Die SUV-Autos sind auf dem deutschen Automarkt eindeutig die Trendsetter. Fast jedes dritte Auto wird inzwischen bei den Neuwagen in diesem Segment geordert und ein Ende der Entwicklung ist noch lang nicht abzusehen. Das macht sich auch in der Sportwagenschmiede Porsche überaus deutlich bemerkbar. Der fast fünf Meter lange Cayenne platziert sich in Absatzstatistik vor dem klassischen 911 und dem Boxster/ Cayman. Als Plug-in-E-Hybrid kann er – aufgeladen mit einer Kapazität von circa 11 kWh – dann auch eine Kurzstrecke je nach Umweltbedingungen und Fahrweise zwischen 20 und 30 Kilometern zurücklegen.
Ein Blick auf die ellenlange Preisliste lässt erahnen, welche Ausstattungsschätze bei diesem Porsche noch gehoben werden können. Angefangen mit einer profanen Bugblende aus Edelstahl, über die komfortable Geräusch- und Wärmeschutzverglasung bis hin zur exklusiven Sitzausstattung in diversen Naturledern ist hier alles denkbar und ohne Umstände realisierbar. Nach oben werden keine Wünsche offen gelassen und so lässt sich die kaufkräftige Klientel meistens ein auf die eigenen Ansprüche ausgestattetes Auto kreieren.
In diesem Segment sind auch die Käufer zu sehen und man fragt sich, wozu dieser schwere SUV jetzt noch zusätzlich mit einem Hybrid-Antrieb ausgestattet werden muss, der ihn 160 kg schwerer macht und dafür dann gerade einmal eine Kurzstrecke von maximal 30 km elektrisch fahren kann. Im Gegensatz zum Vorgängermodell bringt es der aktuelle Elektromotor auf 95 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h. Beim eingebauten Benzinmotor handelt es sich um ein V6-Aggregat mit 333 PS – beide Motoren erzielen zusammen eine Systemleistung von 416 PS. Das ermöglicht sportliche Fahrleistungen wie einen Spurt auf 100 km/h in weniger als sechs Sekunden oder eine Höchstgeschwindigkeit von circa 250 km/h auf der Autobahn.
Viele Plug-in-Hybridmodelle sieht man fast nie an den Ladesäulen, sie laden den relativ kleinen Akku meistens via Rekuperiersystem wieder auf und werden dann im Bedarfsfall genutzt. Soll die externe Aufladung genutzt werden, kann das über die Haushalts-Steckdose in etwa 4 Stunden erfolgen. Überwachen und steuern lässt sich der ganze Vorgang idealerweise per App. Damit lassen sich dann auch ganz nette Gimmicks nutzen, zum Beispiel die Abfrage des Standortes, das Vorheizen des Autos im Winter oder die Überwachung von voreingestellten Geschwindigkeitslimits, wenn eine andere Person den Porsche steuert.
Drive or assisted drive?
Wir haben uns dann einmal an den innovativsten Bereich herangetastet: die scheinbar unbegrenzten Assistenzsysteme im Porsche, die die Brücken zwischen dem traditionellen Fahren und den angekündigten autonomen Fahrsystemen in der Zukunft bilden sollen.
An vielen gefahrenträchtigen Situationen setzen die Systeme ein. Ein gängiges System in allen Fahrzeugsystemen ist der Spurwechselassistent, der vor herannahenden Fahrzeugen im toten Winkel des Spiegels nachhaltig aufmerksam macht: ein probates Medium zur Vermeidung von Kollisionen auf Autobahnen.
Der Spurhalteassistent sorgt bei gut markierten Fahrbahnen ab einer Geschwindigkeit von über 65 km/h für ein brummendes Geräusch beim Überschreiten der Fahrbahnmarkierungen und erinnert so daran, die genutzte Spur nicht zu verlassen. Am interessantesten für den Fahrer ist der Abstandsregeltempomat. Er automatisiert die Fahrgeschwindigkeiten durch die Orientierung am vorausfahrenden Fahrzeug. Im Tempobereich zwischen 30 und 210 km/h hält er die Abstände ein, beschleunigt und bremst automatisch, ohne dass der Fahrer eingreifen muss. Das ist für den Fahrer sehr entlastend auf Autobahn- und Langstreckenfahrten.
Reichliche Abmessungen und Platzangebote
Großzügig sind die Außenabmessungen des Autos und hier sind gerade beim Ein- und Ausparken die differenzierten Assistenzsysteme ein Segen für den Fahrer. Auch im Innenraum herrschen üppige Platzverhältnisse für fünf Personen. Die Vordersitze lassen sich individuell einstellen, sodass alle Wünsche erfüllt werden und auch auf der Rückbank ist ein reichhaltiges Platzangebot vorhanden.
Die Zuladung lässt sich variieren und umfasst ein stolzes Ladevolumen zwischen 580 und 1.690 Litern.
Das Fahrercockpit
Für den Liebhaber analoger Knöpfe, Dreh- und Kippschalter eröffnet sich nach dem Einstieg ein wahres Paradies an Bedienungselementen und Schaltmöglichkeiten: angefangen von den Einstellungsoptionen an den Sitzen, über die seitlichen Türelemente und den Armaturen bis hin zur überdimensionalen Mittelkonsole.
Erweitert wird dieses Bedienfeld um das gut bestückte Multifunktionslenkrad und die dahinter liegenden Wählschalter, Schaltwippen für die 8-Gang-Wandler-Automatik und die digitalen Multifunktionsanzeigen. Wer damit noch nicht ausgelastet ist, schaue bitte einmal nach oben an den zentralen Dachhimmel oder in das zentrale Display in der Mittelkonsole mit den umliegenden Bedienungstasten. Um es mit einem Zitat aus den legendären Werner-Filmen auf den Punkt zu bringen, wandeln wir Meister Röhrichs bekanntestes Zitat ab: „Sag mal Werner, tut das not, dass da so viele Knöpfe sind?“ Eigentlich nicht, aber wer es mag, kann sich hier austoben und viele individuelle Einstellungen ausprobieren, bevor er den Fahrbetrieb aufnimmt.
Calm before the storm
Wie kommt ein über 2 Tonnen schweres Hybridauto auf einen DIN-Verbrauch von 3,4 Litern Super? Ganz einfach: Bei geladenem Akku startet der Cayenne elektrisch und fährt bei optimalen Bedingungen circa 30 Kilometer rein elektrisch bis zu einer Geschwindigkeit von 125 km/h. Danach setzt der V6-Zylinder ein und wenn man das Gaspedal ein wenig streichelt, kann man mit maßvoller Geschwindigkeit den Benzinverbrauch erträglich gestalten. Und hier endet dann auch das Labormärchen.
Der Fahrer wird das Auto ganz anders beanspruchen. Der Elektromotor hat die Funktion, den Benziner zu entlasten oder zu befeuern. Während der Fahrt schaltet der Benziner ab, wenn keine Leistung abgefordert wird, zum Beispiel beim Ausrollen oder vor einer Ampel. Wenn jedoch die Leistung zum Beispiel beim Kickdown oder bei langen Autobahnfahrten abgerufen wird, liegen die Verbrauchswerte in einem ganz anderen Bereich. Bei unseren diversen Testfahrten konnten wir die abgelesenen Werte zwischen 8 und 16 Litern taxieren. Die Ladesäule muss im praktischen Betrieb auch nicht unbedingt genutzt zu werden, da die Energierückgewinnung beim Rekuperieren stattfindet und bei den Bremsvorgängen die Akkus relativ zügig aufgeladen werden.
Im Fahrverhalten ist das Hybridmodell ein echter Renn-SUV unter den vergleichbaren Geländewagen, sehr ansprechendes Handling, hohe Agilität über den gesamten Drehzahlbereich, sportliches 8-GangWandlergetriebe und kraftvoll trotz des hohen Gewichts.
Von daher bringt er alles für den erwarteten Fahrspaß mit. Im Gelände lassen sich mit der eingebundenen Niveauregulierung dann auch viele Unebenheiten überwinden – fragt sich nur, wer seinen gediegenen Porsche mit dieser Fahrzeugbreite durch das Gelände bewegt.
Die Fragen nach dem Verbrauch und Umweltfreundlichkeit sind berechtigt, denn außerhalb der Norm im Hybrid-Betrieb genehmigt sich der Cayenne selbst bei konstant 120 km/h auf der Autobahn schon gute 10 Liter Super auf 100 Kilometer. Wird die ganze Bandbreite an Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit ausgenutzt, können es auch locker 16 Liter sein. Lässt man es hierbei ordentlich zur Sache gehen, fährt also häufiger am Limit, beschleunigt stark und bremst stark ab, lädt nebenbei die Batterie ordentlich. Auf diese Weise lässt sie sich dann auch innerhalb von circa 400 Kilometern aufladen. Der Allradantrieb arbeitet ausgewogen und das Fahrwerk macht bei allen Situationen einen harmonischen Eindruck. Mit der optionalen Luftfederung ausgestattet ist der Komfort überdurchschnittlich, die Möglichkeit, den Wagen für einen leichteren Einstieg abzusenken oder für das Gelände anzuheben, sind ganz klare Qualitätsvorteile.
Preise und Ausstattungsmerkmale Die Preispolitik von Porsche ist sehr speziell. Allein über die umfangreiche Preisliste lassen sich die Sportwagenbauer vieles extra bezahlen und so sind Fahrkomfort, Lederausstattungsvarianten und zusätzliche Assistenzsysteme immer mit Preisaufschlägen verbunden. Ein kleines Schmankerl lässt sich aber in der Preisliste finden: Der 100-Liter-Kraftstofftank ist ohne Aufpreis erhältlich. Vom Grundpreis von 86.133 Euro ist unser Testwagen-Endpreis deutlich entfernt im sechsstelligen Bereich anzusiedeln.
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