Der Nissan Leaf gehört mit zu den weltweit am meisten verkauften Elektroautos. Das Motto der leistungsstärksten Version mit der Modellzusatz „e+“ zeichnet sich durch die Attribute schneller (0-160 km/h in 6,8 Sekunden), höher (160 kW/217 PS-Motor) und weiter (Reichweite bis zu 500 km) aus. Schon seit Jahren wurde das Vorgängermodell aufgrund einer akzeptablen Reichweite häufig im Citybereich genutzt. Bei der aktuellen völlig überarbeiteten Version „e+“ gibt es als Plus eine sehr sportliche Fahrweise und eine deutliche Steigerung der Reichweite im Vergleich zu den Basismodellen. Ein ausführlicher Praxistest im Sommer 2019 überraschte mit einigen Trends im Bereich der Elektromobilität.
Mit dem neuen Akkupaket mit 62 kW-Akku sollte der Nissan laut WLTP-Angaben zur Reichweite die Strecke von Kiel nach Hannover ohne Zwischenladung zurücklegen. Die Fahrtstrecke ist gespickt mit langen Autobahnabschnitten mit 120 km/h Höchstgeschwindigkeit, den kurzen Landstrecken und dem städtischen Verkehr. Der Testwagen ist neben der umfangreichen Tekna-Ausstattung noch mit der Einparkautomatik ProPilot ausgestattet. So geht es also voll ausgestattet mit umfangreichen Assistenzsystemen direkt auf den ersten Langstreckentest bei warmen spätsommerlichen Bedingungen.
Kiel – Hannover nonstop
Wir starten mit voll geladenem Akku den Weg Richtung Autobahn. Im neuen Leaf gibt es wahlweise das Assistenzpaket ProPilot, es ist ab der Ausstattungslinie N-Connecta Serienausstattung. Das entscheidende Feature auf der Autobahn ist der adaptive Tempomat. Mittels Radar an der Fahrzeugfront hält der Leaf den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug konstant und übernimmt die Brems- und Beschleunigungsvorgänge bis zum eingestellten maximalen Tempo. Den ersten Abschnitt fahren wir ohne Tempomat bis Hamburg, anschließend testen wir den Tempomaten ausführlich.
Die erstmalige Aktivierung erfolgt über den blauen Knopf , anschließend wird mit der Set-Taste die Geschwindigkeit eingestellt und das System übernimmt die Geschwindigkeitsregelung. Während der Fahrt kann über 2 Schaltwippen im Bedienfeld auf dem Lenkrad eine Anpassung an die Höchstgeschwindigkeit erfolgen. Die vorausfahrenden Silhouetten der Fahrzeuge werden zuverlässig erfasst, sobald sie den größten Teil der Fahrbahn abdecken, bei einscherenden Fahrzeugen im laufenden Verkehr kann das System durch eigene Bremsmanöver wieder deaktiviert werden.
Assistenzsysteme 2020
Wird aus dem stockenden Verkehr ein Stau, bremst das Fahrzeug bis zum Stillstand automatisch herunter. Bei vorübergehendem Stillstand bis zu drei Sekunden rollt der Wagen dann wieder selbstständig an. Dauert es länger reicht ein kurzer Tritt auf das Gaspedal zur Reaktivierung des Systems.
Bei 15 bis 20 Grad Außentemperatur zeigte der Akku in Hamburg im Elbtunnel noch eine Reichweite von gut 250 Kilometern an. Durch die milden Außentemperaturen fahren wir ohne Zwischenstopp mit permanent eingeschalteten ECO-System. Hinter dem Elbtunnel schalten wir auf den Sportmodus zeitweise um, der Verbrauch schnellt hierbei aber gerne über 20 kWh pro 100 Kilometer. Am Ende haben wir nach gut 260 Kilometern Fahrtstrecke noch eine Restreichweite von 60 Kilometern auf der Anzeige. Also lassen sich bei milderen Temperaturen durchaus Geschäftstermine im Radius von bis zu 250 Kilometern wahrnehmen, wenn am Ziel eine Schnellladestation für die Bewältigung des Rückweges eingeplant werden kann.
ProPilot für den Nissan Leaf
Das vergrößerte Akkupaket mit 62 kWh Kapazität sorgt für ausreichend Reichweite für Pendler und Kurzstrecken. Die Akkus sind im Unterboden verstaut und sorgen somit für einen sehr niedrigen Schwerpunkt, was sich positiv auf die Fahr- und Wankeigenschaften des Wagens auswirkt. Aber nicht nur technisch, sondern auch optisch bietet der Leaf ein überarbeitetes und zeitgemäßeres Erscheinungsbild. Der jetzt 4,49 Meter lange, 1,78 Meter breite und 1,61 Meter hohe Leaf wirkt optisch gelungener und dynamischer als der Vorgänger. Der längere Radstand von 2,70 Metern bietet jetzt gute Platzverhältnisse und hinter der Heckklappe können 420 Liter Gepäck mitgeführt werden. Er ist beim NCAP-Sicherheitstest eingestuft als Kompaktwagen und bei den diversen Testszenarien mit vollen 5 Sternen bewertet.
Ein weiteres Feature von ProPilot ist der Lenkassistent zur konstanten Spurhaltung in der Mitte der Fahrbahn. Dafür liefert die Frontkamera das Ausgangsmaterial für die automatisierte Steuerung. Gleichzeitig kontrolliert wird aber auch, ob der Fahrer eingreifen kann, indem die Hände am Steuer gelassen werden. Lässt man das Lenkrad los, ertönt zunächst ein Warnsignal, dann bremst der Leaf ohne Eingriff durch den Fahrer das Fahrzeug bis zum Stillstand ab und warnt den folgenden Verkehr durch den eingeschalteten Warnblinker.
Leaf Assistenzsysteme
Ergänzend zu diesen Assistenten gehören der Fernlicht- sowie Totwinkelassistent, die Berganfahrhilfe, der Querverkehrswarner, die Verkehrszeichenerkennung und ein Notbremsassistent mit Fußgänger-Erkennung. Schließlich kann mittels der eingebundenen Kamerasystem und der Ultraschallsensoren eine freie Parklücke ermittelt und automatisiert eingeparkt werden. Per Knopfdruck kann das System eingeschaltet werden und der ProPilot übernimmt alle Rangiervorgänge bis das Auto in der Parklücke steht.
Nach der Anlieferung konnten wir uns gleich mal mit dem Chademo-Schnellladeanschluss vertraut machen. An den Autobahnen bundesweit sind inzwischen an den Tank und Rast – Raststellen fast alle Rastplätze mit den Schnellladesäulen ausgestattet. Der Vorteil der 4 Ladeplätze pro Ladesäule liegt in den unterschiedlichen Ladeanschlüssen. Und so laden wir mal direkt neben einem Renault Zoe auf. Die Ladezeiten mit dem Chademo-Anschluss und 50 kW Gleichstrom ist zur Zeit die schnellste Auflademöglichkeit. Wir sind noch bei 20% Restkapazität beim Ladestart und 20 Grad Außentemperatur. Es braucht eine gute Stunde bis zur 80%-Ladung des Akkus. Danach kann der Akku aus technischen Gründen bei nur noch geringerer Leistungsaufnahme geladen werden. Das sind dann noch einmal gut 20 Minuten.
An der Chademo-Schnellladestation
Also ist selbst mit Schnellader für die volle Kapazität immer eine gute Stunde Ladezeit einzuplanen. Bei kühleren Außentemperaturen aus unserer Erfahrung darf auch gerne ein wenig mehr Zeit eingeplant werden. Die Reichweite bei voll geladenem Akku wird im Display bei uns jetzt mit 320 Kilometern angegeben. Hierbei werden die Verbrauchswerte aus der Vergangenheit gemittelt. Das ist dann auch ein realistischer Wert für die tatsächliche Beanspruchung inklusive Nutzung von Klimatisierung und Heizungsleistung. Selbst beim ganz neuen WLTP-Verfahren sind diese Verbraucher leider noch komplett abgeschaltet.
Tank und Rast hat inzwischen die kostenlosen Ladevorgänge gestrichen, die Aufladung kann per Chip aber relativ einfach vorgenommen werden. Einmal aufgeladen kann man den neuen Fahrspaß auf der Autobahn erfahren. Beschleunigungs- und Überholvorgänge sind deutlich agiler als bei dem alten Modell. Die Höchstgeschwindigkeit ist angegeben mit 157 km/h, ab 100 km/h steigt der Stromverbrauch deutlich ablesbar an. Aber immerhin kann man jetzt spürbar entspannter im laufenden Verkehr zügig mitschwimmen. Im Testwagen lässt sich die Geschwindigkeit auch locker auf bis zu 170 km/h ausfahren. Im Sportmodus sind die Überholvorgänge schneller als mit vergleichbaren Benzinmotoren zu erledigen.
Ein Blick auf die Mittelkonsole
In der Mittelkonsole ist das relativ kleine und nicht hoch auflösende circa 8 Zoll große Display installiert. Nach dem Start müssen jedes mal die Sicherheitsbestimmungen per Touchbedienung bestätigt werden. Von hier aus lassen sich Audiosysteme, Freisprecheinrichtung, Fahrzeugmerkmale und Navigationssystem steuern. Das Bose-Audiosystem liefert einen ansprechenden und satten Klang ab im Zusammenspiel mit dem DAB-Autoradio. Die Freisprecheinrichtung ist gekoppelt mit dem eigenen Smartphone sehr zuverlässig und übersichtlich bedienbar.
Das Navigations-System ist noch ausbaufähig. Wer zum Beispiel noch differenzierter vorgehen will im Bereich Navigation kann gleich auf Apple Carplay oder Android Auto ausweichen und das Display mit dem Smartphone koppeln. Hier arbeiten Karten von Apple oder Google Maps sehr viel zeitnaher und navigieren um den Stau herum. Das kostet natürlich auf der anderen Seite entsprechendes Datenvolumen. Auch die ausgereiftere Sprachführung ist in diesen Systemen praxisnäher während der Fahrt. Ebenfalls einfach anzuwenden ist die herstellereigene Nissan Connect EV App. Hier lassen sich jederzeit auch die verfügbaren Reichweiten kontrollieren.
Klimatisierung
Unterhalb des Bildschirms ist die komplette Steuerung der Klimatisierung und Heizung gut sortiert untergebracht auf Bedientasten. Weiter unten das praktische Ablagefach für das Smartphone inklusive USB-Zugang. Für Getränke gibt es zwei Ablagemulden hinter dem Automatikwahlhebel. An den Türen gibt es zusätzliche Ablagefächer.
Die Preise für das neu gestaltete Elektroauo beginnen bei 36.800 Euro inklusive Akkukauf für das Basismodell LEAF (ZE1) MY19 mit dem 40 kW.
Preise und Sonderausstattungen
- Winterpaket ( 325 Euro)
Die Winterpaket gehört nur in der TEKNA-Version zur Serienausstattung. Dazu gehören die Sitzheizungen vorne und hinten, ein beheizbares Lenkrad und beheizbare Außenspiegel. Das Paket erhöht den Komfort in den kalten Jahreszeiten deutlich. - LED-Scheinwerferpaket (550 Euro)
LED-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht mit automatischer Höhenregulierung erhöhen den Fahrkomfort bei schlechten Sichtverhältnissen. Gegenüber den Halogenscheinwerfern ist der Energieverbrauch deutlich niedriger. Die Höhenregulierung verhindert das Blenden entgegenkommender Fahrzeuge. ( Serienausstattung in der TEKNA-Version) - ProPilot Park ( 1.200 Euro)
Wer im mobilen Zeitalter Wert auf eine Einparkhilfe legt, kann gleich noch eine ProPILOT Park: Intelligente Autonome Einparkautomatik als Zubehör ordern. Damit wird dann das Einparken dem Assistenten überlassen. ( nur für die Tekna-Versionen erhältlich)
Mit diesem Zubehör sind auf jeden Fall beim Wiederverkauf gute Pluspunkte zu erzielen. Bei den Ausstattungsvarianten und Farbkombinationen sind die Auswahlmöglichkeiten vielfältig und hier sind dann eher der eigene Geschmack und das Budget entscheidend.
Fazit
Der Leaf in der Variante e+ hat mit dem größeren Akkupaket und dem leistungsstärkeren Motor gegenüber dem Vorgängermodell spürbar zugelegt. Der Kundenkreis erhöht sich deutlich, Stadtverkehr, Landverkehr und Autobahnfahrten sind zügig zu bewältigen. Reichweiten und Fahrweise lassen sich zügig mit den unterschiedlichen Fahrmodi beeinflussen. Mit gut 340 Newtonmeter Drehmoment sind Fahrdynamik und Überholvorgänge vergleichbaren Benzinmotoren weit überlegen.
Addendum
Test aus dem green car magazine.
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