Der „Welt-Scheinwerfer“ von Hella kommt laut Hersteller bei einem globalen Premiumhersteller zum Einsatz. Das Lichtmodul SSL 100 ersetzt bis zu zwölf technisch unterschiedliche Scheinwerfertypen, die zuvor entwickelt und gefertigt werden mussten. Eine Software-Steuerung kann jeden Pixel der LED-Scheinwerfer einzeln aktivieren und ermöglicht, die Lichtverteilung den jeweiligen regionalen Bestimmungen entsprechend anzupassen. Damit kann der baugleiche Scheinwerfer beispielsweise einen Verkehrskreisel im Rechts- oder Linksverkehr jeweils optimal ausleuchten.
Hella arbeitet an der weiteren Digitalisierung seiner Lichttechnik. LED-Scheinwerfer von 100 Lichtpixeln bis zu hochauflösenden SSL/HD-Technologien mit zehntausenden Lichtpixeln sollen zukünftig mit Software gesteuert werden. „Dazu zählen auch Zusatzfunktionen wie das blendfreie Fernlicht oder projizierte Orientierungslinien auf der Fahrbahn“, sagt Dr. Michael Kleinkes, verantwortlich für die globale Lichttechnik-Entwicklung bei Hella. Die Serienfertigung des Scheinwerfers erfolgt im mexikanischen Hella-Werk sowie in China. Im Interview mit Dr. Markus Richter, Leiter Unternehmenssprecher und Investor Relations von Hella, werfen wir einen Blick auf die Zukunft der blendfreien Scheinwerfertechnik.
LED Lichtmodul SSL 100
gcm: Das neue Lichtmodul SSL 100 kann bis zu zwölf technisch unterschiedliche Scheinwerfertypen ersetzen. Welche Vorteile entstehen für die Automobilhersteller?
Dr. Markus Richter: Von Land zu Land ist unterschiedlich geregelt, wie Scheinwerfer die Fahrbahn ausleuchten dürfen. Daher sind von den Herstellern unterschiedliche Optiksysteme zu entwickeln und zu fertigen. Hinzukommt dann noch die Unterscheidung von Rechts- und Linksverkehr. So können für ein weltweites Fahrzeugmodell bis zu zwölf technisch unterschiedliche Scheinwerfertypen erforderlich sein. Mit dem Welt-Scheinwerfer entfällt dies, da sich das Lichtmodul SSL 100 per Software steuern und den regionalen Erfordernissen flexibel anpassen lässt. Dadurch reduziert sich für Automobilhersteller die Komplexität – nicht nur in der Entwicklung, sondern auch in der Produktion. Auch die Versorgung mit Reparaturteilen, etwa nach einem Unfall, gestaltet sich einfacher, da es nur noch eine Scheinwerfervariante gibt.
gcm: Welche Chancen und Marktpotenziale sieht Hella für dieses neue Lichtmodul?
Dr. Markus Richter: Die Kosten und Komplexität für Entwicklung und Produktion zu reduzieren, gewinnt vor allem in der aktuellen herausfordernden Marktsituation an Bedeutung. Ein weiteres Plus: Das Lichtmodul bringt eine absolute Top-Lichtfunktionalität auf die Straße. Denn die intelligent und einzeln ansteuerbaren LED-Pixel ermöglichen das adaptive, blendfreie Fernlicht. Zusätzlich eröffnet das Modul die Chance, neue Features wie Coming- und Leaving-Home-Animationen zu implementieren. Das kann etwa auch im Nachhinein über Softwareupdates aus der Ferne erfolgen – sei es vom Hersteller, von Werkstätten oder auch vom Fahrer selbst.
gcm: Der Kraftfahrzeugmarkt entwickelt sich im nächsten Jahrzehnt in Richtung Elektromobilität. Welche Entwicklungen und Neuheiten kann man von Hella in den kommenden Jahren erwarten?
Dr. Markus Richter: Hella positioniert sich konsequent entlang der großen Markttrends Elektromobilität, autonomes Fahren und Digitalisierung. Im Bereich Licht arbeiten wir vor diesem Hintergrund kontinuierlich an hochauflösenden, softwarebasierten Scheinwerfertechnologien. Dabei stehen vor allem adaptive Lichtfunktionen im Mittelpunkt, die eine Balance zwischen einer optimalen Sicht für den Fahrer und einem aktiven Energiemanagement im Fahrzeug gewährleisten. Durch die gezielte Steuerung von Pixeln lassen sich so etwa einzelne LEDs abschalten, wenn beispielsweise im Stadtverkehr eine ausreichende Umfeldbeleuchtung gegeben ist. Ziel ist es, die Pixelzahl weiter zu erhöhen, um auch neue sicherheits- und komfortrelevante Funktionen im Hinblick auf das autonome Fahren umsetzen zu können. Unser innovatives, hochauflösendes Lichtsystem „SSL | HD“ (Solid State Lighting | High Definition) ermöglicht mit 30.000 Pixeln nicht nur die Umsetzung eines adaptiven, blendfreien Fernlichts, sondern auch zusätzliche Sicherheitsfunktionen wie einen optischen Spurassistenten, die Projektion von Schutzzonen für Fahrradfahrer oder Fußgänger. Daneben forciert Hella die Entwicklung neuer Karosserie- und Innenraumbeleuchtungskonzepte. Innovative Lichtlösungen in diesem Bereich tragen dazu bei, Fahrzeugen ein einzigartiges Design zu verleihen und können auch Fahrerassistenzsysteme optisch unterstützen.
Addendum
Titelbild – Sinnbild LED-Scheinwerfer – ©RS-Studios – stock.adobe.com
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Schon wieder was mehr gelernt! Ein lehrreicher Beitrag welchen du veröffentlicht hast.
Es ist garnicht leicht zu diesem Thema auf google was zu
recherchieren.
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