Die aktuell dritte Generation des Kuga wurde im April 2019 vorgestellt. Sie ist baugleich mit dem in Nordamerika angebotenen Escape und basiert wie die vierte Generation des Focus auf der aktuellen C2-Plattform. In Europa ist die Kuga-Variante laut Datenerhebung von JATO Dynamics das meistverkaufte Plug-in-Hybridauto im ersten Halbjahr 2021. Auch in Deutschland ist nach den Anlaufschwierigkeiten der PHEV-Variante im Vorjahr eine hohe Nachfrage zu verzeichnen. Der anhaltende SUV-Trend, die Steuervorteile und der Umweltbonus haben das Nachfrageverhalten positiv beeinflusst. Im Test überrascht er mit einigen besonderen Fähigkeiten.
Der Plug-in-Hybridantrieb im Ford Kuga hatte 2020 einen Fehlstart hingelegt. Im vergangenen Jahr musste Ford die Auslieferung zunächst stoppen, nachdem es im Umfeld der Batterie bei einigen Modellen gebrannt hatte. Die technischen Probleme sind inzwischen behoben und haben der Nachfrage offensichtlich nicht geschadet. Erst einmal werfen wir einen Blick auf die Technik. Das Plug-in-Hybridsystem des Kuga setzt auf einen 2,5 Liter großen Vierzylinder-Benziner, der nach dem Atkinson-Zyklus arbeitet, einen Elektromotor sowie eine Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie mit einer Kapazität von 14,4 Kilowattstunden (kWh).
Gemeinsam entwickelt dieses Antriebssystem eine Leistung von 165 kW (225 PS), die über ein stufenloses CVT-Automatikgetriebe den Antrieb übernehmen. Der Benziner leistet dabei 112 kW (152 PS) und der E-Antrieb 97 kW (131 PS). Der Kuga PHEV steht auf der BAFA-Liste der förderfähigen Elektrofahrzeuge und qualifiziert sich damit für den Umweltbonus. Die Batterie der Plug-in-Hybridfahrzeuge kann sowohl vom Verbrennungsmotor als auch extern an einer öffentlichen Ladestation oder an der heimischen Steckdose geladen werden – somit sind auch Fahrten im rein elektrischen Modus möglich. Da wundert es kaum, dass manche Gebrauchtfahrzeuge noch mit original verpackten Ladekabeln in Zahlung genommen werden. Das ist aber auch wenig überraschend, denn die maximale Ladeleistung ist mit 3,7 kW angegeben. Hier muss Ford wohl noch mal nachbessern, dann lässt sich schon bei den 11/22-kW-Ladesäulen an den Einkaufszentren effizienter nachladen.
Ford Kuga ST-Line
Der von uns getestete Ford Kuga ST-Line setzt auf sportliche Akzente. Dazu gehören ein sportlich abgestimmtes Fahrwerk und einige Ausstattungsmerkmale. Tradierte Werte aus den Vorgängerversionen wurden teilweise übernommen. So sind weiterhin grundlegende Funktionen wie die Bedienung der Klimaanlage und Lautstärkeregler als Drehregler implementiert. Das Multifunktionslenkrad ist übersichtlich gestaltet und auf die wesentlichen Bedienelemente reduziert. Ein ausgewogenes Bang & Olufsen Soundsystem sorgt für eine angenehme Beschallung während der Fahrten.
Im Exterieur hat der Kuga der dritten Generation noch einmal deutlich an Konturen zugelegt. Er betont seine SUV-Vorteile durch mehr Radstand und 4,61 m Außenlänge. Die tiefer angelegte Front geht in eine flacher verlaufende Frontscheibe und eine niedrigere Dachlinie über. Die Front wird durch einen großformatigen Wabengrill und lang gezogene Frontscheinwerfer betont. Am Heck wird durch quer verlaufende Linienführung die Breite betont. Auch die weit öffnende Kofferraumklappe betont die neue Großzügigkeit. Bei der ST-Line werden mit den Leichtmetallfelgen und den aufwändigeren Stoßfängern noch dezente optische Schwerpunkte gesetzt.
Ein 8-Zoll-Touchscreen mit 20,3 Zentimetern Bildschirmdiagonale ist als zentrales Infotainment auf der Mittelkonsole integriert und arbeitet mit einem übersichtlichen Menü. Wichtige Elemente wie Navi, Telefon und Radio sind übersichtlich angeordnet. Mit der Sprachsteuerung lassen sich die wichtigsten Befehle ebenfalls eingeben. Die Touchoberfläche ist nach kurzer Eingewöhnung intuitiv bedienbar. Die Hauptarmaturen in Form eines 12,3-Zoll-Displays thronen hinter dem Lenkrad. Displayauflösung und Darstellung sind zwar nicht so ansprechend wie bei der Konkurrenz von Audi oder BMW, dafür entschädigen die individuellen Konfigurationsmöglichkeiten. Leider gibt es nur ein spartanisches Head-up-Display, das auf eine ausfahrbare Kunststoffscheibe projiziert wird. Da ist die Projektion direkt auf die Frontscheibe eindeutig vorteilhafter. Der Fahrersitz bietet einen guten Komfort mit vielen elektrischen Einstelloptionen.
Antrieb
Die ganze Antriebskomposition birgt schon ein paar Besonderheiten. Der Saugmotor nach dem Aktionson-Prinzip schließt das Einlassventil erst nach dem unteren Totpunkt. Damit erhöht sich der Wirkungsgrad zwar leicht, dafür sind die Leistung und das Drehmoment niedriger ausgelegt. Die Fahrleistungen sind damit auch eher für den gemütlichen Cruiser ausgelegt. Der Übergang aus dem reinen Elektrobetrieb in den Hybridmodus erfolgt abrupt. Mit dem einstufigen Automatikgetriebe sind höhere Motorengeräusche beim Tritt auf das Gaspedal vorprogrammiert. Nach dem moderaten Antritt in gut 9,5 Sekunden von null auf 100 km/h bleibt der Verbrenner auch langfristig eingebunden, bis die automatische Steuerung nach einer längeren Strecke im Hybridmodus die Umschaltung auf den Elektromotor übernimmt. Beim Bremsen reguliert das System aus Rekuperation und Bremssätteln fühlbar nach.
Bleibende Eindrücke
Die PHEV-Version ist ein auf Komfort und niedrigen Verbrauch ausgelegter SUV. Die Verbräuche pendeln sich zwischen 5 und 7 Liter im Sommertest ein und lassen ihn damit gerade für die Langstrecke interessant erscheinen. Strecken über 800 Kilometer können bei defensiver Fahrweise mit einer Tankfüllung bewältigt werden. Er ist zurzeit die einzige Alternative zu den weiterhin angebotenen Diesel- und Benzinvarianten.
Fazit
Wer mit dem Kuga auch häufiger mal im Stadtverkehr unterwegs ist, wird die Laufruhe im Elektrobetrieb schätzen. Bis zu 50 Kilometer sind im Idealfall rein elektrisch zu erzielen. Bei den realen guten Reichweiten kann er es im Vergleich mit den Dieseln aufnehmen. Im Preis-Leistungs-Verhältnis ist er mit dem Umweltbonus und den steuerlichen Vorteilen ein interessanter und gut ausgestatteter PHEV-SUV.
Addendum
Test aus dem Sommer 2021
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