Ein Interieur wie in einem Wohnzimmer: So verspricht es der Senior Vice President der Designabteilung: „Es ist hell und gemütlich wie in einem schwedischen Wohnzimmer. Sie werden sich hier so wohl fühlen, dass Sie gar nicht mehr aussteigen möchten.“ Was zeichnet den Volvo XC90 aus und was unterscheidet ihn von der Konkurrenz in der Oberklasse? Das Modellkennzeichen Twin kennzeichnet einen Trend in der Oberklasse der schweren SUV: Die Vorderachse wird von einem stark aufgeladenen Vierzylinder der neuen Drive-E-Motoren mit 253 kW (320 PS) und einem maximalen Drehmoment von 400 Nm angetrieben. An der Hinterachse übernimmt dies ein 64 kW (87 PS) starker Elektromotor. Der wird allerdings nur aktiv, wenn Traktion an der Hinterachse benötigt wird. Beim Start mit Vollgas bewegt die Acht-Gang-Automatik das Gefährt mit insgesamt 299 kW (407 PS) und 640 Nm Drehmoment.
Der Hybridantrieb zeigt längst in den schweren Fahrzeugen den Trend auf, den Verbrennungsmotor weiter mit Umweltanschein zu kombinieren. Das wird wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren noch so für das solvente Zielpublikum bleiben, das längere Fahrtstrecken zu absolvieren hat. Wir öffnen die Tür und betreten das Wohnzimmer. Ruhig und gediegen nehmen wir in den individuell skalierbaren Ledersitzen Platz. Der Innenraum bietet eine besondere Atmosphäre mit einem aufgeräumten, modernen Design und hochwertigen Materialien. Ein übersichtliches Cockpit mit reduzierten Bedienelementen ist ein offensichtliches Kennzeichen. Weniger ist mehr! Und so lässt sich der mächtige SUV einfach bedienen. Ein kleiner Automatikwählhebel in der Mittelkonsole, davor der Drehschalter zum Starten und Anhalten des Motors und der Handbremsschalter.
Zentrales Infotainment
Die wesentlichen skalierbaren Bedienelemente sind im oberen Teil der Mittelkonsole zu finden. Ein großzügiges zum Fahrer geneigtes Touchdisplay ist optimal zwischen Fahrer und Beifahrer platziert und kann von beiden Personen bedient werden. Die drei Hauptmenü-Oberflächen sind nach Einstellungen, Funktionen und Anwendungen inhaltlich sauber getrennt. Alle Einstellungen sind intuitiv per Touch auswählbar und skalierbar. Nach kurzer Zeit lässt sich hier das gesamte Fahrzeug nach individuellen Wünschen konfigurieren.
Der Innenraum bietet eine besondere Atmosphäre mit einem aufgeräumten, modernen Design und hochwertigen Materialien. Von hier aus können viele Funktionen zentral eingestellt werden, sodass bei Knöpfen und Schaltern Zurückhaltung geübt werden konnte. Weiterhin häufig genutzte Funktionen wie Heckscheibenheizung, Frontscheibenbelüftung, Radio und Senderauswahl lassen sich dennoch per Tasten direkt unter dem Display ansteuern. Nachdem der Fahrer die individuellen Grundeinstellungen für die Fahrt vorgenommen hat, kann er es sich in den optionalen Komfortsitzen bequem machen, die ihren Namen zu Recht tragen.
Wahlschalter nach rechts drehen und die Displays wachen auf; nach einem kurzen Funktionscheck geht es per Roundviewmonitor übersichtlich aus der Parklücke. Überzeugend bei diesem Modell sind die konkav geformten Leichtmetallfelgen, womit Beschädigungen beim Rangieren so gut wie ausgeschlossen werden können. Auf mächtigen 20-Zoll-Reifen steht und fährt der X90 dem Alltag entgegen. Die Vorderachse wird vom Verbrennungsmotor angetrieben und dient als Hauptantriebsquelle; auf Wunsch kann auch direkt auf Allradantrieb geschaltet werden. Ansonsten greift bei ausbleibendem Schlupf der E-Motor direkt an der Hinterachse ein. Das System ist eher zur Stabilisierung des schweren Fahrzeuges bei sportlichen hohen Geschwindigkeiten oder im Gelände angedacht.
Der duale Antrieb verspricht laut Volvo aus einer relativ kleinen Batterie mit 9,2 kWh Kapazität einen nominelle Elektrofahrtstrecke von 43 km bei maximal 120 km/h. Wer die Kurzstrecke zum Einkauf oder Job absolviert, könnte also im Nahbereich rein elektrisch fahren; danach jeweils wieder bis zu 100 Prozent aufladen und man könnte das SUV immer rein elektrisch betreiben. Das dauert dann aber doch mindestens 2,5 Stunden bei einem 16-Ampere-Anschluss. Hier steckt dann auch der Widerspruch in dem Konzept: Wenn man schon Elektromobilität als Plug-inHybrid in der Premiumklasse anbietet, dann gehört dazu mindestens ein Schnellladeanschluss. Ich kenne jedoch niemanden, der sich dieses fahrende Wohnzimmer allein zu diesem Zweck kauft. Bleibt also ein Blick auf die beworbenen 2,1 l Super Normverbrauch. Wer auch immer diesen Verbrauch in der Praxis erzielt haben will: Er verdient einen Energiesparorden.
Bei Anlieferung des Testfahrzeuges nach einer ausgiebigen Autobahnfahrt zeigte der Durchschnittsverbrauch auf dem Display schon 12,4 l und bei vollem Tank eine Restreichweite von 450 km. Also haben wir in der Konfiguration noch einmal nachjustiert und auf die wählbaren ECO-Modi umgestellt. Hier lässt sich schon einiges nach unten korrigieren.
Die Testfahrten werden auf unterschiedlichem Terrain durchgeführt. Erst einmal surrt der XC90 gemächlich dahin, so lange er im Elektromodus fährt, danach greift spätestens beim ersten Kickdown der Vierzylinder heftig ein und beschleunigt das mobile Loft in unter 6 Sekunden. Das ist verführerisch und die Beschleunigungen erfolgen so gutmütig, dass es ratsam ist, zeitweise auf den Tacho zu schauen, um sich innerhalb der vorgeschriebenen Tempolimits zu bewegen. Auf den Langstrecken steht ein entspanntes Gleiten im Vordergrund. Unsere ersten Testfahrten auf der A7 und der A21 bei Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h mit den einge stellten ECO-Modi verlaufen dann auch schon etwas moderater bei 8 bis 9 l Durchschnittsverbrauch. Bei höheren Geschwindigkeiten steigt der Verbrauch deutlich an, was aber auch nicht anders zu erwarten ist bei gut 2,3 Tonnen Eigengewicht. An der Vorderachse mit einem Doppelquerlenker und an der Hinterachse mit einer kompakten Integralachse mit Querblattfeder ausgestattet werden vom Fahrwerk alle Bodenwellen überdurchschnittlich abgefedert. Im Langstreckenbereich ist der XC90 eine Sänfte auf vier Rädern, die trotz der Größe ein einfaches Handling aufweist.
green car magazine
Addendum:
Ein Design-Blick auf den Volvo XC90 ( Quelle Volvo)
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