Peter Modelhart (48) ist Geschäftsführer für Jaguar Land Rover Deutschland, Österreich und Tschechien. Der 1968 in Salzburg geborene Österreicher trat nach einem Studium der Handelswissenschaften an der Universität in Wien im Mai 1994 in die Ford Motor Company (Austria) GmbH ein. Dort bekleidete er mehrere Positionen, bevor er 1999 zum Leiter Marketing ernannt wurde und im Jahr 2000 zu Land Rover nach Deutschland wechselte. Dort war er als Vertriebsleiter für Land Rover tätig, später auch für Jaguar. Von 2005 – 2009 verantwortete er als Geschäftsführer von Jaguar und Land Rover den österreichischen Markt. Peter Modelhart ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt in Salzburg.
GCM: Mit einer Steigerungsrate von 74,7 Prozent gegenüber 2015 ist Jaguar im Jahr 2016 von den Prozentzahlen her betrachtet der größte Gewinner auf dem deutschen Pkw-Markt gewesen. Welche Faktoren waren aus Ihrer Sicht ausschlaggebend für diese Entwicklung?
Jaguar konnte in 2016 eine nahezu komplett neue Modellpalette anbieten. Die Sportlimousine XE sowie die Businesslimousine XF wurden im Laufe von 2015 präsentiert und hatten in 2016 ihr erstes volles Verkaufsjahr und der Jaguar F-PACE, der erste SUV der Marke, wurde im Mai in den Markt eingeführt. Zudem erhielt die F-TYPE-Modellpalette mit der Hochleistungsvariante SVR einen attraktiven Zuwachs. Eine wichtige Rolle spielt aber auch unser Handel, der in eine komplett neue Präsentation investiert. Die neuen, hochmodernen Jaguar Land Rover Autohäuser, die aktuell entstehen, präsentieren sich mit einer edlen und sehr ansprechenden Außen- und Innenarchitektur sowie neuen kundenorientierten Systemen und Prozessen.
GCM: Mit dem neuen indischen Eigentümer Tata hat sich der Absatz der Sport- und Geländewagen Jaguar Land Rover auf 538.313 weltweit verkaufte Einheiten mehr als verdoppelt. Sind wie bei anderen Herstellern Hybridmotoren im kommenden Modelljahr zu erwarten?
Da kann ich mit einem glasklaren Ja antworten. Wir haben im November letzten Jahres unser erstes Elektroauto präsentiert. Diese seriennahe Studie verspricht nicht nur ein aufregendes Design, sondern auch innovative Technologien mit einer elektrischen Reichweite von über 500 Kilometer. Zudem werden wir in 2020 50 Prozent unserer Modelle mit einer elektrischen Option anbieten.
GCM: Hat Jaguar den Biss für innovative Entwicklungen im Bereich nachhaltiger Mobilität?
Auch das kann ich mit Ja beantworten. Jaguar Land Rover hat in den letzten Jahren über 12 Milliarden Pfund in Forschung und Entwicklung investiert. Damit sind wir in UK der größte Investor in zukunftsorientierte Technologien. Und in der Automobilindustrie investieren wir im Verhältnis zu unserem Umsatz auch am meisten. Wir arbeiten eng mit technischen Universitäten zusammen und haben eine Tochtergesellschaft mit Sitz in London gegründet, die sich mit den Mobilitätskonzepten der Zukunft beschäftigt. Unsere Vision ist ein sicheres, vernetztes und sauberes Auto in einem reibungslos funktionierenden Verkehr. Die Herausforderung liegt darin, dass alle Automobilhersteller und die öffentlichen Institutionen die Möglichkeiten der neuen Technologien unter diesem Aspekt optimal nutzen, sodass Auto und Verkehrssysteme harmonieren und reibungslos miteinander funktionieren.
GCM: Laut einer Aussage von Ihnen wird kein Fahrzeug die Neuausrichtung von Jaguar so dramatisch zeigen wie der I-PACE. Welche besonderen Merkmale verkörpert der neue I-PACE?
Die Studie des rein elektrisch angetriebenen Jaguar ist eine der visuell fesselndsten Studien der Jaguar Geschichte, indem die Designer, die durch den Elektroantrieb eröffneten neuen Freiheiten in puncto Raumausnutzung voll genutzt haben und somit die Proportionen und Abmessungen eines fünfsitzigen SUVs völlig neu definiert haben. Das Cab-Forward-Design wurde vom Supersportwagen C-X75 inspiriert. Dank der eleganten Seitenlinie hat es die Form eines Coupés. Es wird ein Auto für Enthusiasten sein, die das Autofahren noch wirklich lieben.
GCM: Zum Schluss eine Kernfrage: Die Verbrauchswerte bei den großvolumigen Autos liegen bei unseren Tests immer weit über den DIN-Vorschriften laut Prospekt. Gibt es bei Jaguar eine Tendenz zu realistischen Werten als freiwillige Herstellerangabe?
Wir unterstützen die Emissionsmessungen im realen Fahrbetrieb, die der Gesetzgeber bereits initiiert und verabschiedet hat. Jedoch muss man anerkennen, dass der Verbrauch wie auch das Abgasverhalten in erheblichem Maße von den Fahrbedingungen abhängig ist – ganz gleich wie groß ein Auto ist oder über welche Motorisierung es verfügt. Unsere Fahrzeuge sind nach den gesetzlich gültigen Richtlinien homologiert und bieten Bestwerte in Sachen Emissionen. Das Thema sollte jedoch auch ganzheitlich gesehen werden, das heißt, wie viel Emissionen entstehen in der Entwicklung, in der Produktion, beim Transport et cetera. Wir haben seit 2007 unsere durchschnittlichen Fahrzeug-Emissionen um mehr als 30 Prozent gesenkt und werden bis 2020 weitere 25 Prozent einsparen können. Gleichzeitig haben wir viele Parameter in der Produktion wie Wasser- und Stromverbrauch, die Entstehung von Müll et cetera um mehr als 25 Prozent gesenkt. Wir bieten heute moderne Fahrzeuge, die auch aus Umweltaspekten den hohen Ansprüchen unserer Kunden gerecht werden.
Addendum:
Quelle:
Interview aus dem green car magazine Ausgabe II / 2017
Herstellerseite Jaguar Deutschland
http://www.jaguar.de/index.html
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