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Die Erfinder des „Fördeöffners“ – Das Unternehmen Rauteck

Im Rahmen des JUNIOR-Wettbewerb des Instituts der Deutschen Wirtschaft gründeten 24 Schüler der Jungmannschule Eckernförde in Schleswig-Holstein das Schülerunternehmen Rauteck (Recycelte Auto Teile Eckernförde). Mit ihrer Idee des „FördeÖffners“ – einem Flaschenöffner aus der Schlosszunge von ausgemusterten Anschnallgurten – wurden die Schüler Landes- und Bundessieger des Wettbewerbs und gewannen letztendlich auch die Europameisterschaft. Der Flaschenöffner, welcher aus recycelten Autoteilen besteht, ist nicht das einzige Produkt der Firma Rauteck. So wurden sowohl verschiedene Ausführungen des Öffners als auch weitere Produkte wie Taschen aus fehlproduzierten Sicherheitsgurten in die Herstellung integriert. Produktionspartner von Rauteck ist Kompass 98, eine Betriebsstätte für Menschen mit psychischen Behinderungen.

Das Interview:

Aus einer Schüler-Firma entsteht eine Genossenschaft. Nachdem das Eckernförder Junior-Unternehmen „Rauteck“ Europameister der Schüler-Firmen wurde, gründeten zwölf Schüler die Genossenschaft „Rauteck“. Wie kam es zu diesem Schritt?
RAUTECK: Durch die sensationellen Siege beim JA Company Program wurden wir von außen kontinuierlich dazu ermutigt, den überaus schwierigen Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Durch diese Bestärkungen und mit dem nötigen Selbstbewusstsein durch die Erfolge als Schülerunternehmen und in dem Wissen, dass das wirtschaftliche Potenzial unserer einzigartigen, innovativen und zugleich nachhaltigen Geschäftsidee noch lange nicht ausgeschöpft ist, haben wir uns dann schließlich nach der offiziellen Auflösungsversammlung des Schülerunternehmens im September mit einem befreundeten Steuerberater zusammengesetzt, um den rechtlichen Rahmen unseres Vorhabens zu eruieren und eine für unsere bereits bestehenden Strukturen geeignete Rechtsform zu finden.
Auch intern haben in dieser Zeit viele Orientierungsgespräche stattgefunden, sodass letztendlich von
ursprünglich 24 Mitarbeitern nur die Hälfte das Risiko und die weiteren zeitlichen Belastungen im so wegweisenden Abiturjahr auf sich nehmen und engagiert an der Weiterentwicklung RAUTECKs mitwirken wollte.
Nach einigen Treffen mit einem Vertreter des Genossenschaftsverbands gründeten wir so schließlich am 7.  November 2015 die RAUTECK eG, da diese Rechtsform am ehesten mit den sehr demokratischen Strukturen eines Schülerunternehmens vergleichbar ist; zudem ist die Haftung auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt, es ist kein verpflichtendes Mindeststartkapital erforderlich und personelle Ein- und Austritte können verhältnismäßig flexibel vonstattengehen.
Bezüglich unseres Vorhabens im Allgemeinen ist es uns aber immer auch wichtig, herauszustellen, dass es sich hierbei immer auch um das Experiment handelt, ein erfolgreiches Schülerunternehmen auf dem Markt zu etablieren und die Strukturen unter wesentlich härteren Realbedingungen wieder auf- beziehungsweise auszubauen. Zumindest kurzfristig geht es uns weniger um den Profit als um die vielen wertvollen Erfahrungen in der freien Wirtschaft und persönliche Weiterentwicklung, die die Arbeit in einem eigenen Unternehmen ermöglicht.
Die Flaschenöffner aus den Gurtzungen bilden die Basis für das Unternehmen. Ist Recycling auch für andere Autobestandteile denkbar?
RAUTECK: Bisher haben wir unsere Produktentwicklung stark auf die Sicherheitsgurtsysteme im Ganzen konzentriert, sodass wir neben den verschiedenen Editionen unserer Fördeöffner aus den metallenen Gurtschlosszungen seit bereits über einem Jahr auch Taschen aus den Sicherheitsgurten selbst in vielen verschiedenen Farben und Größen im Sortiment führen.
Auf dem Europawettbewerb Ende Juli letzten Jahres haben wir zudem erstmals Prototypen von Krawatten aus Gurtstoff vorgestellt, deren Entwicklung bisher aber noch nicht abgeschlossen werden konnte, weshalb diese Art von Produkt noch nicht im freien Handel erhältlich ist. Langfristig werden wir aber selbstverständlich auch andere Autobestandteile in unsere Produktentwicklung einbeziehen und sind auch ansonsten immer offen für Anregungen.
Im Rahmen des JUNIOR-Wettbewerb des Instituts der Deutschen Wirtschaft gründeten 24 Schüler der Jungmannschule Eckernförde in Schleswig-Holstein das Schülerunternehmen Rauteck (Recycelte Auto Teile Eckernförde). Mit ihrer Idee des „FördeÖffners“ – einem Flaschenöffner aus der Schlosszunge von ausgemusterten Anschnallgurten – wurden die Schüler Landes- und Bundessieger des Wettbewerbs und gewannen letztendlich auch die Europameisterschaft. Der Flaschenöffner, welcher aus recycelten Autoteilen besteht, ist nicht das einzige Produkt der Firma Rauteck. So wurden sowohl verschiedene Ausführungen des Öffners als auch weitere Produkte wie Taschen aus fehlproduzierten Sicherheitsgurten in die Herstellung integriert. Produktionspartner von Rauteck ist Kompass 98, eine Betriebsstätte für Menschen mit psychischen Behinderungen.
Die Produktion erfolgt über die benachbarte Werkstatt der norddeutschen Gesellschaft für Diakonie. Welche Erfahrungen habt ihr aus der Zusammenarbeit mit der Werkstatt gesammelt?
RAUTECK: Bisher und sicherlich auch zukünftig nur positive. Die Kooperation mit diesem Hauptproduktionspartner hat bereits im Projektjahr begonnen und wurde von uns im vergangenen halben Jahr massiv zu einer wesentlich verbindlicheren Geschäftsbeziehung ausgebaut.
Während wir uns im Projektjahr mit einer hohen Spende bei der Einrichtung für die überaus erfolgreiche Zusammenarbeit bedankt haben, zahlen wir der Werkstatt mittlerweile pro produziertem FördeÖffner, deren Fertigung fast ausschließlich von Kompass‘98 durchgeführt wird, einen festen Betrag. Dadurch können wir uns nun vollständig auf die Weiterentwicklung unserer Vertriebsstrukturen sowie Professionalisierung unseres Unternehmens konzentrieren und nebenbei noch unser Abitur absolvieren.
Auch wenn wir mit den produzierenden Werkstattmitarbeitern kaum in Kontakt treten, haben wir zumindest bei der Einarbeitung dieser Bediensteten wertvolle menschliche Erfahrungen im Umgang mit gehandicapten Menschen sammeln können. Natürlich hat nicht immer alles auf Anhieb unsere Erwartungen erfüllt, aber mit viel Geduld und Spaß verbessern wir kontinuierlich die Qualität unserer Produkte. Insgesamt sind wir mit der Arbeit der Einrichtung sehr zufrieden – zumal die Mitarbeiter sogar unaufgefordert Verbesserungsvorschläge äußern und neue Prototypen entwickeln.
Durch unser Engagement ermöglichen wir solchen hilfsbedürftigen Menschen einen geregelten Tagesablauf sowie eine sinnvolle
Beschäftigung mit einem gewissen Maß an Eigenverantwortlichkeit. Aus diesem Grund arbeiten wir sehr gerne mit Kompass‘98 zusammen, sind dankbar für deren Unterstützung unserer Produktion sowie deren Verständnis in stressigen Phasen des Projektjahres und stolz, uns nebenbei auch noch sozial engagieren zu können. Langfristig möchten wir unsere Produktion in größerem Umfang in die Werkstatt auslagern, um auch die Taschenproduktion nicht mehr selbst übernehmen zu müssen.
Welches Potenzial seht ihr in dem aktiven Recycling von Automobilen?
RAUTECK: Im aktiven Recycling beziehungsweise Upcycling von Automobilen sehen wir ein ziemlich großes Potenzial, da die Konkurrenz am Markt noch nicht allzu groß ist und das Auto sehr viele Upcyclingmöglichkeiten bietet. Zudem wurde der Aspekt der Nachhaltigkeit in der Automobilbranche bisher stets vernachlässigt, sodass wir durch unsere Geschäftsidee nicht nur ein Zeichen für einen bewussten und nachhaltigen Umgang mit Umweltressourcen setzen, sondern auch aktiv zum Umweltschutz beitragen, indem wir sowohl Ausschussware von automobilen Zulieferern als auch Bestandteile schrottreifer Autos wieder dem Wirtschaftskreis zufügen und zu innovativen Produkten verarbeiten.
Zum Schluss eine Kernfrage: Wie wird sich „Rauteck“ in den nächsten Jahren weiter entwickeln?
RAUTECK: Das kann man zum jetzigen Zeitpunkt kaum voraussehen. Zurzeit befinden sich alle Mitarbeiter im Alter zwischen 17 und 19 Jahren und werden diesen Sommer die Schule mit dem Abitur verlassen. Dementsprechend zieht es einige zunächst für etwa ein Jahr ins Ausland, andere zum Studium in andere Regionen Deutschlands und nur wenige bleiben zum Studium oder für ein Gap Year in Eckernförder Sphären.
Solange aber – und das scheint zum jetzigen Zeitpunkt gesichert – einige wenige in den nächsten Jahren tatsächlich in Eckernförde wohnen bleiben, kann die Produktion weiterhin von Kompass‘98 durchgeführt und von uns betreut werden. In dem Fall bestünde in der Verstreuung unserer Mitarbeiter in ganz Deutschland und der Welt dank moderner Kommunikationsmedien eine riesige Vertriebschance, deren Potenzial es auszuschöpfen gälte.
In strategischer Hinsicht möchten wir zunächst Vertriebsstände bei Zwischenhändlern in vielen verschiedenen Regionen etablieren, unsere Strukturen weiter professionalisieren und langfristig sowohl unseren Onlinevertrieb ausbauen als auch unsere Produkte bei Geschäftskunden wie Brauereien oder Autohäusern als Werbegeschenke oder ähnliches bewerben.
Vielen Dank für das Gespräch!

 

Addendum:

Ein Imagefilm aus 2015

Mehr Informationen über Rauteck gibt es über folgende Anschrift:

RAUTECK Technik- und Ökologiezentrum

Eckernförde Marienthaler Str. 17
24340 Eckernförde

http:// www.rauteck.de

N. Hagedorn
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