Dieselgate und Defeat Device – die letzten vier Jahre waren geprägt von Vorwürfen gegen Volkswagen. Aus der Vergangenheit hat man aber wohl gelernt, das mit einem großen Wurf sich in die Zukunft zu katapultieren. Der Käfer war einmal das Auto der Wirtschaftswunder-Jahre und mit über 15 Millionen montierten Autos 1972 überholte es sogar das Modell T. Doch gleichzeitig sank die Käfer-Nachfrage und die Ölkrise verschärfte den Absatz des Autos mit der inzwischen überholten Technik. In dieser tiefen Krise erschien der Golf I mit glattgezogenen Blechen und wassergekühlten Frontantrieben. Der Golf war fortan der Inbegriff für eine neue Fahrzeugklasse. In der aktuellen Situation hat Volkswagen den nächsten großen Wurf in Angriff genommen, die Freigabe des Elektrifizierungsbaukastens (MEB) für Drittanbieter.
Auf dem Genfer Automobil-Salon wurde das Konzept des modularen Elektrifizierungsbaukasten der Öffentlichkeit präsentiert. Laut Volkswagen soll mit der Freigabe des Baukaustens eine umfangreiche Verbreitung des MEB erfolgen und durch die Skalierung die Kosten der E-Mobilität gesenkt werden. Zur Zeit plant der VW-Konzern in der ersten Phase 15 Millionen reine E-Fahrzeuge. Als weltweit erster externer Partner soll die Aachener e.GO Mobile AG den Elektrifizierungsbaukasten nutzen, um die Volkswagen-Modellpalette ergänzende E-Autos auf den Markt zu bringen. Ein konkretes Fahrzeugprojekt wird derzeit geplant. Mit dem ID. BUGGY zeigt Volkswagen beim Genfer Automobil-Salon bereits die Variabilität des MEB auch für Kleinserien, die einfach und günstig realisiert werden können.
Dr. Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender der AG erwartet: „Dass wir Plattform-Profis sind, haben wir mit unserem Modularen Querbaukasten bewiesen. Auf dieser Plattform basieren über 100 Millionen unserer Fahrzeuge. Mit der MEB-Plattform übertragen wir dieses Erfolgskonzept in das Elektrozeitalter und öffnen uns Dritten. Der MEB soll als Standard der E-Mobilität etabliert werden. Auf seiner Basis machen wir die individuelle Mobilität CO2-neutral, sicher, komfortabel und zugänglich für möglichst viele Menschen. Denn selbst emotionale Kleinserienfahrzeuge wie der ID. BUGGY lassen sich auf Basis von MEB einfach und kostengünstig realisieren. Ich freue mich, dass wir mit e.GO den ersten Partner gefunden haben, der unseren Elektrifizierungsbaukasten als Basis für ein gemeinsam zu bestimmendes Fahrzeugprojekt nutzen wird.“
Volkswagen kooperiert mit der e.GO Mobile AG
Die e.GO Mobile AG produziert zur Zeit schon das Modell „Life“ und ist in Deutschland einer der Pioniere der Elektrifizierung von Kleinwagen. Die Produktion soll sehr flexibel verschiedene kostengünstige und kundenorientierte Elektrofahrzeuge für den Kurzstreckenverkehr am Markt platzieren.
Laut eigenen Angaben ist für Volkswagen ist 2019 ein Schlüsseljahr der E-Offensive, die in den kommenden Jahren weiter beschleunigt werden soll. In Genf zeigt der Volkswagen Konzern zahlreiche E-Fahrzeuge und E-Studien, wie den Audi e-tron GT, Skoda Vision iV, SEAT Urban Car oder den ID. BUGGY. Circa 44 Mrd. Euro will Volkswagen bis 2023 investieren für Elektrifizierung, Digitalisierung, Mobilitätsdienste und autonomes Fahren, 30 Mrd. Euro davon allein in die E-Mobilität. Bis 2025 sollen E-Autos rund ein Viertel des Modellportfolios ausmachen.
Die Freigabe der MEB-Plattform für Drittanbieter ist eine deutliche Antwort auf die erfolgreiche Strategie der Zulieferer Bosch oder Continental, die ihre Antriebskonzepte schon im Markt platziert haben. Der Vorteil des Baukastens ist die komplette Lieferung des Fahrwerkes und des Antriebes. Die neuen Player können sich auf das Fahrzeugkonzept konzentrieren.
Addendum
Quellen: VW / e.GO Mobile AG
Titelbild – Volkswagen ID. BUGGY Showcar – Copyright Volkswagen
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