Kaum ein anderes Gefährt vereint Geschichte und Offroadeigenschaften so sehr wie der Jeep Wrangler. Sein Terrain ist eindeutig unwegsames Gelände und die besonderen Herausforderungen sind wohl auch die Motivation für FahrerInnen sich mit dem legendären Allradgefährt in das Abenteurer zu starten. Aber auch der Wrangler muss sich dem Diktat der CO2-Reduzierung beugen. Und so folgt er dem Downsizing und der Elektrifizierung mit einem aktuellen Modell als Plug-in-Hybrid. Hat der Wrangler noch immer das Gelände-Gen in sich?
Der erste Eindruck zählt und so ist der Wrangler in einem farbenprächtigen „Nacho“-Orange schon ein optischer Blickfang. Hier werden alle stilsetzenden Elemente der Wrangler-Generationen akzentuiert. Die runden Scheinwerfer, der rudimentäre Kühlergriff und die eigenwillige Motorhaube mit den aufgesetzten Verschlüssen. Die Neuerungen sind dezent eingearbeitet und sorgfältig ausgeführt. Die umgestellten LED-Rundscheinwerfer und die im Schmutzfänger seitlich flankierenden LED-Streifen sind gut geschützt integriert. In der Doppelfunktion werden die Streifen für das Tagfahrlicht und den Blinker eingesetzt.
Aber nicht nur dieser Eindruck vermittelt Robustheit und durable Geländefähigkeit. Auch einige derbe Details blieben erhalten. Die kompakten Türen mit den klobigen Schlössern, die großzügigen Winkel und kurzen Überhänge gekoppelt mit einer groben Geländebereifung und das tradierte Reserverad an der Heckklappe weist auf die originären Aufgabenfelder hin. Beim 4xe liegt der Fokus auf ein robustes Erscheinungsbild. Das setzt sich auch im Interieur fort. Hinter dem mächtigen Lenkrad gibt es die notwendigen Anzeigen und zentral den üblichen Infotainment-Bildschirm
Es gibt kaum Limits im Gelände
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Ansonsten bleiben zum Glück das lackierte Blech im Interieur, ein einfacher Werkzeugsatz im Ablagefach der Mittelkonsole zum Schrauben und die klobigen Gang- und Getriebewahlhebel für eine reichhaltige Auswahl im Gelände. Auf dem Automatikgetriebeknauf thront ein Emblem vom puren Jeep Cabrio. Einsteigen, die aufrechten Sitze kurz einstellen, und schon kann der Weg ins Gelände starten. Keine Spur von Geräuschreduzierung, alle Schalt- und Allradvorgänge sind für den wahren Offroadfan gut vernehmbar.
Mit der neuen PHEV-Variante, bestehend auf deinem rauen 2.0-Liter-Reihenvierzylinder und dem Trend folgend einem ins Getriebe gesetzten Elektromotor mit 145 PS, ist man schon sehr gut präpariert. Dazu gesellt sich ein Riemenstartgenerator mit 45 PS Leistung, der für sanftere Start-Stopp-Phasen sorgt. Das Gesamtpaket mit insgesamt 381 PS und stattlichen 637 Nm maximalen Drehmoment bietet es für den Offroader ein ansprechendes Leistungspaket.
Im Gelände angekommen ist mit der Untersetzung und Auswahl des Allradantriebs steht ein vollwertiger Allradantrieb zum Vortrieb zur Verfügung. Steigungen und steile Abfahrten können problemlos in Angriff genommen werden. Die Besonderheit gegenüber den konventionellen Modellen liegt in der Auswahl der Fahrmodi. Ist der Akku geladen, kann via „E-Mode“ rein elektrisch gefahren werden, die Standardeinstellung ist „Hybrid“ als Kombination beider Antriebe. Zusätzlich kann über „E-Save“ der Akku-Stand gehalten oder über den Verbrennungsmotor aufgeladen werden.
Flexibilität im Gelände
Wenn man nicht mit der grobstolligen Geländebereifung unterwegs ist, kann der 4xe auch auf den befestigten Straßen ein paar Vorteile ausspielen. Er ist derber im Fahrverhalten, kann aber bei winterlichen oder regennassen Straßen die Vorteile des Allradantriebs ausspielen. Dazu sind in unserer Version die Fahrsicherheitssysteme wie die adaptive Geschwindigkeitsregelung eingebunden und erleichtern den Fahrspaß auf den Langstrecken.
Zurück in den Ortschaften kann bei Bedarf zum Aufladen des Akkus eine Taste für maximale Rekuperation ausgewählt werden. Bei Aktivierung ist damit ein One-Pedal Feeling in Kraft, damit wird bei Rücknahme des Gasfußes der Jeep sofort abgebremst und die Energierückgewinnung ist maximiert. Bei vollem Akku lässt sich der schwere Wrangler mit mäßigem Durst bewegen. Hier sind dann auch mal bei gedämpfter Fahrkultur unter 6 Litern im Winter möglich. Wenn die Akkukapazität zur Neige geht, nimmt sich der Wrangler die Kraft aus dem Benzinmotor, dann sind im Winter durchaus 10 bis 12 Liter Superbenzin üblich. Bei intensiven Geländeeinsätzen oder Hochgeschwindigkeitsfahrten auf der Autobahn ist auch mit mehr zu rechnen.
Laden an der eigenen Wallbox ist effektiv
Optimal ist also wie anderen PHEV-Gefährten den Akku über Nacht an der eigenen Wallbox zu laden, um so am effektivsten aus Kostensicht zu fahren. Ein bisschen Geduld ist beim Aufladen mit dem Typ-2-Anschluss an öffentlichen Ladesäulen gefragt, gut zweieinhalb Stunden müssen eingerechnet werden. Ist die volle Kapazität erreicht, kann man im Sommer unter idealen Bedingungen wohl bis zu 50 Kilometer elektrisch zurücklegen, im Winter sind es bei unserem Test knapp 30 Kilometer.
Was bleibt also spannend am Wrangler mit dem PHEV? Die Eindrücke im Gelände gepaart mit den Fahrsicherheitssystemen und der flexibel einsetzbaren Untersetzung machen den Wrangler zum Gefährten auf dem Outdoorterrain. Eine gute Übersichtlichkeit und die Reminiszenzen an die traditionellen Werte lassen ihn als Unikum unter allen Geländewagen immer noch einzigartig erscheinen.
Es gibt ihn zurzeit nur als Fünftürer und der Einstiegspreis ist auch jenseits der ursprünglichen Preise ohne Hybridtechnik teuer oder noch ein bisschen teurer. Als Sahara sind satte 77.500 Euro und als etwas besser ausgestatteter Rubicon 79.500 Euro fällig. Das rechnet sich nur für absolute Fans, die dem Wrangler die Treue halten. Aber immerhin haben sich in Deutschland schon einige hundert Fans mit der BAFA-Prämie für den Jeep Wrangler PHEV erwärmen können.
Die Zukunft bei Jeep wird eindeutig durch die neuen Elektro-SUV bei Jeep bestimmt. Nach eigenen Angaben wird es bis 2025 schon vier neue Elektromodell am Markt geben.
Fazit
Das Unikum Wrangler PHEV ist sicherlich nicht Habecks Vorzeigemodell in Sachen CO2-Einsparung. Angesichts der ausgelaufenen Prämien für Plug-In-Hybride wird Jeep jetzt in Sachen Elektroautos einen Spurt einlegen müssen. Wenn man rein die Geländeeigenschaften in den Vordergrund stellt, wird der Wrangler das Nonplusultra für eine eingeschworene Jeep-Fangemeinde bleiben.
Addendum
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