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Nissan Leaf Modelljahr 2019

Praxistest Nissan Leaf Modelljahr 2019

Der Nissan Leaf gehörte zu den bisher meistverkauften Elektroautos der Welt. Schon seit Jahren wurde das Vorgängermodell aufgrund einer akzeptablen Reichweite häufig im Citybereich genutzt. Bei der aktuellen völlig überarbeiteten Version wurde unser Testwagen nicht mehr via Trailer sondern direkt angeliefert. Ein Fingerzeig auf die wesentlich höhere Reichweite mit dem neuen Akkupaket. Was bietet das Modelljahr 2019 im Vergleich zum Vorgänger und wie hoch ist die Alltagstauglichkeit? Ein ausführlicher Praxistest im Spätsommer 2018 veranschaulicht die wesentlichen Veränderungen gegenüber dem Vorgängermodell.

Die neuen technischen Details

Die komplette Überarbeitung inklusive Motorisierung und Antriebstechnik fängt schon bei der Motorisierung an, ein 150 PS starker Elektromotor arbeitet unter der Motorhaube leistungsstark und fast nicht wahrnehmbar im Innenraum. Der Abschied vom Verbrennungsmotor bei Nissan soll wohl nachhaltig mit dem neuen Leaf erfolgen. Wenn man das Modell mit dem Vorgänger vergleicht, dann ist die deutliche Reichweitenerhöhung auf bis zu 415 km laut Nissan unter optimalen Bedingungen eine glatte Verdoppelung. Diese Werte lassen sich aber selbst in unserem Sommertest bei Außentemperaturen zwischen 20 und 25 Grad nicht erreichen, trotz eingeschaltetem ECO-Modus und aktiviertem e-Pedal. Das Drehmoment stieg mit dem Generationswechsel auf nunmehr 320 Newtonmeter (+26 %). Die Kraft wird per stufenlosem Getriebe an die Vorderräder geleitet. Seine Höchstgeschwindigkeit wird mit 144 km/h angegeben und den Sprint von null auf Tempo 100 absolviert der Wagen geräuschlos in schnellen 7,9 Sekunden. Nüchtern betrachtet eine deutliche Steigerung auch gegenüber der indirekten Konkurrenz durch einen e-Golf. Unser Testwagen erreichte während der Autobahnfahrten auch direkt mal die 160 km/h und das auf jeden Fall deutlich zügiger als das Vorgängermodell. Nur verwunderlich das diese Spitzengeschwindigkeit sogar im ECO-Modus erreicht wird, im Bereich der Höchstgeschwindigkeit werden laut Energiedisplay definitiv keine Einsparungen beim Stromverbrauch erzielt.

Nissan Leaf Modelljahr 2019 Pro Pilot – Copyright Nissan

Das vergrößerte Akkupaket mit 40 kWh Kapazität besteht aus 192 Modulen, die Energiedichte wurde um 67 Prozent bei gleichbleibenden Abmessungen erhöht. Die Akkus sind im Unterboden verstaut und sorgen somit für einen sehr niedrigen Schwerpunkt, was sich positiv auf die Fahr- und Wankeigenschaften des Wagens auswirkt. Aber nicht nur technisch, sondern auch optisch bietet der Leaf ein überarbeitetes und zeitgemäßeres Erscheinungsbild. Der jetzt 4,49 Meter lange, 1,78 Meter breite und 1,61 Meter hohe Leaf wirkt optisch gelungener und dynamischer als der Vorgänger. Der längere Radstand von 2,70 Metern bietet jetzt gute Platzverhältnisse und hinter der Heckklappe können 400 Liter Gepäck mitgeführt werden. Er ist beim NCAP-Sicherheitstest eingestuft als Kompaktwagen und wurde bei den diversen Testszenarien mit vollen 5 Sternen bewertet.

An Innovationen wird auch nicht gespart. Ein per Kippschalter einschaltbares e-Pedal gehört zur Serienausstattung. Es ist im Endeffekt die Erweiterung des Gaspedals in ein Bremspedal, sobald der Fuß das Pedal entlastet. Dann bremst der Wagen unverzüglich bis zum Stillstand ohne das die Bremse direkt betätigt wird. Das bringt dann jedes mal einen Schub direkte Energierückgewinnung. Einmal ausprobiert funktioniert das ganz entspannt, sobald man sich an diesen direkten Effekt gewöhnt hat. Sollte der Bremsvorgang nicht ausreichen steht für die kurzfristigen Bremsmanöver das Bremspedal weiterhin zur Verfügung.

Schnell mal Strom tanken

Nach der Anlieferung konnten wir uns gleich mal mit dem Chademo-Schnellladeanschluss vertraut machen. An den Autobahnen bundesweit sind inzwischen an den Tank und Rast – Raststellen fast alle Rastplätze mit den Schnellladesäulen ausgestattet. Der Vorteil der 4 Ladeplätze pro Ladesäule liegt in den unterschiedlichen Ladeanschlüssen. Und so laden wir mal direkt neben einem BMWi3 auf. Die Ladezeiten mit dem Chademo-Anschluss und 50 kW Gleichstrom ist zur Zeit die schnellste Auflademöglichkeit. Wir sind noch bei 20% Restkapazität beim Ladestart und 20 Grad Außentemperatur. Es braucht eine gute halbe Stunde bis zur 80%-Ladung des Akkus. Danach kann der Akku aus technischen Gründen bei nur noch geringerer Leistungsaufnahme geladen werden. Das sind dann noch einmal gut 20 Minuten. Also ist selbst mit Schnellader für die volle Kapazität immer eine gute Stunde Ladezeit einzuplanen. Bei kühleren Außentemperaturen aus unserer Erfahrung darf auch gerne ein wenig mehr Zeit eingeplant werden. Die Reichweite bei voll geladenem Akku wird im Display bei uns jetzt mit 270 Kilometern angegeben. Hierbei werden die Verbrauchswerte aus der Vergangenheit gemittelt. Das ist dann auch ein realistischer Wert für die tatsächliche Beanspruchung inklusive Nutzung von Klimatisierung und Heizungsleistung. Selbst beim ganz neuen WLTP-Verfahren werden diese Verbraucher leider noch komplett abgeschaltet.

Nissan Leaf Modelljahr 2019
Nissan Leaf Modelljahr 2019

Der Vorteil an den Schnellladesäulen bei Tank und Rast ist im Augenblick noch die kostenfreie Nutzung als Serviceleistung der Rastplätze. Einmal aufgetankt kann man die neue Agilität auf der Autobahn erfahren. Beschleunigungs- und Überholvorgänge sind deutlich agiler als bei dem alten Modell. Die Höchstgeschwindigkeit ist angegeben mit 144 km/h, ab 100 km/h steigt der Stromverbrauch deutlich ablesbar an. Aber immerhin kann man jetzt spürbar entspannter im laufenden Verkehr zügig mitschwimmen. Im Testwagen lässt sich die Geschwindigkeit auch locker auf bis zu 160 km/h ausfahren.

Zum Glück sind nicht alle Komponenten aus dem Vorgängermodell verschwunden. Der wunderbar leicht zu bedienende als Joystick ausgelegte Automatikwahlhebel ist aus unserem Blickwinkel immer noch ein Schmankerl in der Mittelkonsole. Sehr kurze Schaltwege und spielend leicht per Fingertipp ist diese Automatik zu schalten.

Teilautonomes Fahren

Auch hier ergeben sich mit dem „ProPilot“-System deutliche Erleichterungen für den Fahrer. Nach Einschaltung direkt am Lenkrad lenkt der Wagen eigenständig um die Kurven, hält den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und bremst autonom wenn man zu dicht auffährt. Das Lenkrad prüft aber auch, ob die Hände ständig eingreifen können, sollte das nicht der Fall sein, erklingt ein deutlicher Warnton. Bei sturer Unterlassung wird der Wagen auch direkt auf Stillstand heruntergebremst.

Die Grenzen sind vom System vorgegeben, beim innerstädtischen oder durch einen Stau bedingten Stop-and-Go Verkehr dürfen maximal drei Sekunden vergehen, damit die autonome Weiterfahrt funktioniert, danach reicht ein Tipp auf das Gaspedal zur Reaktivierung. In Baustellenmarkierungen gibt es zum Teil Probleme bei der Differenzierung zwischen gelben und weißen Fahrbahnmarkierungen. Die Erfahrungen mit dem teilautonomen Fahren sind sehr unterschiedlich je nach Nutzung. Im Citybereich könnte vielleicht auch noch das Lenken übernommen werden, hier gibt es noch weitere Entwicklungen in naher Zukunft. Momentan wird die korrekte Einhaltung des Abstands zum Vorderfahrzeug unterstützt.

Noch interessanter ist bei diesem System die rechtzeitige Erkennung von Hindernissen direkt auf dem Fahrweg. Bei Fußgängern oder querstehenden Fahrzeugen kann im Idealfall ein Aufprall vermieden werden. Ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf fast lautlose Annäherung an unachtsame Fußgänger oder Radfahrer. Hier reagiert der Nissan Leaf deutlich kompromissloser als jeder Fahrer. Ein starker Vorteil im Alltag. Ein weiterer Sicherheitsaspekt bei Nachtfahrten ist die vollautomatisierte Steuerung der Fahrbahnausleuchtung, dieses Ausstattungspaket gibt es jedoch nur gegen Aufpreis.

Überhaupt ist die umfangreiche technische Ausstattung in der höchsten Ausstattungskategorie vollständig inklusive akustischer Abstandswarnung rundum, einem Tempomaten, beheizbarer Sitze und Außenspiegel, sowie ein digitales Audiosystem und einem praktisch zu bedienenden Navigationssystem. Wer jetzt noch das Einparken vom Auto übernehmen lassen will, bitteschön, Hände vom Lenkrad und auf Knopfdruck parkt der Wagen in die nächste Parklücke. Das Paket für die autonome Einparkhilfe ist nur als Sonderausstattung erhältlich für 1.200 Euro Aufpreis.

Nissan Leaf Modelljahr 2019 - Copyright Nissan
Nissan Leaf Modelljahr 2019 – Copyright Nissan

Ein Blick auf die Mittelkonsole

In der Mittelkonsole ist das relativ kleine und nicht hoch auflösende circa 7 Zoll große Display installiert. Nach dem Start müssen jedes mal die Sicherheitsbestimmungen per Touchbedienung bestätigt werden. Von hier aus lassen sich Audiosysteme, Freisprecheinrichtung, Fahrzeugmerkmale und Navigationssystem steuern. Das Bose-Audiosystem liefert einen ansprechenden und satten Klang ab im Zusammenspiel mit dem DAB-Autoradio. Die Freisprecheinrichtung ist gekoppelt mit dem eigenen Smartphone sehr zuverlässig und übersichtlich bedienbar. Das Navigations-System ist noch ausbaufähig. Wer zum Beispiel noch differenzierter vorgehen will im Bereich Navigation kann gleich auf Apple Carplay oder Android Auto ausweichen und das Display mit dem Smartphone koppeln. Hier arbeiten Karten von Apple oder Google Maps sehr viel zeitnaher und navigieren um den Stau herum. Das kostet natürlich auf der anderen Seite entsprechendes Datenvolumen. Auch die ausgereiftere Sprachführung ist in diesen Systemen praxisnäher während der Fahrt. Ebenfalls einfach anzuwenden ist die herstellereigene Nissan Connect EV App. Hier lassen sich jederzeit auch die verfügbaren Reichweiten kontrollieren.

Unterhalb des Bildschirms ist die komplette Steuerung der Klimatisierung und Heizung gut sortiert untergebracht auf Bedientasten. Weiter unten das praktische Ablagefach für das Smartphone inklusive USB-Zugang. Für Getränke gibt es zwei Ablagemulden hinter dem Automatikwahlhebel. An den Türen gibt es zusätzliche Ablagefächer.

Preise und Sonderausstattungen

Im Januar 2018 ist der neue Nissan Leaf auf dem deutschen Markt erschienen. Die Preise für das neu gestaltete Elektroauto beginnen bei 31.950 Euro ohne eingebundenen CHAdeMO-Schnellladeanschluss. Die höherwertigen Modelle sind alle serienmäßig mit CHAdeMO ausgestattet, der von uns getestete Leaf mit vollständiger „TEKNA“-Ausstattung kostete zum Testzeitpunkt 39.850 Euro.

Zubehör – Unsere TOP-3 Empfehlungen für einen guten Wiederverkaufswert

1. Winterpaket ( 325 Euro)

Die Winterpaket gehört nur in der TEKNA-Version zur Serienausstattung. Dazu gehören die Sitzheizungen vorne und hinten, ein beheizbares Lenkrad und beheizbare Außenspiegel. Das Paket erhöht den Komfort in den kalten Jahreszeiten deutlich.

2. LED-Scheinwerferpaket (550 Euro)

LED-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht mit automatischer Höhenregulierung erhöhen den Fahrkomfort bei schlechten Sichtverhältnissen. Gegenüber den Halogenscheinwerfern ist der Energieverbrauch deutlich niedriger. Die Höhenregulierung verhindert das Blenden entgegenkommender Fahrzeuge. ( Serienausstattung in der TEKNA-Version)

3. Smartphonehalterung ( 27 Euro)

Wer im mobilen Zeitalter Wert auf das eigene Smartphone legt, kann gleich noch eine Smartphonehalterung 360 Grad in schwarz als sinnvolles Zubehör ordern. Damit ist dann das eigene Smartphone immer im Blickfeld des Fahrers.

Mit diesem Zubehör sind beim Wiederverkauf aus unserer Sicht Pluspunkte zu erzielen. Bei den Ausstattungsvarianten sind die Auswahlmöglichkeiten vielfältig und hier sind dann eher der eigene Geschmack und das Budget entscheidend.

Fazit

Der Leaf hat sich technisch im Bereich der Fahrdynamik und Reichweite deutlich verbessert gegenüber dem Vorgängermodell. Im Bereich der EV-Kompaktklasse bietet er ein ausgereiftes Konzept an, spannend für Fahrer mit Interesse an zügigen Ladevorgängen via CHAdeMO bis 50 kW am Gleichstromanschluss und dem Einsatz im Mittelstreckenbereich. Einen erweiterten Kundenkreis könnte der Nissan Leaf sich mit einem größeren Akkupaket erschließen.

Addendum

Praxistest aus dem green car magazine.

Mehr Infos und umfangreiche Praxistests für die neuen Elektroautos gibt es im aktuellen Magazin. Abonnement unter:

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N. Hagedorn
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