Der Toyota Corolla ist mit über 50 Millionen Exemplaren das meistverkaufte Auto der Welt. Allein in den USA gehört er zu den beliebtesten PKW-Modellen, in Europa hat diese Modellbezeichnung gut 13 Jahre lang pausiert und wurde als Auris verkauft. Mit der seit 2018 aktualisierten Version hat er wieder die ursprüngliche Bezeichnung. Seitdem heißt der Golf-Gegenspieler wieder Corolla. Mit dem seit 2022 angebotenen GR will Toyota in Sachen Sportlichkeit und Ausstattung Akzente setzen. Im Test schauen wir auf die interessantesten Details.
In einem älteren Werbefilm von Toyota fährt das Vollhybridmodell am Ende des Werbespots mit einem lächelnden Fahrer an einem an der Ladesäule wartenden Elektroauto vorbei, ein Vergleich, der am Ende doch ein wenig fragwürdig erscheint. Ein Vollhybridantrieb ist definitiv ein Auto, das auf einem Verbrennungsmotor basiert. Bei Toyota wird der Vollhybrid als eher traditioneller Kern der Markenbotschaften wohl noch einige Jahre das Verkaufsprogramm bestimmen. Und spätestens mit dem Wegfall des Umweltbonus in diesem Jahr werden die Vollhybridmodelle mehr in den Fokus rücken.
Toyota setzt mit dem neuen Modell als Golf-Konkurrent auf ein Allround-Fahrzeug mit vielen praktischen Details für den Alltag und spricht mit einem neuesten Vollhybridantrieb auch Langstreckenfahrer an. Im Test 2023 fahren wir das geräumige Touring-Modell. Toyota setzt technisch das klassische Fahrwerk mit MacPherson Federbeinen und einer Mehrlenkerhinterachse für einen verbesserten Fahrkomfort.
Toyota-Corolla Verkaufszahlen in Europa
2021 142.720
2020 137.209
2019 133.597
Quelle carsalesbase.com
2.0 l Vollhybridtechnik
Momentan sind für einige Käufer noch die Eignung für die Langstrecke und die Unabhängigkeit von der Ladesäule ein entscheidender Kaufanreiz. Zum Einsatz kommt in unserem Testwagen die typische Vollhybrid-Konfiguration mit Verbrennungsmotor und ein Elektromotor für rein elektrische Kurzstrecken. Seit Anfang 2023 gibt es den Corolla TS mit einem stärkeren Antrieb. Diese Konfiguration zielt vor allem auf Vielfahrer als Alternative zum Diesel ab. Die sportliche GR-Variante ist ausgestattet mit einem Vierzylinder Ottomotor mit 152 PS und einem 113 PS starken Elektromotor. Damit erzielt der GR eine Systemleistung von 196 PS (144 kW). Der Einstiegspreis für diese Konfiguration als GR Sport liegt bei 39.640 Euro mit einer üppigen Ausstattung an Assistenzsystemen oder Details wie Teilledersitze, ein gut konfigurierbares Soundsystem oder das Matrix-LED-Licht.
Das Grundprinzip von Toyota ist eine umfänglich vorkonfigurierte Variante, der Spielraum für weitere Individualisierungen ist eingeschränkt möglich. Auffällig ist dabei, dass Extras häufig nur in Ausstattungspaketen erhältlich sind.
Langstreckentest – teilautonomes Fahren
Toyota setzt in den aktuellen Modellen auf die neueste Generation des „Toyota Safety Sense Sicherheitssysteme“. Ziel ist die Vermeidung Kollisionen in verschiedenen Verkehrssituationen. Als Basis für die Verkehrsüberwachung dienen eine Einlinsenkamera und ein Millimeterwellenradar.
Die Platzierung zur Steuerung der adaptiven Geschwindigkeitsregelung ist direkt in Griffhöhe am Lenkrad optimal eingebunden. Die Bedienung erfolgt dann einfach über den rechten Daumen. Die Aktivierung erfolgt über einen Druckpunkt und dauert circa 2 Sekunden. Anschließend wird im zentralen Display „Radar bereit“ eingeblendet. Die Einstellung der Geschwindigkeiten erfolgt dann ebenfalls über zwei Druckpunkte auf der rechten Lenkradseite. Der Abstand zum vorher fahrenden Fahrzeug kann in drei Stufen festgelegt werden.
Adaptives Fahren
In der neuesten Generation ist adaptives Fahren auch im schleichenden Stadtverkehr oder beim Stau auf der Autobahn aktiv im Geschwindigkeitsbereich von 0-30 km/h möglich. Sollte der Wagen zum Stehen kommen, reicht ein leichter Druck auf das Gaspedal zur Reaktivierung der automatisierten Geschwindigkeitsregelung. In Kombination mit der Verkehrszeichenerkennung kann sogar die zulässige Höchstgeschwindigkeit per Tastendruck direkt angepasst werden.
Während der Autobahnfahrten sind dem Hybrid-Antrieb in Kombination mit dem Planetengetriebe einige technische Grenzen gesetzt. Verbessert gegenüber der Vorgängerversion haben sich beim Beschleunigen auch die Dynamik und die Innenraumgeräusche. Damit beschleunigt das Touringmodell in circa siebeneinhalb Sekunden von 0 auf 100 km/h im Sportmodus. Mithilfe der Schaltwippen am Lenkrad kann man durch die „virtuellen“ Gänge schalten und das Drehzahlniveau während der Fahrt beeinflussen. In der Kombination beider Motoren schaltet der Verbrennungsmotor bei vielen Situationen ab, typisch dafür sind Bergabfahrten, Bremsmanöver oder das Heranrollen an die rote Ampel.
Im Alltagsbetrieb macht die straff ausgelegte Federung einen guten Eindruck, die Lenkung gibt eine gute Rückmeldung über die Fahrbahnoberfläche. Die größere Spurweite und der verlängerte Radstand erzielen einen höheren Fahrkomfort gegenüber dem Vorgänger. Direkt einschalten kann man den E-Antrieb nicht, man kann aber anhand des Drehzahlmessers ablesen, ob der E-Motor arbeitet. Von den im Prospekt angegebenen Verbrauchsangaben von 5,3 Litern Super sollte man sich nicht täuschen lassen. Tatsächlich konnten wir nur bei konstant eingeschalteten E-Modus einen Verbrauch bei sommerlichen Außentemperaturen zwischen 5 und 6 Litern erzielen im ECO-Modus. In den sportlichen Fahrmodi liegen die Verbrauchswerte jenseits von 6 Litern.
Corolla-Interieur
Praktische Details sind im Innenraum vorgesehen. Der Kofferraum ist gut zu beladen und durch einen geteilten Boden auch mit einem separaten Staufach versehen. Hier können vorwiegend Utensilien gelagert werden, die man ständig während der Fahrt mitführen möchte. Eine Lichtleiste leuchtet den Kofferraum umfassend aus und die geteilte Fondlehne kann per Fernentriegelung umgeklappt werden.
Im Innenraum ist das Platzangebot jetzt großzügiger bemessen und auch im Fond ist das Raumangebot dank eines weiteren Radstandes erhöht. In der Verarbeitung ist der Corolla inzwischen hochwertiger ausgestattet. Die Materialien und der konstruktive Aufbau der Bedienungselemente sind ergonomischer ausgerichtet. Im Infodisplay der Mittelkonsole sind alle Informations- und Einstellungsbereiche zusammengefasst. Die Displayauflösung und die Darstellung sind eher für die funktionale Nutzung ausgelegt. Der Aufruf der Funktionen erfolgt jedoch etwas zeitverzögert.
Die Vordersitze sind mehrfach einstellbar und bieten einen guten Seitenhalt. Das zentrale Display ist übersichtlich aufgeteilt und bietet über die Tasten auf dem linken Lenkrad eine individuelle Darstellung des mittleren Displays an. Es kann zwischen Fahrinformationen und Übernahme von Inhalten aus dem Infodisplay gewählt werden.
Fazit
Die neuen Corolla GR-Spitzenmodelle zeichnen sich durch eine höhere Performance in der Beschleunigung und bei Überholmanövern aus. Gegenüber den Vorgängermodellen fährt er sich leiser und entspannter und bietet ein gutes Platzangebot. Die Verbrauchswerte in der Praxis werden vorwiegend durch den ausgewählten Fahrmodus beeinflusst. Die neuen Fahrassistenzsysteme bieten vielfältige Entlastungen für den Fahrer, insbesondere im Langstreckenbereich.
Addendum
Test aus dem Sommer 2023
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