Lange hat es gedauert, aber endlich gibt es mit dem ID.7 Tourer einen großformatigen Kombi als legitimen E-Nachfolger vom Passat Variant. Damit besetzt Volkswagen das Kombi-Segment im Elektroautomarkt, das aktuell noch selten anzutreffen ist. Dabei muss man sich gleich mit starken Konkurrenten messen. Ein Praxistest im rauen Norden bringt den wahren Charakter zum Vorschein.
Der typische Kombinutzer braucht natürlich reichlich Platz im Kofferraum, sei es für seine Hobby, Beruf oder für die Ausflüge mit der ganzen Familie. Dafür ist der fast 5 Meter lange Tourer optimal mit Raum ausgestattet. Der großzügige Kofferraum bietet 605 Liter und kann sehr zügig auf bis zu 1.714 Liter mit umgeklappter Rücksitzbank erweitert werden. Damit lassen sich locker viele Transportaufgaben bewältigen.
Raumwunder
Ein glatter Boden sorgt für einfache Be- und Entladung. Der Zwischenraum zwischen Akku und Laderaum kann für Ladekabel und Zubehör genutzt werden. Wer weitere Transportmöglichkeiten nutzen möchte, kann diverse Erweiterungen einsetzen. Via Anhängerkupplung lassen sich gebremste Anhänger mit bis zu 1.200 kg bewegen. Noch flexibler wird es mit einem Fahrradträger oder einer Dachbox. Diese Universalität gehört zweifellos zu den wichtigsten Kaufargumenten pro Tourer.
Dazu gesellt sich ein großzügiger und ansprechend gestalteter Innenraum. Das Panorama-Glasdach flutet den Innenraum mit wohldosiertem Lichteinfall, das auf Wunsch mit Kristallen getrübt werden kann oder auch wie Milchglas zu starke Sonneneinstrahlung filtert. Davon profitieren in erster Linie die Fahrgäste im großzügig ausgelegten Fond mit guter Beinfreiheit. Da ist es kein Problem mit fünf Erwachsenen größere Strecken entspannt zu bewältigen.
Entspanntes Fahren
Im Vergleich zum Passat sind mit dem ID.7 Tourer gleich viele ausgereifte Assistenten integriert. Dazu gehört ein informatives Herd-up-Display mit den wesentlichen Informationen zur Streckenführung, den Geschwindigkeitsbegrenzungen und zur aktuellen Geschwindigkeit. Der großformatige Tourer punktet auf unseren Teststrecken trotz der üppigen Abmessungen aufgrund der guten Übersichtlichkeit mit einer unaufgeregten und spursicheren Fahrweise. Ein sehr gut abgestimmtes Fahrwerk lässt ihn auch in den Kurven und bei Ausweichaktionen stabil die Spur halten.
Mit dem 360 Grad-Kamerasystem gekoppelt mit einem übersichtlichen Wendekreis von 10,70 m lässt er sich sicher ein- und ausparken. Sollten Hindernisse zu dicht erscheinen wird die automatische Bremsung ausgelöst. Damit lassen sich ärgerliche Parkrempler schnell vermeiden. Auch die Lenkung bietet ein ansprechende Rückmeldung und vermittelt ein guten Kontakt zum Untergrund.
Zügiges Ladeverhalten
Der Akku bietet 77 kWh nutzbare Energie und erscheint auf den ersten Blick etwas zu klein ausgefallen. Aber Volkswagen erzielt mit einem sehr niedrigen Cw-Wert von 0,23 einen Spitzenwert in diesem Fahrzeugsegment. Und damit ist der Tourer gerade auf seinen Paradestrecken auf der Landstraße und Autobahn zügig und sparsam im Energieverbrauch unterwegs. Bei unseren Testfahrten bei kühlen Temperaturen zwischen 5 und 15 Grad Außentemperatur ließen sich natürlich nicht die WLTP-Zykluswerte (14 kWh) erzielen. Aber immerhin lassen sich im ECO-Modus 16 bis 17 kWh realisieren. Die sehr guten Rekuperationswerte lassen sich durch wahrnehmbare Bremsvorgänge erzielen.
Natürlich bietet der Tourer durch die weiteren Fahrprogramme ein deutlich erweitertes Fahrrepertoire. Wer deutlich komfortabler fahren möchte liegt dann eher zwischen 19 und 20 kWh pro 100 Kilometer Fahrstrecke. Mit diesen Werten liegen wir je nach Fahrprofil zwischen realistischen 400 und 500 Kilometern Reichweiten im Herbst. Das ist in dieser Fahrzeugklasse alltagstauglich und gibt ein breiteres Anwendungsprofil.
Das zeigt sich besonders an den Superchargern. So lassen sich bei unserem Test an verschiedenen Ladestationen in der Spitze bis zu 180 kW erzielen. Damit kann man real bei durchschnittlichen Ladeleistungen von 130 kW im Schnitt bei der Aufladung von 10 und 80 % SoC erzielen. In weniger als 25 Minuten kann man so bis zu 300 Kilometer Reichweite umsetzen. Dagegen lassen sich an Wallboxen und AC-Ladestationen nur 11 kW realisieren. Für die Langstreckenfahrer also alltagstauglich, für Fahrer die vorwiegend auf die leistungsschwächeren Lademöglichkeiten angewiesen sind ein Nachteil.
Ausstattung und Komfort
Ein Blick auf die Serienausstattung lohnt sich. Aktuell sind Rückfahrkamera, Navigationssystem, 19-Zoll-Felgen, beheizbare Sitze, LED-Scheinwerfer, induktive Ladeschale für das Smartphone und umfangreiche Assistenzsysteme inkludiert. Am auffälligsten ist das interaktive Herd-up-Display mit einer guten und umfangreichen Informationen zur Navigation und Geschwindigkeitsanzeigen.
Fazit
Der ID.7 Tourer hat sehr viele Qualitäten als großvolumiger Kombi im Bereich Transport und Freizeitaktivitäten. Er kann sowohl mit seiner guten Reichweite als auch bei der überschaubaren Ladezeit punkten. Langfristig wird er mit dem umfangreichen Profil ein Trendsetter im Bereich der großformatigen Kombis.
Addendum
Test aus dem Herbst 2024
Wie gefällt Euch der Tourer?
Rückfragen und Anregungen unter 01575 / 287 3616 oder per Email an leser@greencarmagazine.de.
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