Roland Gumpert wurde als leiternder Ingenieur bei Audi mit der Entwicklung des Erfolgsmodells Audi Quattro zur Legende. Nach drei erfolgreichen Jahrzehnten bei Audi verfolgt Gumpert seit 2004 eigene ambitionierte Ziele. Der Sportwagenherstellung bleibt er treu und entwickelt mit dem Apollo den schnellsten Sportwagen mit Straßenzulassung im Jahr 2005. Das jüngste und ambitionierteste Ziel verfolgt er seit der Gründung der GUMPERT AIWAYS AUTOMOBILE GmbH als Joint Venture mit dem chinesischen Automobilhersteller AIWAYS im Jahr 2017. Die Methanol-Brennstoffzelle ist aus seiner Sicht das Konzept der Zukunft für die Mobilität auf der Langstrecke zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Welche ambitionierten Ziele verfolgt werden und wie sie umgesetzt werden soll verrät Roland Gumpert im Interview.
gcm: Ein Hauptproblem bei den Brennstoffzellen-Konzepten gegenüber den rein elektrischen Autos sind die Transformations- Transport- und Lagerungskosten des Wasserstoffs. In Studien der letzten Jahre ist der Energieverbrauch deutlich höher bei Brennstoffzellenautos pro 100 km gegenüber Elektroautos. Warum sollte man den Ansatz mit der Methanol-Brennstoffzelle aus Ihrer Sicht weiter verfolgen?
Roland Gumpert : Wir sind ein elektrisches Auto/ Schiff/Bahn oder Flugzeug und unsere Energiequelle ist Elektrizität, mit der wir das „Mobil“ antreiben. Wir haben dafür auch eine Batterie im Mobil, die aber wesentlich kleiner und viel leichter als bei einem „normalen elektrischen Mobil“ sein kann. Diese Batterie kann man bei jeder Ladestation laden und natürlich auch damit fahren. Als mit dieser Batterie fährt man los. Wenn jetzt für die Distanz, die man zurücklegen möchte, die Batterie zu klein ist, lädt unsere „Gumpert Power Train“(Methanol-Wasserstoff-Brennstoffzelle) die Batterie. Das Mobil ist also mit einem „unsichtbaren „ Ladekabel verbunden! Die Distanz, die man zurücklegen kann, hängt, wie bei jedem herkömmlichen Benzin/Diesel-PKW, von der Größe des Tankes ab. Umso mehr Tankinhalt , umso länger kann man fahren. Getankt wird grünes Methanol, dem 40% reines Wasser zugemischt wird. 1/3 unserer Energie wird aus dem Wasserstoff des dazu gemischten Wassers erzeugt! Aus dem Methanol und reinem Wasser (60%/40%) erzeugen wir im Fahrzeug (on board ) völlig gefahrlos und ohne große Drücke Wasserstoff. Der Wasserstoff trifft auf dem in der Umgebungsluft befindlichem Sauerstoff und wird Wasser (H2O). Als Nebenprodukt fällt Elektrizität an, mit der gefahren und/oder die Batterie aufgeladen wird.
gcm: Mit der Verlagerung der Wasserstoffproduktion aus Methanol in das Fahrzeug ergeben sich zwangsläufig höhere Produktionskosten pro Einheit. Ist ihr neuer Antrieb langfristig vorwiegend in den Bereichen LKW, Zügen oder Flugzeugen zu erwarten und in welchen Projekten wird Ihr Konzept in den nächsten Jahren realisiert?
Roland Gumpert :
Dadurch, dass wir eine wesentlich kleinere Batterie als ein „normales“ Elektromobil verwenden können, sparen wir viel Geld. Unser „ Mobil „ (Fahrzeug) ist nach unseren Kalkulationen gleich teuer, maximal um 5% teurer! Unsere Technik funktioniert zu Land, zu Wasser und in der Luft.
Wir konzentrieren uns momentan auf Langstreckendistanzen (200 bis/ über 1000 km) im LKW und Bus-Bereich und auf dem Sportwagensektor mit unserer Nathalie als Marketing-Projekt.
gcm: Die Methanol-Brennstoffzelle im Transportsektor braucht für die Marktreife einen sinnvollen ökonomischen Rahmen. Welche Anreize können die Markteinführung positiv beeinflussen?
Roland Gumpert : Haben Sie schon mal gehört, dass man in „Ganz-Europa“ nicht genug Kupfer hätte, um alle Stromkabel in Deutschland zu legen , die für die Ladestationen nötig wären , um alle Elektroautos in Deutschland zu laden?
Können Sie mir sagen wieviel der „arme Steuerzahler“ in Deutschland für den Ausbau der Ladestationen in Deutschland in den nächsten Jahren zahlen muss?
Können Sie mir sagen, woher der ganze (grüne) Strom für die zukünftigen Elektroautos herkommen soll?
Die Umrüstung einer Zapfsäule von Benzin oder Diesel auf Methanol beträgt nur ca. 1500€.
In Deutschland gibt es ca. 17000 Tankstellen. Für die lächerliche Investition von ca.25 Mio € hätten wir 17000 Methanol Tank- Möglichkeiten in Deutschland. Die Tankstellenbesitzer freuen sich alle, will es jetzt für sie möglich wäre, ihre Haupteinahmequelle „Supermarkt“ und Tankstellenbetrieb aufrecht zu erhalten! Wenn man 1 Liter Benzin oder Diesel herstellt bleiben ca. 80% der ursprünglichen Energie auf der Strecke. Bei Methanol ist es ähnlich. Die Argumentation, dass bei der Methanol-Produktion zu viel Energie verloren geht ist also völlig absurd. Alle Methanol-Produzenten weltweit fangen an ihre Methanol Produktion auf grünes Methanol umzustellen. Es wird in der Zukunft genügend Methanol geben das nicht teurer sein wird als der Dieseltreibstoff.
gcm: Herzlichen Dank, Herr Gumpert.
Addendum
Interview aus dem September 2021
Titelbild – CEO Roland Gumpert – Copyright GUMPERT AIWAYS AUTOMOBILE GmbH
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