Mitten in Dezember gibt es bei uns im echten Norden endlich mal wieder einen Wintereinbruch. Vor der Tür steht der ID.4 mit dem zu 80 % geladenen Akku, wir starten in den ersten Wintertest für einen Tag mitten im dichten Schneegestöber. Eine Handbreit Schnee hat sich schon wie ein Mantel über den ID.4 ausgebreitet. Also erst mal die Fenster freischaben und dann Platz nehmen im kühlen Sitz. Damit startet die Ausfahrt in den gefühlt ersten echten Winter seit Jahren im Dezember. Wie schlägt sich der ID.4 im Winter-Härtetest?
Im Test haben wir den VW ID.4 Pro mit 150 kW Elektromotor und dem großen 77 kWh Akkupaket. Die mausgraue Metallic-Lackierung passt zum dezenten Auftritt vom sachlich kühlen ID.4. Als Sandwichmodell zwischen dem ID.3 und dem großformatigen ID.5 spricht er hinsichtlich Design und Einsatzmöglichkeiten in erster Linie Familien und Interessenten mit Platzbedarf an, zum Beispiel für Freizeit- oder Sportaktivitäten.

Das große Akkupaket ist nicht nur für den Langstreckenbereich interessant, sondern zeigt auch im Winter die Qualitäten, die vielen Elektroautos abgesprochen wird, nämlich die Wintertauglichkeit. Kurz nach dem Start zeigt trotz knackiger Nachtfröste noch eine verfügbare Reichweite von 208 Kilometer an. Damit lassen sich auch bei strengen Wintern locker alle wichtigen Erledigungen im Nahbereich erledigen.
Fahrkomfort serienmäßig
Doch vorab werfen wir noch einen Blick auf die Details im Cockpit. Das Einlegen vom Vorwärts- beziehungsweise Rückwärtsgang erfolgt mittels eines kompakten Zwickels oben rechts hinter dem Lenkrad. Pfiffig gelöst und platzsparend für die Mittelkonsole ist dieses Medium auch gleich noch mit einem Tipp für die elektronische Parkbremse kombiniert. Vor und während der Fahrt lassen sich gleich vier Fahrmodi aufrufen, neben den üblichen ECO-, Comfort- und Sportmodus kann jeder nach eigenen Vorstellungen ein individuelles Setting konfigurieren. Das riesige Panoramaglasdach ist kombiniert mit einem aktivierbaren Sonnenschutz.
In der großzügigen Mittelkonsole gibt es sowohl für vorne als auch für die hinteren Sitze insgesamt vier USB-C Anschlüsse und natürlich auch eine Ladeschale für den mobilen Alltag. Die Rundumsicht ist aufgrund der kleinen Heckscheibe nach hinten plus massiver C-Säule etwas eingeschränkt. Ausgeglichen wird es beim Rangieren durch die Rückfahrkamera und die Parksensoren, die trotz Schneebeeinträchtigungen einwandfrei funktionierten. Großzügige Beinfreiheit herrscht auf den Vorder- und Rücksitzen, man kann auch auf langen Strecken genügend Freiheiten erfahren.
Etwas eingeschränkt sind die Einstellmöglichkeiten für die Rekuperation, über den Zwickel am Lenkrad kann man vom normalen Drivemodus noch auf den Brakemodus wechseln mit stärkerer Verzögerung und höherer Energierückgewinnung. Das ist natürlich kein One-Pedal-Modus und in bestimmten Situationen ist der Druck auf die Bremse notwendig. Dafür entschädigt der ID.4 Pro mit einem ausgereiften Distanzsystem zum vorher fahrenden Fahrzeug und einer ausgereiften Erkennung der Höchstgeschwindigkeit.
Ladevorgänge
Ist die adaptive Geschwindigkeitsregelung aktiviert, werden die regelbaren Abstände eingehalten und via Verkehrszeichenerkennung werden die Höchstgeschwindigkeiten automatisch während der Fahrt aktualisiert. Das haben wir ausführlich auf 1.200 Kilometer Autobahnstrecke Kiel-Köln-Kiel auf der A1 und A7 getestet. Auch die Überholvorgänge lassen sich gut taxieren, wenn man auf Sicht fährt und rechtzeitig in den fließenden Verkehr einschert.
Auf dieser Langstrecke konnten wir auch gut die Ladegeschwindigkeiten in Augenschein nehmen. Dabei haben wir an den öffentlichen Schnellladesäulen in der Spitze mit bis zu 130 kW laden können. Das wird Volkswagen beim nächsten Upgrade wohl noch etwas drauflegen müssen, denn die Konkurrenz wie der Kia EV6 und Hyundai IONIQ5 haben hier noch die Nase vorne. Aber immerhin ist innerhalb von gut 40 Minuten der Akku für die nächsten Streckenabschnitte bis zu 80 % geladen. Das AC-Laden ist leider noch beschränkt auf 11 kW.

Der Wintereinbruch
Dann kam der Wintereinbruch mitten im Dezember. Klirrend kalte Nächte mit bis zu 10 Grad minus und am Tag stiegen die Temperaturen auch nicht wesentlich an. Interessantes Terrain für Elektroautos, denen immer die fehlende Wintertauglichkeit nachgesagt wird. Nachdem wir eingestiegen sind, konnten alle Einstellungen für die Klimatisierung zügig über das Hauptmenü ausgewählt werden. Einmal aktiviert sind Frontscheiben- und Heckheizung innerhalb kurzer Zeit aktiv und auch die Sitz- und Lenkradheizung reagieren zügig. Innerhalb einer halben Minute können wir durchstarten.
2020 | 4,810 |
2021 | 53,605 |
2022 | 67,998 |
Und auch bei eiskalten Bedingungen kann der ID.4 Pro eine akzeptable Reichweite erzielen trozt Einschaltung der Sitz- und Lenkradheizung. Auf unserer Bilderstrecke könnt Ihr die Bedingungen gut einsehen. Auf den teilweise geräumten Straßen kamen wir über den Schnee spurstabil über die Straßen und bei den Bremsmanövern werden die ABS- und Spurstabilisierungsassistenten aktiv. Bei unseren Testfahrten konnten wir bei vollem Akku über 200 km Reichweite im Winter realisieren.

Fazit
Im ersten akuten Wintereinbruch konnte der ID.4 Pro mit einem ausgereiftem Klimakonzept und schnell wirkenden Front- und Heckscheibenheizungen auch auf längeren Strecken überzeugen. Im Langstreckentest in Richtung Köln gefiel die inzwischen ausgereifte adaptive Geschwindigkeitsregelung in Kombination mit der Verkehrszeichenerkennung und der automatisierten Geschwindigkeitsanpassung. Für die Zukunft bleibt der Wunsch nach einer höheren Ladegeschwindigkeit, gerade in kälteren Jahreszeiten ein wichtiger Faktor für das Elektroauto.
Addendum
Test aus dem Winter 2022/2023
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