Wenn die kleineren Brüder ID.3, 4 und 5 schon die Wegbereiter in die Elektromobilität der letzten Jahre waren, fehlte doch bisher im VW-Portfolio ein großformatiges Spitzenmodell. Mit dem neuen ID.7 stellt Volkswagen intern einige neue Leistungsmerkmale in Form. Das fängt mit dem sehr guten cw-Wert 0,23 an, setzt sich mit einer soliden WLTP-Reichweite von 621 Kilometern unter optimalen Bedingungen fort und bietet einen großzügigen Innenraum für fünf Erwachsene. Einige Fahrmerkmale sind auf der Langstrecke interessant.
Unterstatement kann sich auch schon in der Farbwahl widerspiegeln, in der Aquamarinblau Metallic-Schwarz Lackierung werden je nach Lichteinfall unterschiedliche Farbnuancen erzielt. Das ergibt bei einer Gesamtlänge von fast fünf Metern interessante Farbeffekte und verleiht dem eher funktional wirkenden ID eigene Akzente. Er bietet als großformatiges Auto einen 210 kW (286 PS) starken Elektromotor ein stabiles Handling und einen gediegenen Fahrkomfort für große Ausfahrten.
Beim Einstieg fällt das groß dimensionierte blendfreie 15-Zoll-Infodisplay auf mit einer überzeugenden Auflösung und einer logischen Aufteilung in der Aufteilung und Übersichtlichkeit. Weiterhin setzt Volkswagen auf die in die Kritik geratenen Slidertechnik, aber nach kurzer Eingewöhnung sind sie Teil des hohen Bedienungskomforts. Per Touch lassen sich alle Bedienungselemente direkt auswählen und übersichtlich konfigurieren. Die neue Sprachsteuerung übernimmt IDA, sie hat wie alle mit Sprachsteuerung versehenen Systeme zur Zeit noch das Problem nur klar strukturierte Sätze korrekt umzusetzen.
Ein klassischer Autofahrer wird sich eh mit dem ansprechenden Touchscreen anfreunden, die neue differenzierte Klimasteuerung übernimmt von der klassischen Temperatursteuerung über die Individualsteuerung für Fahrer und Beifahrer auch neue Funktionen wie die Steuerung des Luftstroms in abwechselnde Richtungen. Dazu gesellen sich praktische Feineinstellungen der Sitze mit Massagefunktionen, Sitzheizung und Belüftung. Einsteigen und ohne Schlüssel in die Fahrten starten ist selbstverständlich.
Die Oberklasse im Blick
Der Zwickel rechts über dem Lenkrad als Automatikwahlhebel ist gut platziert und sorgt für eine aufgeräumte und mit viel Stauraum versehene Mittelkonsole. Ein- und Ausparken ist mit der sehr übersichtlichen 360 Grad Kamera einfach zu bewältigen. Sollte sich ein Hindernis als Störenfried herausstellen wird je nach Konfiguration automatisch gebremst. Für die anschließenden Fahrten sind vier Fahrmodi wählbar, wobei der „Comfort“-Modus ein gut ausgeglichenen Kompromiss für die großen Touren darstellt.
Auf der Strecke ist das Herd-up-Display mit einer aufgeräumten Aufteilung und der de facto Augmented Reality-Navigation ausreichend für relevante Informationen. Manchmal hinkt die Anpassung der Geschwindigkeit der Echtzeit-Erkennung etwas hinterher bei der adaptiven Geschwindigkeitsregelung. Dafür werden bei bekannten Streckenabschnitten die folgenden Geschwindigkeitsregelungen zuverlässig eingeblendet.
Technisch ansprechende Lösungen
VW hat mit dem ID.7 die Oberklasse im Visier und ist technisch noch einmal ein paar Schritte weiter als bei den Vorgängermodellen im ID-Segment. Die digitalen Lösungen sind optisch und haptisch weiterentwickelt. Das sichere Fahrgefühl wird überzeugend vermittelt und die ansprechende Traktion gibt eine hohe Souveränität bei allen Überholmanövern. Etwas irritierend ist der lange Pedalweg bei Bremsvorgängen, danach werden die Bremsvorgänge aber deutlich spürbar.
Unterwegs wurden bei unseren Tests an den Superchargern die Ladezeiten gecheckt. Wir konnten bei verschiedenen Anbietern den kompletten Ladevorgang auf 80% SoC innerhalb von einer halben Stunde abschließen. Auch die komplette Aufladung auf 100% SoC bewältigt der ID.7 in weniger als 50 Minuten im Frühjahr 2024 bei 15 bis 20 Grad Außentemperatur. Danach stehen theoretisch bis zu 560 Kilometer Reichweite zur Verfügung. In der Praxis sind bei defensiver Fahrweise bis zu 500 Kilometer zu erreichen. Beim Sportmodus sind natürlich eher 400 Kilometer im Sommer realistisch. Gute Werte, die auch bei eher zurückhaltenden Zweiflern auf Interesse stoßen.
Raumkapsel
Wer Wert legt auf großzügige Platzverhältnisse findet im ID.7 sowohl vorne als auch im Fond eine ausreichende Beinfreiheit für fünf Erwachsene plus einem großzügigem Kofferraum für die üblichen Reiseutensilien. Wem das nicht genügt, kann zusätzlich den doppelbödigen Stauraum unter dem glatten Gepäckabteil nutzen.
Was bleibt als Eindruck ist eine gepflegte und aufgeräumte Reiselimousine mit hoher Funktionalität. Wichtige Details bei der Konfiguration sind aus unserer Sicht die folgenden aufpreispflichtigen Sonderausstattungen.
Wärmepumpe – Wer noch ein paar Kilometer zusätzlich erzielen will, kann mit der Wärmepumpe als Wiederverkaufsargument punkten (990 Euro).
Anhängerkupplung – Praktisch und gut im Handling ist die anklappbare Anhängerkupplung mit elektrischer Entriegelung (990 Euro).
Netzladekabel – Auch das 22 kW-Ladekabel gehört nicht zur Serien-Ausstattung und kann nur als Extra geordert werden (175 Euro).
Wer zusätzlich Wert auf Extras legt kann sich mit zahlreichen Interieur- und Exterieurausstattungen seinen individuellen ID.7 gestalten.
Fazit
Im Bereich der Oberklasse für Elektroautos bietet VW mit dem ID.7 ein interessantes Preis-Leistungsverhältnis an. Ebenfalls interessant in diesem Segment ist für viele Fahrer das breit gefächerte Angebot an Sonderausstattungen nach eigenem Gusto. Die hohe Reichweite, die kurzen Aufladezeiten und das sehr durchdachte Bedienungskonzept sprechen ein neues Käufersegment der Oberklasse im breit gefächerten VW-Kundenportfolio an.
Addendum
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