Zwei Klassiker auf dem europäischen Markt für E-Autos sind noch einmal kräftig zum aktuellen Modelljahr überarbeitet worden. Da ist zum einen der Renault Zoe Z.E. 135 im Kleinwagensegment, der in diesem Jahr mit dem überarbeiteten e-Up und dem Opel Corsa-e in Konkurrenz tritt. Auf der anderen Seite ist der Nissan Leaf e+ in der Kompaktwagenklasse der direkte Wettbewerber zum neuen VW ID.3. Im Sommer können die beiden Stromer über 300 Kilometer locker bewältigen. Mit den letzten Preissenkungen aus dem Mai 2020 bieten beide Autos ein deutlich verbessertes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir haben im Sommer 2020 auf die Details geschaut und einige interessante Aspekte für den Einsatz auf Langstrecken getestet.
Mit dem aktuellen Akkupaket mit 62 kW-Akku beträgt die Reichweite für den Nissan Leaf laut WLTP-Angaben 385 km für die kombinierte Strecke. Wir haben bewusst die Langstrecken für Pendler und Urlauber genutzt. Die Fahrtstrecken sind abwechslungsreich mit langen Autobahnabschnitten mit 120 km/h Höchstgeschwindigkeit sowie kurzen Landstrecken und städtischem Verkehr. Der Testwagen ist neben der umfangreichen Tekna-Ausstattung noch mit der Einparkautomatik ProPilot ausgestattet. So geht es mit umfangreichen Assistenzsystemen und aktiviertem e-Pedal bei warmen sommerlichen Bedingungen direkt auf den ersten Langstreckentest im ECO-Modus.
Langstreckentest im Sommer
Beschleunigungs- und Überholvorgänge sind deutlich agiler als beim alten Modell. Die Höchstgeschwindigkeit ist angegeben mit 157 km/h, ab 100 km/h steigt der Stromverbrauch deutlich ablesbar an. Aber immerhin kann man jetzt spürbar entspannter auf der Autobahn fahren. Im Testwagen lässt sich die Geschwindigkeit auch locker auf bis zu 170 km/h ausfahren. Im Sportmodus sind die Überholvorgänge schneller als mit vergleichbaren Benzinmotoren zu erledigen.
Wir starten mit voll geladenem Akku den Weg Richtung Hamburg auf der Autobahn A7. Im neuen Leaf gibt es wahlweise das Assistenzpaket ProPilot, es ist ab der Ausstattungslinie N-Connecta Serienausstattung. Das entscheidende Feature auf der Autobahn ist der adaptive Tempomat. Mithilfe des Radars an der Fahrzeugfront hält der Leaf den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug konstant und übernimmt die Brems- und Beschleunigungsvorgänge bis zum eingestellten maximalen Tempo.
Den ersten Abschnitt – von Kiel ausgehend – fahren wir ohne Tempomat bis Hamburg, anschließend testen wir den Tempomaten ausführlich in Richtung Bremen. Die erstmalige Aktivierung erfolgt über das Lenkrad mit dem blauen Symbol auf einem der Knöpfe, anschließend wird mit der Set-Taste die Geschwindigkeit eingestellt und das System übernimmt die Geschwindigkeitsregelung. Während der Fahrt erfolgt über zwei Schaltwippen im Bedienfeld auf dem Lenkrad eine Anpassung an die Höchstgeschwindigkeit. Die vorausfahrenden Silhouetten der Fahrzeuge werden zuverlässig erfasst, sobald sie den größten Teil der Fahrbahn abdecken, bei kurzfristig einscherenden Fahrzeugen im laufenden Verkehr kann das System durch eigene Bremsmanöver wieder deaktiviert werden. Wird aus dem stockenden Verkehr ein Stau, bremst das Fahrzeug bis zum Stillstand automatisch herunter. Bei vorübergehendem Stillstand bis zu drei Sekunden rollt der Wagen dann wieder selbstständig an. Dauert es länger, so reicht ein kurzer Tritt auf das Gaspedal zur Reaktivierung des Systems.
B-Modus im Zoe
Beim kleineren Zoe sitzt man etwas höher mit einem sehr guten Überblick. Bei Anlieferung zeigt der Akku 100% Ladung und 400 Kilometer Reichweite an. Wie beim Leaf werden diese Werte in der Praxis kaum erreicht werden. Auch hier gibt es einen ECO-Modus gekoppelt mit dem B-Modus zur Erzielung der maximalen Reichweite. Der Modus realisiert stärkere Rekuperation und automatisierte Bremsmanöver, sobald der Fuß den Druck vom Strompedal nimmt. Wir nehmen die identische Strecke bis zum Elbtunnel und können hier auch noch 200 Kilometer Restreichweite im defensiven B-Modus realisieren.
Die Tempoeinstellungen beschränken sich auf die Geschwindigkeitsbegrenzung und den Tempomaten zur Festlegung der Fahrgeschwindigkeit. Die Aktivierung erfolgt über das Multifunktionslenkrad auf der linken Seite per Knopfdruck. Ohne adaptive Geschwindigkeitsregelung muss man aber selbstständig auf ausreichenden Abstand zum Vordermann/frau achten. Ein Toter-Winkel-Warner gehört zur Ausstattung und ist für die sichere Fahrt auf der Langstrecke ein entlastender Faktor.
Mehr Dynamik ohne ECO-Modus im Leaf und Zoe
Bei 25 Grad Außentemperatur zeigte der Akku in Hamburg im Elbtunnel noch eine Reichweite von gut 250 Kilometern an. Hinter dem Elbtunnel schalten wir auf dem Weg nach Bremen auf der A1 auf den Sportmodus um, der Verbrauch schnellt hierbei aber gerne auf 20 bis 25 kWh pro 100 Kilometer. Am Ende haben wir nach gut 220 Kilometern Fahrtstrecke noch eine Restreichweite von 80 Kilometern auf der Anzeige. Also lassen sich bei milderen Temperaturen durchaus Geschäftstermine im Radius von bis zu 250 Kilometern zügig wahrnehmen, wenn am Ziel eine Schnellladestation für die Bewältigung des Rückweges eingeplant werden kann.
Das Nissan Leaf punktet mit dem größeren Akkupaket mit 62 kWh Kapazität. Das sorgt für ausreichend Reichweite für Pendler und Mittelstrecken. Die Akkus sind im Unterboden verstaut und sorgen somit für einen sehr niedrigen Schwerpunkt, was sich positiv auf die Fahr- und Wankeigenschaften des Wagens auswirkt. Aber nicht nur technisch, sondern auch optisch bietet der Leaf ein überarbeitetes und zeitgemäßeres Erscheinungsbild. Der jetzt 4,49 Meter lange, 1,78 Meter breite und 1,61 Meter hohe Leaf wirkt optisch gelungener und dynamischer als der Vorgänger. Der längere Radstand von 2,70 Metern bietet jetzt gute Platzverhältnisse und hinter der Heckklappe können 420 Liter Gepäck mitgeführt werden. Er ist beim NCAP-Sicherheitstest als Kompaktwagen eingestuft und wurde bei diversen Testszenarien im Jahr 2018 mit vollen 5 Sternen bewertet.
Fahrmodi im Vergleich
Beim Zoe kann komfortabel während der Fahrt per neuem Wahlhebel in der Mittelkonsole zwischen dem dynamischen D-Modus und dem B-Rekuperationsmodus umgeschaltet werden. Die neu gestaltete Mittelkonsole mit großem, hochauflösendem Display ist jetzt ergonomischer als im Vorgängermodell gestaltet. Alle Funktionen sind per Touchscreen aufrufbar und lassen sich auch während der Fahrt einfach einstellen. Darunter gibt es eine praktische Einteilung mit Ablagen unterschiedlicher Größe und ein gut erreichbares Ladefach für das Smartphone. Und dahinter natürlich auch zwei Getränkeaufnahmen für Fahrer und Beifahrer.
Im Drive-Modus können die Überholvorgänge auf der Autobahn zügiger angetreten und abgeschlossen werden. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 140 km/h elektronisch begrenzt, das reicht aber für ein entspanntes Fahren auf den Autobahnen, da der Großteil der Strecke mit Geschwindigkeitsbegrenzungen bestückt ist. Eine Verkehrszeichenerkennung ist mit an Bord und zeigt die aktuell zulässigen Höchstgeschwindigkeiten im laufenden Verkehr im zentralen Cockpit fortlaufend an. Bei Überschreitung wird das Verkehrsschild entsprechend animiert. Am Ende der Strecke auf der A1 haben wir noch 50 Kilometer Restreichweite auf dem Display. Die beiden Fahrten liefen von der Verkehrsdichte nicht identisch ab, aber man kann festhalten, dass beide Autos auch gut auf den Mittelstrecken zwischen Frühjahr und Herbst einsetzbar sind.
Assistenzsysteme für entspanntes Fahren
Ein weiteres Feature des Nissan Leaf ist der Lenkassistent zur konstanten Spurhaltung in der Mitte der Fahrbahn. Dafür liefert die Frontkamera das Ausgangsmaterial für die automatisierte Steuerung. Gleichzeitig wird aber auch kontrolliert, ob der Fahrer eingreifen kann, während er die Hände am Steuer lässt.
Lässt man das Lenkrad los, ertönt zunächst ein Warnsignal, dann bremst der Leaf ohne Eingriff durch den Fahrer das Fahrzeug bis zum Stillstand ab und warnt den folgenden Verkehr durch den eingeschalteten Warnblinker. Ergänzend zu diesen Assistenten gehören der Fernlicht- sowie Totwinkelassistent, die Berganfahrhilfe, der Querverkehrswarner, die Verkehrszeichenerkennung und ein Notbremsassistent mit Fußgängererkennung. Schließlich kann mittels des eingebundenen Kamerasystems und der Ultraschallsensoren eine freie Parklücke ermittelt und automatisiert eingeparkt werden. Per Knopfdruck kann das System eingeschaltet werden und der ProPilot übernimmt alle Rangiervorgänge, bis das Auto in der Parklücke steht.
Der kompaktere Zoe verfügt in der von uns getesteten Intens-Ausstattung ebenfalls über ein umfangreiches Paket von Fahrthilfen. Neben dem vorgestellten Toter-Winkel-Warner sind insbesondere die Rückfahrtkamera, der Spurhalteassistent und die akustischen Einparkhilfen Pluspunkte auf dem Weg zur täglichen Arbeit. Eine Verkehrszeichenerkennung und ein Tempomat runden das Paket ab. Auch praktisch sind die getönten Scheiben für den Rücksitz und die Heckscheibe. Wünschenswert für die Zukunft ist eine entspiegelte Frontscheibe.
Zwei unterschiedliche Ladeanschlüsse
Der Leaf setzt weiterhin auf den CHAdeMO-Schnellladeanschluss. An den Autobahnen bundesweit sind inzwischen an den Tank und Rast-Raststellen fast alle Rastplätze mit den Schnellladesäulen ausgestattet. Der Vorteil der vier Ladeplätze pro Ladesäule liegt in den unterschiedlichen Ladeanschlüssen. Die Ladezeiten mit dem CHAdeMO-Anschluss mit 50 kW Gleichstrom ist für den Leaf zurzeit die schnellste Auflademöglichkeit. Wir sind noch bei 20% Restkapazität beim Ladestart und sommerlichen Außentemperaturen.
Der Zoe hat den in Deutschland inzwischen weiter verbreiteten CCS-Ladeanschluss, der allerdings nur gegen einen kräftigen Aufpreis in Höhe von 1.090 Euro erhältlich ist. Der Ladevorgang mit Gleichstrom kann dann zügig mit 50 kW erfolgen. Mit dem luftgekühlten 50 kWh-Akku erreicht man in etwa einer halben Stunde bis zu 80% der Ladekapazität. Bei einem Neuwagen sollte dieser also auf jeden Fall als Zubehör bestellt werden.
Wer in Regionen ohne Schnellladestationen unterwegs ist und möglichst flexibel laden möchte kann auf den JUICE BOOSTER 2 zurückgreifen. Mit diesem flexiblen System ist es den Nutzern möglich, unabhängig vom Stromanschluss jederzeit schnellstmöglich, automatisch richtig und sicher laden zu können. Im mobilen Einsatz sichert er den Ladevorgang vor allem im Freizeitbereich wie beim Camping, in ländlichen Regionen oder in Ferienhausregionen. Der Booster deckt alle relevanten Stromanschlüsse ab und ermöglicht ein entspanntes Reisen.
Ein Blick auf die Mittelkonsole im Zoe und Leaf
In der Mittelkonsole ist das circa 8 Zoll große und nicht hochauflösende Display installiert. Nach dem Start müssen jedes Mal die Sicherheitsbestimmungen per Touchbedienung bestätigt werden. Von hier aus lassen sich Audiosysteme, Freisprecheinrichtung, Fahrzeugmerkmale und Navigationssysteme steuern. Das Bose-Audiosystem liefert im Zusammenspiel mit dem DAB-Autoradio einen ansprechenden und satten Klang ab.
Die Freisprecheinrichtung, gekoppelt mit dem eigenen Smartphone, ist sehr zuverlässig und übersichtlich bedienbar. Das Navigationssystem ist noch ausbaufähig. Wer zum Beispiel noch differenzierter im Bereich Navigation vorgehen will, kann gleich auf Apple CarPlay oder Android Auto ausweichen und das Display mit dem Smartphone koppeln. Hier arbeiten Karten von Apple oder Google Maps sehr viel zeitnaher und navigieren um den Stau herum. Das kostet natürlich auf der anderen Seite entsprechendes Datenvolumen. Auch die ausgereiftere Sprachführung ist in diesen Systemen während der Fahrt praxisnäher. Die herstellereigene Nissan Connect EV App lässt sich ebenfalls einfach bedienen. Hier lassen sich jederzeit auch die verfügbaren Reichweiten kontrollieren.
Infotainment-Monitore
Unterhalb des Bildschirms ist die komplette Steuerung der Klimatisierung und Heizung gut sortiert auf den Bedientasten untergebracht. Weiter unten findet man das praktische Ablagefach für das Smartphone inklusive USB-Zugang. Für Getränke gibt es zwei Ablagemulden hinter dem Automatikwahlhebel. An den Türen gibt es zusätzliche Ablagefächer.
Beim Zoe wirkt das Cockpit aufgeräumter. Der hochauflösende Monitor thront auf der Mittelkonsole und lässt sich intuitiv per Touchbedienung steuern. Auch die Kamerabilder beim Ausparken zeigen eine hohe Auflösung. Insgesamt wirkt die Bedienung flüssiger und einfacher in der Ansteuerung der unterschiedlichen Menüpunkte.
Fazit
Der Leaf in der Kompaktklasse als Variante e+ hat mit dem größeren Akkupaket und dem leistungsstärkeren Motor gerade in Sachen Fahrdynamik spürbar zugelegt. Die Einsatzmöglichkeiten erweitern sich deutlich, Stadtverkehr, Landverkehr und Autobahnfahrten sind zügig zu bewältigen. Reichweiten und Fahrstil lassen sich mit den unterschiedlichen Fahrmodi individuell einstellen. Mit gut 340 Newtonmetern Drehmoment sind Fahrdynamik und Überholvorgänge vergleichbaren Benzinmotoren in der Kompaktklasse weit überlegen.
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Der kleinere Renault Zoe hat mit der neuen Preisliste aus dem Mai 2020 ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Startpreis für das Modell mit 40 kWh-Akku beträgt 21.900 Euro ohne Akku. Dazu kommt noch die Batterie-Miete, die zwischen 74 und 124 Euro pro Monat liegt. Die Stärken liegen vor allem in einem sehr pfiffig gestalteten Cockpit, einer guten Reichweite von über 300 Kilometern im Sommer und die schnelle Aufladung über das optionale CCS-Ladesystem.
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Addendum
Test aus dem Sommer 2020
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