Die Abkürzung GT für Grand Tourismo, also für den großformatigen Tourenwagen, hat bei Volkswagen eine lange Tradition. Das Kürzel wurde sogar schon bei den Kompaktformaten des Golf und Polo eingesetzt. Die ursprüngliche Bedeutung erlangt diese Bezeichnung in den Klassikern der Autohistorie, und darunter fallen natürlich Ikonen wie der Mustang GT. Jetzt setzt Volkswagen mit dem formschönen ID.5 GT einen Meilenstein mit der sportlichen GTX-Variante. Großformatig im Innenraum und mit einigen sportlichen Details versehen tritt er gegen starke Konkurrenz bei den Reise-Coupes an. Auf den ausführlichen Testfahrten wollen wir erfahren, ob der Multiplikator X gerechtfertigt ist.
GT / GTD / GTI – sind geläufige Abkürzungen in der Volkswagen-Historie mit Verbrennungsmotoren. Mit dem X soll jetzt noch einmal ein Ausrufezeichen gesetzt werden bei den Ausstattungsmerkmalen und der Motorisierung im sportlichen BEV-Coupe. Mit zwei Elektromotoren getrennt für die Vorder- und Hinterachse und einem Akku mit 77 kWh setzt Volkswagen auf einen durablen Allradantrieb, der über einstellbare Fahrmodi den eigenen Vorgaben angepasst werden kann. Neben dem bekannten 150 kW/ 204 PS E-Aggregat aus dem ID.5 Pro Performance gibt es dazu noch ein 80 kW/109 PS Elektromotor für die Vorderachse, der abhängig von der Fahrsituation eingesetzt wird. Das ergibt eine Systemleistung von 220 kW/ 299 PS bei stattlichen 460 Newtonmeter Drehmoment. Damit lässt sich auch ein gebremster Anhänger bis zu 1.400 kg Anhängelast nutzen, auf jeden Fall ein deutlicher Pluspunkt für eine funktionale Nutzung des GTX.
Der Bereich Lichtdesign ist mit dem großzügigen Einsatz von LED-Elementen breit bespielbar. Dazu gehört beim GTX ein designtes Lichtband zwischen den serienmäßigen LED-Matrix-Scheinwerfern und dem Logo. Von den insgesamt 18 LED-Einheiten pro Scheinwerfer lassen sich 11 Module einzeln dimmen oder sogar abschalten. Das ergibt bei den Nachtfahrten ein blendfreies und gleichmäßig ausgeleuchtetes Fahrlicht. Das Heck prägt drei markante LED-Rückleuchten, bestückt mit Flächenlichtleitern.
Standards für Serienausstattung
Beim Modelljahr 2023 gibt es für den GTX einige entscheidende Updates. Sie umfassen unter anderem abgedunkelte Seiten- und Heckscheiben, beheizbare Vordersitze und eine Klimaanlage mit Aktiv-Kombifilter, Standklimatisierung und Zwei-Zonen-Temperaturregelung. Auch im Interieur gibt es dezente Veränderungen. Rote Ziernähte im Innenraum sollen die sportliche Note unterstreichen und außen sind Dachrahmenleiste, C-Säule, Außenspiegel und Diffusor im glänzenden Schwarz gestaltet.
Fahreindrücke
Der Komfort beim ID.5 ist mit einem automatisierten Start sehr komfortabel. Dabei fällt schon beim Einstieg eine elegante Lösung auf. Die sehr traditionell wirkenden Türgriffe sind mit einem Drucksensor versehen und öffnen sich bei Berührung leichtgängig. Danach kann man in den Sitzen mit einem sehr guten Seitenhalt und elektronischen Einstellungen Platz nehmen. Zwei Sitzpositionen lassen sich per Memoryfunktionen einspeichern. Bei unserem Modell war zusätzlich noch eine Massagefunktion enthalten, die per Knopfdruck aktiviert werden kann. Nach den individuellen Einstellungen wird das Bremspedal betätigt und anschließend per Schaltwippe hinter dem Lenkrad die Automatikfunktionen aktiviert. Das ist durchdacht und intuitiv bedienbar aus unserer Sicht.
Volkswagen hat endlich mal die ganzen Bedienelemente reduziert auf das Wesentliche. Einige FahrerInnen stören sich daran, aber nach einigen Fahrten ist die Bedienung über das zentrale Infodisplay mit der Slider-Technik nur noch eine Fingerübung. Als Alternative kann natürlich auch die Spracheingabe genutzt werden. Bleibt die Frage nach den Grand Tourismo Eigenschaften. Und die beantwortet sich schon auf den ersten großen Fahrten. Neben dem sehr gut ablesbaren Head-up-Display sind auch alle Zutaten für ein entspanntes Touring an Bord. Dazu gehören neben den zahlreichen Assistenzsystemen ein sehr ansprechende adaptive Geschwindigkeitsregelung und ein zuverlässig warnender Tote-Winkel-Assistent. Für die großen Touren sind auch die schnell wechselbaren Fahrmodi praktisch. Beim Thema Stromverbrauch sind alle Szenarien vor- und einstellbar. Im Herbsttest bei kühlen 10 bis 20 Grad Außentemperatur lagen wir im ECO-Modus bei knapp unter 20 Kilowattstunden, beim Sportmodus auch gut und gerne bei 30 Kilowattstunden pro 100 Kilometer Fahrtstrecke.
Am Supercharger
Beim Laden gab es schon einige Software-Updates, am CCS-Schnelllader konnten wir im Peak mit bis zu 130 kW laden, am normalen AC-Anschluss dagegen nur mit 11 kW. Nach dem Laden auf 100 % haben wir die erwartbare Reichweite abgelesen. Hier lagen wir bei 360 bis 380 Kilometer laut Angaben im ID-Display. Das liegt aus den Test-Erfahrungen der letzten Jahre im normalen Bereich, da die Laborbedingungen des WLTP-Verfahrens in der Praxis kaum zu erzielen sind. Dazu muss auch immer darauf hingewiesen werden, dass diese auch nur im ECO Modus realisierbar sind. Wer sich aber für die sportliche Variante entschieden hat, wird wohl auch hauptsächlich alle Leistungsreserven nutzen wollen. Daher sind dann im Herbst auch meistens 250 bis 300 Kilometer realistisch.
Sportlich ambitioniert ist der Auftritt des ID.5 GTX mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 6,3 Sekunden. Als Tourer bietet er vor allem genug Reserven bei Überholmanövern und hat eine zeitgemäße Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h. Er hat sicherlich nicht das Timbre und die Geschichte eines Ford Mustang Mach E, dafür punktet er mit einem großzügigerem Raumangebot, einem ausgereiften Handling und einer satten Straßenlage. Die gelungene Integration von Android Auto bringt noch einmal einen großen Mehrwert auf den Langstreckenfahrten, denn mit den pfiffigen Tools wie Google Maps oder Spotify lassen sich Autobahnfahrten entspannt gestalten.
Clou Panoramadach
Mit dem großformatigen Panoramadach wirkt der Innenraum noch größer und besser ausgeleuchtet. Gerade für die MitfahrerInnen auf der Rücksitzbank ist das schon während der Fahrt ein Zugewinn. Obwohl die Dachlinie durch die Coupe-Bauart nach hinten ein wenig abnimmt, können auch größere Erwachsene hier bequem Platz nehmen. Nachts kann mittels der Ambientebeleuchtung noch eigene Konfigurationen in der Innenraumbeleuchtung vorgenommen werden. Wer nachts häufiger unterwegs ist, wird sich schnell mit der sehr effektiven Fahrbahnausleuchtung mit den LED-Matrix-Scheinwerfern anfreunden, sie beinhaltet eine automatische Schaltung für das Fahrlicht und für schlechte Sichtverhältnisse.
Die Preise für das Basismodell starten bei 56.455 Euro (Stand Oktober 2022). Darin enthalten sind schon die LED-Scheinwerfer, das beheizbare Multifunktionslenkrad und ein Satz Leichtmetallräder. Dazu gibt es aus unserer Sicht noch ein paar interessante Zusatzausstattungen, die auch den Gebrauchtwagenpreis positiv beeinflussen.
Das Panoramadach wird wohl besonders geschätzt auf den Langstrecken. Der Aufpreis beträgt hierfür 1.400 Euro.
Die Wärmepumpe sollte bei dem Preis eigentlich Standard sein, aber wird auch hier nur als Sonderausstattung für 990 Euro angeboten.
Bei gut 1.400 kg Anhängelast ist auch der Anhängerbetrieb sinnvoll. Der Aufpreis für die anklappbare Anhängerkupplung mit elektrischer Entriegelung liegt bei 890 Euro.
Fazit
Der sportliche ID.5 GTX hat schon in der Serienausstattung einige Pluspunkte für die großen Touren zu bieten. Die ausgereiften Assistenzsysteme, die sehr gute Straßenlage und die Reichweite sind die entscheidenden Faktoren für den entspannten Einsatz auf der Langstrecke. Ein großzügiges Kofferraumvolumen und der große Innenraum können ideal für Reiseaktivitäten genutzt werden.
Test aus dem Sommer 2023
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