbulenzen wieder überwunden durch die beherzte und zügige Rückrufaktion. Inzwischen ist Amazon als Investor eingestiegen bei Rivian und sorgt für eine kontinuierliche Entwicklung. Laut ersten Plänen will Amazon bis 2030 100.000 RIvian Lieferwagen bis 2030 vermarkten. Das ist ein deutliches Signal am Markt und wird weiteres Wachstum für Rivian einbringen.

Fazit

Seit Jahrzehnten führt Ford mit der legendären F-Serie das amerikanische Absatzgebiet an, jetzt wird Rivian langfristig als der wichtigste Herausforderer für einen spannenden Kampf um die Spitze des Automobilmarktes eine neue Rolle zugeschrieben. Während die großformatigen SUV für den amerikanischen Markt wie geschaffen sind, sind sie für Europa definitiv zu mächtig für den Straßenverkehr. Für den weltweiten Vertrieb wird noch ein kompakteres Modell erforderlich sein.

Addendum

Titebild – Rivian R1T – Copyright Rivian

N. Hagedorn
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